Graudenz/Weichsel (Westpreußen)

http://www.preussenweb.de/provinz/westpreussen.jpg Graudenz - heute die polnische Stadt Grudziądz mit derzeit ca. 95.000 Einwohnern - ist etwa 100 Kilometer südlich von Danzig/Gdansk gelegen. Sie besaß seit 1291 Stadtrechte; nach 1772 war die Stadt preußisch, ab 1920 gehört sie zum polnischen Staatsgebiet (Ausschnitte aus hist. Landkarten, aus: wikipedia.org, gemeinfrei und Kartenskizze Polen mit Grudziądz rot markiert, K. 2006, aus: commons.wikimedia.org CC BY-SA 3.0).

 

Bis zur 1.Teilung Polens (1772) waren in der Stadt Graudenz keine Juden ansässig; denn der Magistrat war immer bestrebt gewesen, keine jüdischen Familien im Ort zu dulden. In den 1780/1790er Jahren setzte dann ein anfangs nur zögerlicher Zuzug jüdischer Familien in die Stadt ein; eine jüdische Gemeinde bildete sich in Graudenz erst zu Anfang des 19.Jahrhunderts.

Anm.: Im Amte Graudenz hatten sich in Engelsburg und in Roggenhausen Juden niederlassen dürfen.

Im Jahre 1822 richtete diese einen Betsaal ein, den mehr als 20 Jahre später ein Synagogenneubau ersetzte. Dieses mit zwei Türmen versehene im neugotischen Stil errichtete Gebäude bot Platz für ca. 200 Personen.

Synagoge in Graudenz (hist. Aufn.)

Als erster Rabbiner in Graudenz wirkte ab dem Jahre 1857 Dr. Loewenmeyer; ihm folgte 1862 Dr. Michael Rosenstein nach, der bis zu seinem Tode (1900) hier amtierte. Danach hatte Dr. Jacob Loewy das Rabbineramt bis 1921 inne.

Etwa zeitgleich mit der Einweihung der Synagoge eröffnete in Graudenz eine staatliche jüdische Elementarschule; diese bestand bis gegen Ende des 19.Jahrhunderts.

Die Anlage des jüdischen Friedhofs war bereits in den 1830er Jahren erfolgt; diese Begräbnisstätte wurde von fast 40 umliegenden kleinen Ortschaften mitgenutzt. In den 1820er Jahren hatten die Graudenzer Juden ihre Verstorbenen auf einem außerhalb der Stadt gelegenen Feldstück begraben müssen, da der Stadtmagistrat ihnen damals die Anlage eines Friedhofs verweigert hatte.

Heute erinnert nichts mehr an den jüdischen Friedhof von Graudenz.

Juden in Graudenz:

     --- 1816 ..........................  32 Juden,

     --- 1840 .......................... 193   “  ,

     --- 1849 .......................... 296   “  ,

     --- 1871 .......................... 704   “   (ca. 5% d. Bevölk.),*

    --- 1885 .......................... 926   “  ,*     * Synagogenbezirk

    --- 1895 .......................... 860   “  ,*

    --- 1910 .......................... 698   “  ,*

             .......................... 152   “  ,**     ** nur Stadt Graudenz

    --- 1921 .......................... 297   “  ,*

    --- 1931 .......................... 677   “  ,*

    --- 1939 (Mai) .................... 182   “  ,*

    --- 1940 .......................... keine.                                                  

Angaben aus: Max Aschkewitz, Zur Geschichte der Juden in Westpreußen, S. 18, S. 171 u. S. 216

Graudenz gegen Mitte des 19.Jahrhunderts – Lithographie (Abb. aus: wikipedia.org, gemeinfrei)

 

Während die jüdische Bevölkerung des flachen Landes in den 1870er und 1880er Jahren deutlich zurückging, hatten die Städte, insbesondere Graudenz, zunächst einen erheblichen Zuwachs zu verzeichnen, der aber durch Abwanderung bald wieder aufgezehrt wurde. Seit 1910 war die Stadt Graudenz Mittelpunkt eines Synagogenbezirkes.

