Torgau/Elbe (Sachsen)

Datei:Fotothek df rp-b 0310046 Torgau. Topographische Karte vom Preußischen Staate, Blatt 231 Torgau, 1849.jpg Nordsachsen Karte Torgau an der Elbe – eine Stadt mit derzeit ca. 20.000 Einwohnern - liegt im Norden des Freistaates Sachsen (Ausschnitt aus hist. Karte, aus: Deutsche Fotothek - Sächsische Landesbibliothek, aus: wikipedia.org und Kartenskizze 'Nordsachsen', aus: ortsdienst.de/sachsen/nordsachsen).

An einer alten Handelsstraße - begünstigt durch eine Furth an der Elbe - entwickelte sich Torgau im 12./13.Jahrhundert zu einer bedeutenden Kaufmannssiedlung. Nach Übernahme der Markgrafschaft Meißen durch die Wettiner gehörte Torgau jahrhundertelang zu deren Herrschaftsbereich. Nach der Teilung Sachsens (1485) wurde die Stadt bevorzugte Residenz der Kurfürsten; Handel und Handwerk, Kunst und Kultur hatten nun hier ihre Blütezeit.

 

In der Stadt Torgau hat es zu keiner Zeit eine jüdische Kultusgemeinde gegeben.

Obwohl Torgau im Laufe seiner spätmittelalterlichen und frühneuzeitlichen Geschichte ein Ort reger Handelstätigkeit war, der ansonsten auch von jüdischen Fernhändlern frequentiert worden wäre, sind für Torgau diesbezüglich keine urkundlichen Hinweise vorhanden. Doch als sicher gilt, dass jüdische Händler bereits im 10./11.Jahrhundert vor allem in den Orten Naumburg, Merseburg und Meißen, aber auch in Torgau ihre Geschäfte getätigt haben. Als „Kammerknechte“ des Kaisers wurden sie hochbesteuert, waren aber auch mit besonderen Privilegien ausgestattet. Bis zum 14.Jahrhundert könnte in Torgau eine jüdische Gemeinde bestanden haben; durch die Pestpogrome/Vertreibungen wird diese vermutlich – wie zahlreiche Gemeinden in Sachsen – ausgelöscht worden sein.

Juden in Torgau:

--- 1850 ...................   ? Juden,

--- 1905 ...................  16  "  ,

--- 1933 ...................  12  "   ,

--- 1942 ...................   keine.

Angaben aus: amtl. Volkszählungen

 

Nach einer amtlichen Volkszählung (Juni 1933) lebten in Torgau zwölf Personen jüdischen Glaubens.

Beim reichsweiten Boykott (April 1933) war die Zahnarztpraxis Kukurutz betroffen: SA-Angehörige hatten sich vor der Praxis mit einem Schild „Dieser Zahnarzt ist Jude“ postiert und beschimpften die „Volksgenossen“, die hierher zur Behandlung kamen.

Aus der Lokalzeitung vom 11.Nov. 1938:

Auch in Torgau helle Empörung – Vergeltung des ruchlosen jüdischen Verbrechens

Wie überall im Reich machte sich auch in der Torgauer Bevölkerung … helle Empörung bemerkbar. Kein Wunder, daß sich die deutsche Volksseele auch hier ihrem gerechten und allzu verständlichen Zorn angesichts dieses feigen Meuchelmordes Luft zu verschaffen suchte. So wurden gegen Abend Vergeltungsmaßnahmen gegen die hiesigen jüdischen Geschäfte und Häuser verübt. Bald hatten sich Gruppen empörter Menschen gebildet, die vor die jüdischen Läden zogen und die Schaufenster sowie die Namensschilder zertrümmerten. Keine Scheibe ist heilgeblieben. Das gleiche ereignete sich in den Wohnungen. … Trotz aller Entrüstung aber zeigte die erregte Menge noch so weit Disziplin, daß keinem Juden auch nur ein Haar gekrümmt wurde. ...“

Betroffen von den Ausschreitungen waren das Konfektionshaus Ahlfeld (in der Breiten Straße, ab 1938 von Kurt Kroner geführt), das in der Bäckerstraße befindliche Textilkaufhaus Rosenthal von Max u. Getrud Isaacsohn (beide waren zum christlichen Glauben konvertiert, galten aber ob ihrer Abstammung als Juden). Ebenfalls verwüstet wurde die Zahnarztpraxis von Max Kukurutz in der Breiten Straße (damals Hermann-Göring-Straße); der Inhaber wurde verhaftet und war sieben Wochen im KZ Buchenwald inhaftiert. In der Arztpraxis von Kurt Behmack wurde die Patientenkartei beschlagnahmt.

