Oldersum/Ostfriesland (Niedersachsen)

Landdrostei Aurich – WikipediaKarte Oldersum – derzeit ca. 1.500 Einwohner zähelnd - ist heute ein Ortsteil der Gemeinde Moormerland im ostfriesischen Landkreis Leer - knapp zehn Kilometer südöstlich von Emden gelegen (Ausschnitt aus hist. Karte von 1905, aus: wikipedia.org, CCO und  Kartenskizze 'Landkreis Leer', Hagar 2009, aus: wikipedia.org, CC BY-SA 3.0).

 

Die Geschichte der Juden in Oldersum steht in enger Beziehung mit der Geschichte der Emdener Juden; so stammten vermutlich die ersten jüdischen Familien, die sich um 1600/1610 in Oldersum niederließen, aus der Stadt Emden; von dort waren sie durch die judenfeindliche Politik des Magistrats vertrieben worden. Später gehörten die Oldersumer Juden der Emdener Synagogengemeinde an, suchten dort die Synagoge auf und begruben ihre Verstorbenen auf den dortigen Friedhöfen.

Der früheste schriftliche Beleg für Ansiedlungen von Juden in Oldersum stammt aus dem Jahre 1606; fünf jüdische Familien wurden aufgeführt, die Schutzgelder an die Herrschaft Oldersums, ab 1631 dann an die Stadt Emden zu entrichten hatten. Ihren kargen Lebensunterhalt verdienten die wenigen hiesigen Familien zumeist als Viehhändler und Metzger; erst gegen Ende des 19.Jahrhunderts kamen sie zu bescheidenem Wohlstand.

Juden in Oldersum:

         --- um 1610 .......................  5 jüdische Familien,

    --- um 1670 .......................  3     “       “    ,

    --- um 1720/40 ....................  2     “       “    ,

    --- 1842 .......................... 19 Juden (in 4 Familien),

    --- um 1880 .......................  4 jüdische Familien,

    --- 1926 .......................... 22 Juden (in 5 Familien),

    --- 1940 (Dez.) ...................  keine.

Angaben aus: Klaus Euhausen, Vier Jahrhunderte jüdische Geschichte in Oldersum 1606 - 1940

Kirchstraße in Oldersum (hist. Aufn., 1913)

 

Mit der Verdrängung der jüdischen Viehhändler und dem 1938 auferlegten Gewerbeverbot war damit den in Oldersum lebenden Juden ihre Lebensgrundlage gänzlich entzogen.

Von den von Leer gesteuerten Ausschreitungen am 10.November 1938 waren auch jüdische Bewohner Oldersums betroffen; sie wurden inhaftiert. Zu welchem Zeitpunkt der letzte jüdische Bewohner Oldersum verlassen hat, ist nicht eindeutig festzustellen. Als sicher gilt, dass den Ende 1940 von Emden aus einsetzenden Deportationstransporten auch Oldersumer Juden angehörten; die meisten fanden dabei den Tod.

Seit 1995 erinnert ein Gedenkstein (Aufn. Klaus Euhausen, 1995) an die ehemaligen jüdischen Bewohner Oldersums mit den folgenden Worten:

Zum Gedenken an die Oldersumer Bürger jüdischen Glaubens,

die während der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft von 1933 - 1945

zuerst ihrer Würde, dann ihrer Freiheit und schließlich ihres Lebens beraubt wurden.

ERINNERUNG IST DAS GEHEIMNIS DER ERLÖSUNG.

 

Seit jüngster Zeit nimmt auch Oldersum am sog. „Stolperstein“-Projekt teil; so wurden 2019 sieben Steine für Angehörige der beiden Familien Polak/Herz und Cohen verlegt

Stolperstein-oldersum-polak-isaac-abraham.jpg Stolperstein-oldersum-polak-bertha.jpg Stolperstein-oldersum-herz-siegfried.jpg Stolperstein-oldersum-herz-martha.jpg Stolperstein-oldersum-herz-ingeborg.jpg

Fünf Stolpersteine in Oldersum (Aufn. Hauke Stieler, 2020, aus: wikipedia.oirg, CC BY-SA 4.0)

 

 

Weitere Informationen:

Otto Aden, Oldersum - Zur Geschichte eines ostfriesischen Fleckens, Hrg. Gemeinde Oldersum, Oldersum 1972

Herbert Kannegieter, Oldersumer Chronik, Selbstverlag, Emden 1987

Frisia Judaica, Beiträge zur Geschichte der Juden in Ostfriesland, Verlag Ostfriesische Landschaft, Aurich 1988

Else Kannegieter, Juden in Oldersum 1606 - 1880, in: "Quellen und Forschungen zur ostfriesischen Familien- und Wappenkunde", No. 3/1996, Emden 1996

Klaus Euhausen, Vier Jahrhunderte jüdische Geschichte in Oldersum 1606 - 1940. Ein Beitrag zur Geschichte der Juden in Oldersum, o.O. o.J. (online abrufbar unter: euhausen-klaus.de - Anm.: mit detaillierten personenbezogenen Informationen)

Klaus Euhausen, Die juedischen ehemaligen Familien in Oldersum – Familienforschung und Regionalgeschichte, online abrufbar unter: euhausen-klaus.de/oldersumerjuden.htm (Jan. 2019)

Karin Lüppen (Red.), Oldersum. Oldersumer Juden vor Vergessen bewahren, in: „OZ – Ostfriesen-Zeitung“ vom 11.1.2019

Karin Lüppen (Red.), Oldersum/Weener. Sieben Steine gegen das Vergessen verlegt, in: „OZ – Ostfriesen-Zeitung“ vom 13.2.2019