File:Graudenz, Westpreußen - Stadtansicht vom Schlossberg (Zeno Ansichtskarten).jpg Postkarte um 1915 (Abb. aus; commons.wikimedia.org, CCO)

Trotz ihrer deutschen Bevölkerungsmehrheit (1920 betrug der dt. Anteil knapp 85%) musste Graudenz auf Grund des Versailler Vertrages von Deutschland abgetreten werden. Nach der Angliederung des westpreußischen Gebiets an den neugegründeten polnischen Staat (Januar 1920) wanderten innerhalb kürzester Zeit verstärkt Juden aus Graudenz ab und verzogen besonders in die Städte Berlin und Breslau. Von den alteingesessenen Familien blieben nur ca. 15 in der Stadt zurück. Ausgeglichen wurden die Bevölkerungsverluste durch starken Zuzug aus dem östlichen Polen und Galizien, sodass Anfang der 1930er Jahre wieder mehr als 700 Juden in Graudenz lebten. Allerdings traten nun erhebliche Spannungen zwischen den Neuankömmlingen und den wenigen, länger ansässigen jüdischen Bewohnern auf. Letztendlich gewannen die „ostjüdischen“ Zuwanderer immer mehr an Gewicht; dies zeigte sich u.a. darin, dass die „zionistische Richtung“ in der Gemeinde dominierend wurde. Beide Gruppierungen hatten in den 1930er Jahren wiederholt unter antisemitischen Angriffen und Boykotten zu leiden, die zahlreiche Geschäftsleute zur Aufgabe und zur Abwanderung zwangen.

Als die deutsche Wehrmacht und in ihrem Gefolge der SD in Graudenz einrückten, waren die meisten männlichen jüdischen Einwohner bereits aus der Stadt geflohen; für die verbliebenen Familienangehörigen wurde umgehend die „Abwanderung ins Generalgouvernement“ in die Wege geleitet. Doch zuvor mussten noch hohe Kontributionen an die NS-Besatzungsbehörden geleistet werden. Das Synagogengebäude wurde 1940 zerstört und abgerissen; auch der jüdische Friedhof wurde ebenfalls dem Erdboden gleichgemacht.

Nach Kriegsende kehrten nur einige Dutzend Juden nach Graudenz zurück; eine Gemeinde bildete sich aber nicht wieder. Ende der 1960er Jahre verließen dann die letzten Bewohner mosaischen Glaubens die Stadt.

Heute gibt es keinerlei Spuren jüdischer Geschichte in der Stadt.

 

Aus Graudenz stammte Julius Cohn , der dort als Sohn eines Kultusbeamten/Lehrers 1878 geboren wurde. Der vielseitig begabte Cohn studierte nach seiner Promotion (1908 an der Universität Heidelberg) an der Hochschule für die Wissenschaft des Judentums in Berlin, um Rabbiner zu werden. Nach zwischenzeitlicher Tätigkeit als Religionslehrer/Hilfsprediger der jüdischen Gemeinde Berlin wurde Julius Cohn 1915 Rabbiner in Hoppstätten und Landrabbiner in Birkenfeld. Nach einigen Jahren kam er – nach kurzen Aufenthalten in Karlsruhe und Stuttgart – nach Ulm, wo er 1928 als Bezirksrabbiner tätig war. Während der Pogromnacht wurde er schwer misshandelt. Im Frühjahr emigrierte er nach Großbritannien, wo er an den gesundheitlichen Schäden 1940 verstarb.

 

 

 

 

In Lessen (poln. Lasin) – einem Ort mit derzeit ca. 8.000 Einwohnern, knapp 20 Kilometer nordöstlich von Graudenz entfernt - erfolgte vermutlich erst nach 1800 Zuzug von jüdischen Familien. Begräbnisse jüdischer Personen fanden seit 1817 auf einem Areal neben dem kommunalen Friedhof statt. Seit der zweiten Hälfte des 19.Jahrhunderts gab es im Ort eine Synagoge.

Juden in Lessen:

--- 1816 ........................ 106 Juden,

--- 1831 ........................ 157   “  ,

--- 1845 ........................ 255   “  ,

--- 1871 ........................ 287   “  (ca. 12% d. Bevölk.),

--- 1880 ........................ 287   “  ,

--- 1895 ........................ 211   “  (ca. 7% d. Bevölk.),

--- 1905 .................... ca. 210   “  ,

--- 1911 ........................  77   “  ,

--- 1921 ........................  23   “  ,

--- 1927 ........................   7   “  .