Anm.: Das "Geschäft für Herren- u. Knabenbekleidung" der Familie Altmann in der Scheffelstraße, das seit 1929 von Rosalie Altmann nach dem Tode ihres Mannes weitergeführt wurde, war bereits im Frühjahr 1938 in "arische" Hände übergegangen.

Während anderen noch ihre Emigration gelang, wurden die Eheleute Isaacsohn Anfang 1942 nach Riga deportiert und dort ermordet.

 

2020 wurden an vier Standorten in Torgau insgesamt elf sog. "Stolpersteine" verlegt - davon allein fünf in der Breiten Straße, in der die Familie Kukurutz gewohnt hatte..

Gertrud IsaacsohnMax Isaacsohn  Max KurkurutzDoris KurkurutzEva KurkurutzWolfgang Kurkurutz

Stolpersteine in Torgau (alle Aufn. Lutz Lange, 2021, aus: wikipedia.org, CC BY-SA 4.0)

Anmerkungen:

Torgau entwickelte sich während des Zweiten Weltkrieges zur "Zentrale" der Wehrmachtsjustiz; in der Stadt hatte seit August 1943 das von Berlin verlegte Reichskriegsgericht seinen Sitz (Zietenkaserne). In den beiden Militärgefängnissen "Fort Zinna" und "Brückenkopf" waren während weniger Jahre Zehntausende verurteilte Wehrmachtsangehörige inhaftiert. Im Wallgraben von "Fort Zinna" fanden zahlreiche Hinrichtungen statt.

Nach Kriegsende richtete der sowjetische NKWD im "Fort Zinna" und in der benachbarten Seydlitz-Kaserne die beiden Speziallager No.8 und No.10 ein. Seit den 1950er Jahren diente das "Fort Zinna" als Gefängnis für den Strafvollzug in der DDR – zunächst insbesondere für politische Gefangene und später dann für jugendliche Straftäter.

 

 

 

Weitere Informationen:

Elisabeth Kohlhaas (Red.), Die Gewalt entlud sich. Vor 80 Jahren: Die Pogromnacht suchte am 9. und 10.November 1938 auch die Stadt Torgau heim, in: "Torgauer Zeitung" vom 9.11.2018

Elisabeth Kohlhaas (Red.), Stolpersteine in Torgau verlegt, aus : DIZ – Dokumentations- und Informationszentrum, Torgau vom 27.2.2020

Auflistung der in Torgau verlegten Stolpersteine, oline abrufbar unter: wikipedia.org/wiki/Liste_der_Stolpersteine_in_Torgau

Christian Wendt (Red.), Torgauer putzen Stolpersteine in der Innenstadt, in: "Torgauer Zeitung" vom 10.11.2023

Sommerein/Šamorín (Slowakei)

File:Map slovakia samorin.png - Wikimedia Commons Das slowakische Šamorín (ung. Samorja) ist eine Kleinstadt im Westen des Landes mit derzeit ca. 13.500 Einwohnern - ca. 20 Kilometer südöstlich von Pressburg/Bratislava gelegen (Kartenskizze 'Slowakei' mit Šamorín rot markiert, M. 2005, aus: commons.wikimedia.org, CC BY-SA 3-0).

 

Nachdem die Restriktionen hinsichtlich der Ansiedlung von Juden aufgehoben worden waren, kamen nach 1840 die ersten jüdischen Familien nach Šamorín – zuvor hatten sie zumeist im nahen Dorfe Mliečno gewohnt und waren nur an Markttagen in der Stadt geduldet worden.

Um 1860 kam es dann zur Bildung einer eigenen Kultusgemeinde. Zu den gemeindlichen Einrichtungen gehörten ein Bethaus, ein Friedhof und eine jüdische Elementarschule.

Wenige Jahre vor Beginn des Ersten Weltkrieges wurde ein neues, relativ großes Synagogengebäude erstellt.

Tempel/Synagoge von Sommerein, hist. Postkartebild-01---synagoge-1915-neu.jpg

Modelsynagoga2.JPG

 Synagoge in Šamorín - Modell (Aufn. M., 2010, aus: wikipedia.org, gemeinfrei)

Juden in Sommerein/Šamorín:

--- 1840 .....................  keine Juden,

--- 1850 .....................  wenige  "  ,

--- 1880 .....................  147 Juden,

--- 1930 .....................  318   “  ,

--- 1944 .....................  284   “  .

