Gnodstadt (Unterfranken/Bayern)

Datei:Marktbreit in KT.svg Gnodstadt mit derzeit ca. 750 Einwohnern ist heute einer der beiden Ortsteile von Marktbreit im Landkreis Kitzingen (Kartenskizze 'Landkreis Kitzingen', Hagar 2010, aus: commons.wikimedia.org, CC BY-SA 3.0).

 

In Gnodstadt existierte eine kleine jüdische Gemeinde, deren Wurzeln im ausgehenden 17.Jahrhundert liegen. Erstmals ist 1593 ein Jude in Gnodstadt, der Pferdehändler Samuel, genannt; trotz Widerstandes der Dorfobrigkeit erhielt er von den brandenburgisch-markgräflichen Behörden einen Schutzbrief, der später auch auf seinen Sohn übertragen wurde. In den Jahren des Dreißigjährigen Krieges konnten sich weitere Juden in Gnodstadt ansässig machen. In den bayrischen Matrikellisten (1813) sind für Gnodstadt sieben jüdische Haushalte (aus 44 Personen bestehend) eingetragen, die zeitweise sich gegen Übergriffe seitens der christlichen Bevölkerung zur Wehr setzen mussten.

Zu den gemeindlichen Einrichtungen der Gnodstädter Judenschaft gehörte ein 1810 angekauftes Haus, in dem neben einer Synagoge auch die Schule mit Lehrer/Vorsängerwohnung untergebracht war; ein rituelles Bad befand sich vermutlich in einem anderen Haus. Religiöse Aufgaben besorgte zeitweise ein von der kleinen Gemeinde angestellter Religionslehrer; doch auf Grund der geringen Zahl der hiesigen jüdischen Familien übernahm vermutlich meistens der Lehrer einer Nachbargemeinde das Amt in Gnodstadt.

                             aus der Zeitschrift "Der Israelit" vom 4. November 1901 

Verstorbene wurden auf dem Friedhof in Ermetzhofen beerdigt.

Friedhofsgelände Ermetzhofen (Aufn. Rued-Di, 2017, aus: wikipedia.org, CC BY-SA 4.0)

Die Gemeinde gehörte zunächst zum Distriktsrabbinat Welbhausen, nach 1880 zu dem von Kitzingen.

Juden in Gnodstadt:

--- um 1620 ........................   2 jüdische Familien,

--- 1811 ...........................  47 Juden,

--- 1831 ...........................  71   "  (in ca. 15 Familien),

--- 1871 ...........................  54   “  (ca. 6,5% d. Bevölk.),

--- 1880 ...........................  35   “  ,

--- 1900 ...........................  29   “  ,

--- 1924 ...........................  12   “  ,

--- 1933 ...........................   6   "  ,

--- 1938 (Mai) ..................... keine “  .

Angaben aus: Gnodstadt, aus: alemannia-judaica.de

und                 W.Kraus/H.-Chr. Dittscheid/G. Schneider-Ludorff (Hrg.), Mehr als Steine Synagogengedenkband Bayern, Unterfranken, Teilband III/2.2, S. 1220

 

Nach Aufhebung der Restriktionen (1861) wanderten etliche jüdische Familien aus Gnodstadt ab – vor allem nach Marktbreit und Uffenheim.

Anfang der 1930er Jahre war die Gemeinde in Auflösung begriffen; die wenigen hier noch lebenden Juden gehörten fortan der Gemeinde Marktbreit an.

aus:Bayerische Israelitische Gemeindezeitung“ vom 1.Januar 1935

Nach Angaben der Gedenkstätte Yad Vashem/Jerusalem und des "Gedenkbuches - Opfer der Verfolgung der Juden ..." wurden nachweislich 14 aus Gnodstadt stammende bzw. länger am Ort ansässig gewesene Personen mosaischen Glaubens Opfer der Shoa (namentliche Nennung der betroffenen Personen siehe: alemannia-judaica.de/gnodstadt_synagoge.htm).

http://www.alemannia-judaica.de/images/Images%2074/Gnodstadt%20Synagoge%20202.jpg An dem 1936 an Privatleute verkauften Synagogengebäude (Aufn. J. Hahn, 2006), das nun als Wohnhaus dient, erinnert eine Gedenktafel an die ehemalige jüdische Gemeinde; sie trägt den Text:

In Gnodstadt bestand bis 1933 eine Jüdische Kultusgemeinde. Synagoge Schulgartenweg 1.

Zur Erinnerung und Mahnung. Die Gemeinde gedenkt ihrer ehemaligen jüdischen Mitbürger“.

 

 vgl. dazu:  Marktbreit (Unterfranken/Bayern)

 

 

 

Weitere Informationen:

Baruch Z.Ophir/F.Wiesemann, Die jüdischen Gemeinden in Bayern 1918 - 1945. Geschichte und Zerstörung, Oldenbourg-Verlag, München 1979, S. 304

Karl Ernst Stimpfig, Die Landjuden im Raum Uffenheim. Dokumentation jüdischen Lebens in den Kultusgemeinden Ermetzhofen, Gnodstadt, Welbhausen und Uffenheim mit der Geschichte des Rabbinats Welbhausen. o.J.

Israel Schwierz, Steinerne Zeugen jüdischen Lebens in Bayern. Eine Dokumentation, Hrg. Landeszentrale für politische Bildungsarbeit Bayern, München 1992, S. 66

Gnodstadt, in: alemannia-judaica.de

Hans Schlumberger/Hans-Christof Haas (Bearb.), Marktbreit mit Gnodstadt, Marktsteft, Obernbreit und Segnitz in: W.Kraus/H.-Chr. Dittscheid/G. Schneider-Ludorff (Hrg.), Mehr als Steine Synagogengedenkband Bayern, Unterfranken, Teilband III/2.2, Kunstverlag Josef Fink, Lindenberg/Allgäu 2021, S. 1158 - 1240