Angaben aus: Gerhard Salinger, Zur Erinnerung und zum Gedenken. Die einstigen jüdischen Gemeinden Westpreußens, Teilband 2, S. 490/491

Mit der nach Ende des Ersten Weltkrieges erfolgten Abwanderung der jüdischen Familien wurde das nun verwaiste Synagogengebäude an die Kommune verkauft (1922).

Heute lassen sich auch keinerlei Spuren des jüdischen Friedhofes mehr finden.

 

 

 

 In Rehden (poln. Radzyn, derzeit ca. 15.800 Einw.), einem Orte im Kreis Graudenz ca. 20 Kilometer südöstlich der Kreisstadt, konnten sich erst zu Beginn des 19.Jahrhunderts Juden ansiedeln. Zu den gemeindlichen Einrichtungen zählten ein Friedhof und eine kleine Synagoge.

Juden in Rehden:

--- 1820 ........................ eine jüdische Familie,

--- 1831 ........................ 103 Juden,

--- 1840 ........................ 143   “  ,

--- 1880 ........................ 125   “  (ca. 6% d. Bevölk.),

--- 1895 ........................  83   “  ,

--- 1900 .................... ca.  50   “  ,

--- 1913 ........................  24   “  ,

--- 1921 ........................  12   “  .

Angaben aus: Gerhard Salinger, Zur Erinnerung und zum Gedenken. Die einstigen jüdischen Gemeinden Westpreußens, Teilband 2, S. 495

Anfang der 1920er Jahre verließen die letzten in Rehden lebenden Juden die Ortschaft.

Während vom jüdischen Friedhof heute keine Spuren mehr vorhanden sind, ist das ehemalige Synagogengebäude erhalten und dient schon seit langem Wohnzwecken.

 

 

 

In der ca. 30 Kilometer östlich von Graudenz liegenden Kleinstadt Freystadt (poln. Kisielice, derzeit ca. 2.200 Einw.) gab es vermutlich bereits im 17.Jahrhundert eine jüdische Gemeinde; denn aus dieser Zeit ist die Anlage eines Friedhofs belegt. Allerdings war die Zahl der jüdischen Familien bis zu Beginn des 19.Jahrhunderts streng limitiert. Ihren Höchststand erreichte die jüdische Bevölkerung in den 1870/1880er Jahren mit mehr als 250 Personen. Aus dieser Zeit stammte auch ein neues Synagogengebäude auf dem Hinterhausgelände an der Marktstraße und ein neuangelegtes Beerdigungsareal.

Juden in Freystadt:

    --- 1816 .........................   12 Juden,

--- 1831 .........................   77   “  ,

    --- 1846 .........................  123   “   (ca. 6% d. Bevölk.),

    --- 1871 .........................  276   “   (ca. 10% d. Bevölk.),

    --- 1880 .........................  268   “  ,

    --- 1890 ..................... ca.  200   “  ,

    --- 1900 ..................... ca.  150   “  ,

    --- 1910 ..................... ca.  100   “  ,

    --- 1922 ..................... ca.   75   “  ,

    --- 1933 .........................   32   “  .

Angaben aus: Gerhard Salinger, Freystadt, in: Die einstigen jüdischen Gemeinden Westpreußens, Bd. 3, New York 2009, S. 575 f.

Anfang der 1930er Jahre lebten noch ca. 30 jüdische Personen in Freystadt. Die bereits in den 1920er Jahren erfolgten antisemitischen Angriffe setzten sich nach 1933 fort; gegen Ende der 1930er Jahre lebten keine Juden mehr hier. Bereits 1931 war das Synagogengebäude Ziel gewalttätiger Maßnahmen gewesen; 1938 wurde es vollends zerstört. Im Verlauf des 20.Jahrhunderts wurden auch beide jüdische Friedhöfe Freystadts zerstört.

vgl. Freystadt (Westpreußen)

 

 

 

In Briesen (poln. Wabrzezno, derzeit 13.600 Einw.) - etwa 30 Kilometer südlich von Graudenz gelegen - gab es bereits zu Beginn des 18.Jahrhunderts eine mehrere hundert Angehörige zählende Gemeinde, die bis gegen Ende des 19.Jahrhunderts weiter anwuchs und 1885 immerhin fast 600 Personen zählte; der Synagogengemeinde waren nahezu 70 umliegende kleine Ortschaften angeschlossen. Anfänglich hielt die Judenschaft ihre Gottesdienste im Hause von Simon Ascher ab; erst 1847 wurde der Grundstein zu einem Synagogenbau gelegt, der ein Jahr später eingeweiht wurde. Anfang der 1820er Jahre wurde ein eigener Friedhof angelegt.