Angaben aus: The Encyclopedia of Jewish Life before and during the Holocaust (Vol. 2), S. 1132

 

Ihren Lebensunterhalt bestritten die jüdischen Familien von Šamorín in den 1920er Jahren als Gewerbetreibende (etwa 35 Läden und acht Werkstätten waren in ihrem Besitz); einzelne betrieben eine Landwirtschaft.

Wie fast überall fand in der Zeit zwischen den Weltkriegen zionistisches Gedankengut Anhänger besonders unter der Jugend in der Kleinstadt.

Nach der Annexion durch Ungarn (Nov. 1938) und der alsbaldigen Schaffung des faschistischen slowakischen Staates begann die Leidenszeit der jüdischen Bevölkerung. Männer wurden in „Arbeitsbataillonen“ zur Zwangsarbeit eingesetzt, viele kamen auf Grund der dort herrschenden Bedingungen ums Leben.

Im April 1944 wurde in der Stadt ein Ghetto für die hiesige jüdische Bevölkerung eingerichtet; wenige Wochen später wurden die hier konzentrierten Juden via Niedermarkt (Dunajská Streda) nach Auschwitz-Birkenau deportiert.

Bis Anfang 1945 benutzte die deutsche Wehrmacht das Synagogengebäude als Munitionslager. Eine vor Abzug der deutschen Okkupanten geplante Zerstörung des Synagogengebäudes wurde nicht mehr realisiert.

In den Jahrzehnten nach 1945 verfiel das Gebäude zusehends; in den 1990er Jahren wurde es dann restauriert und konnte - dank einer Privatinitiative - vor dem Verfall bewahrt werden. Im Gebäude ist heute eine Kunstgalerie untergebracht.

    bild-02---synagoge-1995-neu.jpgundefined

Synagogengebäude vor und nach der Sanierung (Aufn. aus: Frank N. Schubert, Die Synagoge von Šamorín  und  W.Dublin 2020, aus: wikiipedia.org, CC BY-SA 4.0)

In den Nachkriegsjahren hatte sich aus Überlebenden eine kleine israelitische Gemeinde gebildet, die sich aber bald wieder auflöste.

 

 

Weitere Informationen:

The Jewish Community of Samorin, Hrg. Beit Hatfutsot – The Museum of the Jewish Peoplne, online abrufbar unter: dbs.bh.org.il/place/samorin

Šamorín – Synagogue, online abrufbar unter: slovak-jewish-heritage.org

The Encyclopedia of Jewish Life before and during the Holocaust (Vol. 2), New York University Press, Washington Square, New York 2001, S. 1131/1132

Maros Borský, Synagogue Architecture in Slovakia towards creating a memorial landscape of lost community, Dissertation (Hochschule für Jüdische Studien in Heidelberg), 2005, S. 137/138

Frank N. Schubert (Bearb.), Die Synagoge von Šamorín in der Slowakei, in: „DAVID – Jüdische Kulturzeitschrift", Heft 140 (2024)

Frank N. Schubert (Bearb.), Die „Galerie zu Hause“. Zur Nutzung der Synagoge von Šamorín, „DAVID – Jüdische Kulturzeitschrift", Heft 140 (2024)

Sankt Georgen/Sväty Jur (Slowakei)

Once in a lifetime hostel experience in Bratislava, capital of ...  Das slowakische Sväty Jur (ung. Szentgyörgy) mit derzeit ca. 7.000 Einwohnern liegt ca. 15 Kilometer nordöstlich von Bratislava/Pressburg.

Nachweise jüdischer Ansiedlung in St. Georgen lassen sich bis ins späte Mittelalter zurückverfolgen.

Nach der Vertreibung der jüdischen Familien (1529) setzte im 17.Jahrhundert erneut Ansässigkeit ein; die Bildung einer organisierten jüdischen Gemeinde kam aber erst im Folgejahrhundert zustande.

Ihre im Barockstil gestaltete, am Ostrand des Ortes gelegene Synagoge errichteten die Gemeindeangehörigen im Jahre 1790. Etwa ein Jahrhundert später fanden umfangreiche Umbauten statt; so wurden z.B. zwei weitere Frauenemporen im Gebäude eingefügt.

Auch andere gemeindliche Einrichtungen gruppierten sich um den Synagogenbau.

Juden in St. Georgen/Svaty Jur:

--- 1784 ...................... ca. 50 jüdische Familien,

--- um 1845 ................... ca. 400 Juden,

--- 1880 ...................... ca. 290   “  ,

--- 1925 ...................... ca. 200   “  ,

--- 1942 ...................... ca.  80   “  .

