Barenburg (Niedersachsen)

Datei:Barenburg in DH.svg Barenburg ist ein derzeit ca. 1.200 Einwohner zählender Flecken im niedersächsischen Landkreis Diepholz, der zur Samtgemeinde Kirchdorf gehört – zwischen Nienburg (im O) und Vechta (im W) gelegen (Kartenskizze 'Landkreis Diepholz', Hagar 2009, aus: commons.wikimedia.org, CC BY-SA 3.0).

 

Der nur wenige Kilometer südlich von Sulingen gelegene Flecken Barenburg gehörte von 1692 bis 1810 zum Kurfürstentum Hannover. Erstmals ist eine jüdische Familie hier im ausgehenden 18.Jahrhundert (1786) belegt. In den Folgejahrzehnten zogen weitere Familien zu, doch war ihre Anzahl stets überschaubar. Heftige Streitigkeiten zwischen den Barenburger Juden führten dazu, dass sich hier zwei kleine Gruppen bildeten, die getrennte Gottesdienste abhielten. Damit der für den Gottesdienst erforderliche Minjan überhaupt kommen konnte, wurden an Festtagen auswärtige Juden hinzugezogen, die während ihres Aufenthaltes in Barenburg untergebracht und verköstigt wurden. Der Bau eines Bethauses, den die Gemeindeversammlung 1847 beschlossen hatte, zerschlug sich auf Grund der innergemeindlichen Spannungen. Die lang andauernden Feindseligkeiten zwischen den jüdischen Familien riefen sogar den Landrabbiner Dr. Meyer auf den Plan, der damit drohte, die Gemeinde aufzulösen und diese der Sulinger Synagogengemeinde anzuschließen.

Die religiöse Unterweisung der Kinder versahen seit ca. 1815 Lehrer, die wegen der großen Entfernung zwischen Barenburg und Varrel jeweils an drei Tagen in beiden Orten unterrichteten. Neben ihrer Lehrertätigkeit waren sie auch als Vorsänger und Schächter tätig. Ab den 1860er Jahren erteilte der jüdische Lehrer in Barenburg auch Elementarunterricht.

Seit Mitte des 18.Jahrhunderts gab es ca. 1,5 Kilometer nordwestlich der Ortschaft an der Straße nach Varrel eine jüdische Begräbnisstätte, auf der bis in die 1840er Jahre auch verstorbene Juden aus Sulingen, Kirchdorf und Varrel beerdigt wurden.

Zur Barenburger Gemeinde gehörten auch die Orte Kirchdorf und Varrel.

Juden in Barenburg:

    --- 1786 ........................ eine jüdische Familie,

    --- 1831 ........................  6 jüdische Familien,

    --- 1863 ........................ 15     “       “    ,*   * mit Varrel und Kirchdorf

    --- 1871 ........................ 42 Juden,*               

    --- 1885 ........................ 41   “  ,*

    --- 1895 ........................ 37   “  ,*

    --- 1925 ........................ 15   “  ,*

    --- 1939 ........................  2   “  .

Angaben aus: Nanca Kratochwill-Gertich (Bearb.), Barenburg, in: H. Obenaus (Hrg.), Historisches Handbuch der jüdischen Gemeinden in Niedersachsen ..., Bd. 1, S. 160

 

Um 1930 lebten in Barenburg und Varrel nur noch sehr wenige Juden. Auch sie waren von den Ausschreitungen betroffen, die im November 1938 in beiden Ortschaften stattfanden. In der Kreiszeitung vom 11.11.1938 hieß es dazu: „... kam es in Barenburg und Varrel zu judenfeindlichen Kundgebungen, im dem die von Juden bewohnten Häuser durchsucht wurden. Verschiedentlich sind auch Fensterscheiben eingeschlagen, und das Inventar ist zertrümmert. Der 92-jährige Rosenthal aus Barenburg wurde von der Polizei in Schutzhaft genommen und ins Amtsgerichtsgefängnis Sulingen eingeliefert.“

Die letzten beiden hochbetagten jüdischen Bewohner Barenburgs wurden im Sommer 1942 nach Theresienstadt deportiert.

 

Einziges Zeugnis jüdischer Geschichte ist der Friedhof mit seinen ca. 50 Grabsteinen; die ältesten stammen aus der Zeit um 1810/1830. Der während der NS-Zeit geschändete Friedhof wurde Anfang der 1990er Jahre wieder instandgesetzt

 

Jüdischer Friedhof in Barenburg (Aufn. Merbalge, 2010, aus: wikipedia.org, CC BY-SA 3.0)

 

 

Weitere Informationen:

Detlev Pape, Der Judenfriedhof in Barenburg. in: Helmut Hark (Hrg.), Die Geschichte des Fleckens und der Kirchengemeinde Barenburg, Sulingen 1970, S. 164 f.

Detlev Pape, Vom Judenschutz und von Schutzjuden in der Vergangenheit unserer Heimat, in: "Unter der Bärenklaue. Heimatblätter für das Sulinger Land", No. 53 vom 15. Juni 1977, S. 347 f.

Günter Schmidt-Bollmann, Dokumentation des jüdischen Friedhofs in Barenburg (Maschinenmanuskript), Bremen 1998

Nanca Kratochwill-Gertich (Bearb.), Barenburg, in: Herbert Obenaus (Hrg.), Historisches Handbuch der jüdischen Gemeinden in Niedersachsen und Bremen, Wallstein-Verlag, Göttingen 2005, Band 1, S. 159 - 164

Barenburg (mit Kirchdorf und Varrel) – Materialübersicht über jüdische Gemeinde, online unter: juedische-geschichte-diepholz.de

Ulrich Knufinke, Stätten jüdischer Kultur und Geschichte in den Landkreisen Diepholz und Nienburg/Weser, hrg. vom Landschaftsverband Weser-Hunte e.V., Nienburg 2012, S. 14/15

Silke Petry (Bearb.), BARENBURG – Novemberpogrome 1938 in Niedersachsen, Hrg. Stiftung niedersächsischer Gedenkstätten, online abrufbar unter: pogrome1938-niedersachsen.de/barenburg/