Juden in Briesen:

    --- 1775 ........................ keine Juden,

    --- 1808 ........................   28   “   ,

    --- 1815 ........................   11 jüdische Familien,

    --- 1831 ........................  126 Juden,

    --- 1840 ........................  258   “  ,

    --- 1852 ........................  385   “  ,

    --- 1871 ........................  540   “  ,

    --- 1895 ........................  459   “  ,

    --- 1910 ........................  293   “  ,

    --- 1925 ........................   26   “  ,

--- 1934 ........................  105   “  ,

--- 1938 .................... ca.   80   “  .

Angaben aus: Wabrzezno. Demography, in: sztetl.org.pl

Eine starke Abwanderung bzw. Emigration ihrer Angehörigen führte schließlich dazu, dass die Briesener Gemeinde um 1930 kaum noch 100 Personen zählte. Die bei Kriegsbeginn hier noch lebenden jüdischen Bewohner der Stadt und des Kreises wurden zunächst kurzzeitig in einem Lager innerhalb der Stadt zusammengeführt und dann von hier „ins Generalgouvernement umgesiedelt“. Nach Kriegsende lebten hier keine Juden mehr. Vom jüdischen Friedhof sind heute keinerlei Überreste mehr vorhanden; er wurde bereits 1939 zerstört.

vgl. Briesen (Westpreußen)

 

 

 

In Kulm/Weichsel (auch Culm, poln. Chelmno, derzeit ca. 19.600 Einw.) - etwa 30 Kilometer südwestlich von Graudenz - siedelten sich nach der preußischen Angliederung (1772) erstmals Juden an. Trotz der feindseligen Haltung deutscher Kaufleute konnten sich die jüdischen Händler (zumeist im Getreidehandel tätig) auf Dauer behaupten. Um 1815 lebten in der Stadt nur elf jüdische Familien. Die jüdische Bevölkerung wuchs in der ersten Hälfte des 19.Jahrhunderts stark an und erreichte um 1855 ein Maximum von mehr als 1.000 Personen. Erste Begräbnisse auf dem jüdischen Friedhof in Kulm - an der damaligen Ackerstraße - fanden bereits im ausgehenden 18.Jahrhundert statt. Eine formelle Gemeindegründung erfolgte um 1820; ca. zwei Jahrzehnte später wurde die behördliche Genehmigung zum Bau einer Synagoge erteilt, die wenig später errichtet wurde und der jüdischen Bevölkerung des Kreises sowie angrenzender Ortschaften gottesdienstlicher Mittelpunkt war. Die feierliche Einweihung der neuen Synagoge an der Querstraße wurde Ende Mai 1843 von Dr. Hermann Sommerfeld, dem Prediger der Elbinger Gemeinde, vorgenommen.

                                        Synagoge in Kulm (hist. Aufn.)

An der Ritterstraße - nahe der Synagoge - befand sich das jüdische Schlachthaus.

Juden in Kulm:

    --- 1816 ..........................  42 Juden (ca. 1% d. Bevölk.),

    --- 1864 .......................... 520   “   (ca. 6% d. Bevölk.),

    --- 1886 .......................... 516   “  ,

    --- 1910 .......................... 248   “  ,

    --- 1921 ..........................  77   “  ,

    --- 1923 ..........................  39   “  ,

--- 1927 ..........................  15   “  .

Angaben aus: Anna Soborska-Zielinska, Z dziejów gminy zydowskiej w Chelmnie (From the history of Jewish community in Chelmno), 2007

In den Folgejahrzehnten verstärkte sich die Abwanderung; als nach Ende des Ersten Weltkrieges Kulm an den polnischen Staat fiel, verließ ein Teil der deutschen Bevölkerung, darunter auch zahlreiche Juden, die Stadt; zu Beginn der 1920er Jahre lebten kaum noch 100 Bürger jüdischen Glaubens in Chelmno, Anfang der 1930er Jahre waren es nicht einmal mehr 50 Personen. Die bis 1932 noch autonome Gemeinde schloss sich angesichts der weiter abnehmenden Mitgliederzahl nun der Kultusgemeinde Graudenz an. Unmittelbar nach Beginn des Zweiten Weltkrieges wurden die wenigen Kulmer Juden „umgesiedelt“; sie wurden im Wald bei Klamry ermordet. Die 1842/1843 errichtete Synagoge wurde alsbald gesprengt bzw. abgerissen, der Friedhof eingeebnet. Das Areal des ehemaligen jüdischen Friedhofs ist heute eine Grünanlage; dort steht ein Gedenkstein, der an die Angehörigen der ehemaligen jüdischen Gemeinde erinnert.

Anm.: Salomon Samuel, der erste Rabbiner der jüdischen Gemeinde in Essen, stammte aus Culm, wo er 1867 als Sohn des hiesigen Lehrers und Vorbeters geboren wurde.

                 vgl. Kulm (Westpreußen)

 

 

 

In Neuenburg (poln. Nowe, derzeit ca. 6.000 Einw.) – nördlich von Graudenz am Westufer der Weichsel gelegen – bildete sich in der ersten Hälfte des 19.Jahrhundert eine jüdische Gemeinde; erste Niederlassungen von Familien erfolgten wohl bereits gegen 1800. Neben einem eigenen Friedhof besaß die Gemeinde seit Ende der 1840er Jahre eine Synagoge.

Juden in Neuenburg:

    --- 1868 ..........................  470 Juden (ca. 10% d. Bevölk.),

    --- 1885 ..........................  270   “   (ca. 6% d. Bevölk.),

    --- 1895 ..........................  213   “   (ca. 4% d. Bevölk.),

    --- 1910 ..........................  141   “  ,

    --- 1921 ...................... ca.   30   “  ,

--- 1934 ...................... ca.   80   “  .

Angaben aus: Nowe, Demography, in: sztetl.org.pl

Im letzten Viertel des 19.Jahrhunderts setzte eine deutliche Abwanderung jüdischer Familien aus Neuenburg ein; nach Ende des Ersten Weltkrieges verließen die meisten der noch ansässigen Juden die Stadt in Richtung Deutschland, so dass die Gemeinde sich aufzulösen begann. Zuzüge aus dem westlichen Russland ließ die Zahl der jüdischen Familien wieder etwas anwachsen. Dies führte jedoch zu gewissen Dissonanzen zwischen den wenigen alteingesessenen Familien mit den osteuropäischen Zuwanderern. Anfang der 1930er Jahre wurde die Gemeinde offiziell aufgelöst; verbliebene Juden schlossen sich der jüdischen Gemeinde von Schwetz an. Bis 1939 gelang es einigen Familien, die Stadt zu verlassen. Zu Beginn des Zweiten Weltkrieges wurde das marode und inzwischen aufgegebene Synagogengebäude von den Nationalsozialisten zerstört, das Abbruchmaterial zum Straßenbau benutzt.

vgl. Neuenburg (Westpreußen).

 

 

 

Weitere Informationen:

Benno Heym, Geschichte des Kreises Briesen und seiner Ortschaften, Briesen 1902

Max Aschkewitz, Der Anteil der Juden am wirtschaftlichen Leben Westpreußens um die Mitte des 19.Jahrhunderts, in: "Zeitschrift für Ostforschung", No.11/1962, S. 482 ff.

Max Aschkewitz, Zur Geschichte der Juden in Westpreußen, in: "Wissenschaftliche Beiträge zur Geschichte und Landeskunde Ost-Mitteleuropas", No. 81, hrg. vom Johann Gottfried Herder-Institut, Marburg 1967

Horand Henatsch (Hrg.), Kulm an der Weichsel. Stadt und Land im Wechsel der Geschichte 1232–1982, Bremervörde 1982

The Encyclopedia of Jewish Life before and during the Holocaust (Vol. 1), New York University Press, Washington Square, New York 2001, S. 244, S. 404, S. 465 und Vol. 3, S. 1420

Anna Soborska-Zielinska, Z dziejów gminy zydowskiej w Chelmnie (From the history of Jewish community in Chelmno), 2007

Grudziądz, in: sztetl.org.pl

Radzyn, in: sztetl.org.pl

Wabrzezno, in: sztetl.org.pl

Chelmno, in: sztetl.org.pl

Nowe, in: sztetl.org.pl

Gerhard Salinger, Zur Erinnerung und zum Gedenken. Die einstigen jüdischen Gemeinden Westpreußens, Teilband 2, New York 2009, S. 476 – 487, S. 488 - 492 (Lessen) und S. 493 - 496 (Rehden)