Angaben aus: The Encyclopedia of Jewish Life before and during the Holocaust, Vol. 3, S. 1268

Mit der einsetzenden Abwanderung jüdischer Familien in größere Städte (ab den 1870er Jahren) verkleinerte sich die hiesige Gemeinde allmählich; Mitte der 1920er Jahre zählte die Gemeinde noch ca. 200 Angehörige.

In dieser Zeit fanden auch in Sväty Jur zionstische Ideen Gehör bei vor allem jüngeren Gemeindemitgliedern.

Nach Etablierung des faschistischen Regimes begann die Entrechtung der jüdischen Minderheit im Ort. Im Frühjahr 1942 wurden die ersten Juden deportiert, ca. 80 Persoen blieben zurück.

Gegenwärtig ist das jahrzehntelang als Lagerraum genutzte Synagogengebäude dem völligen Verfall preisgegeben.

Ehem. Synagoge (Aufn.GFreihalter, 2019, aus: wikipedia.org, CC BY-SA 3.0)

 Weitere Informationen:

The Encyclopedia of Jewish Life before and during the Holocaust, New York University Press, Washington Square, New York 2001, Vol. 3, S. 1268

Maros Borský, Synagogue Architecture in Slovakia towards creating a memorial landscape of lost community, Dissertation (Hochschule für Jüdische Studien in Heidelberg), 2005, S. 135

Siebenlinden/Lipany (Slowakei)

File:Okres sabinov.png - Wikipedia Siebenlinden ist das derzeit ca. 6.500 Einwohnern zählende slowak. Lipany (ung. Héthárs) – ca. 25 Kilometer nordwestlich von Preschau/Prešov (dt. Eperies, von 1939–1945 auch Preschau); Lipany liegt im Kreis Sabinov (Karte aus: commons.wikimedia. CCO).

Seit dem frühen 18.Jahrhundert sind die ersten jüdischen Familien in Siebenlinden nachweisbar; eine Gemeinde bildete sich aber erst viele Jahrzehnte später.

Ende der 1850er Jahre errichtete die Judenschaft ihren ersten Synagogenbau; dieser wurde im Jahre 1929 durch einen größeren Neubau ersetzt, der den Ansprüchen der auf mehrere hundert Angehörige angewachsenen Gemeinde entsprach.

Héthárs (Slovak: Lipany) is a town in the Sabinov District, Prešov ...Synagoge in Siebenlinden/Lipany (Aufn. aus: pinterest.com)

Zu den gemeindlichen Einrichtungen zählte auch ein eigenes Beerdigungsareal, das (vermutlich) erst gegen Ende des 19.Jahrhunderts angelegt wurde.

Juden in Siebenlinden

--- 1848 ......................... 130 Juden,

--- um 1930/35 ............... ca. 300   “  (ca. 20% d. Bevölk.).

Angaben aus: The Encyclopedia of Jewish Life before and during the Holocaust, Vol. 2, S. 734

Nach 1900 - vor allem aber in den 1920er Jahren - konnte die zionistische Bewegung auch in der Gemeinde von Lipany vermehrt Eingang finden.

Fast 30 Geschäfte/Betriebe waren zu Beginn des 20.Jahrhunderts im Besitz jüdischer Familien. Mit der Etablierung des faschistischen Regimes wurde deren Lebensgrundlage durch „Arisierung“ ihres Eigentums vernichtet; fortan waren zahlreiche Juden zur Zwangsarbeit verpflichtet.

Im Frühjahr 1942 setzten die Deportation ein; zunächst waren vor allem junge Männer und Frauen davon betroffen, die nach Auschwitz bzw. Majdanek verschleppt wurden. Ihnen folgten weitere ca. 300 Personen, die in die Region um das polnische Lublin deportiert wurden.

 

Das ehemalige Synagogengebäude befindet sich inzwischen in einem maroden Bauzustand; das lange Zeit betrieblich genutzte Haus ist derzeit noch an den auf dem First angebrachten Gesetzestafeln und dem Menora-Motiv (Frontseite) als ehem. jüdisches Gotteshaus zu erkennen. (Aufn. siehe oben)

Der noch bestehende jüdische Friedhof – in einem Waldgebiet etwa zwei Kilometer vom Ort entfernt gelegen - zeugt noch heute davon, dass sich in Lipany ehemals eine jüdische Gemeinde befunden hat. Fast 150 Grabstätten sind noch auf dem Gelände anzutreffen.

Lipany13Slovakia12.JPGLipany13Slovakia13.JPG

Blick auf den jüdischen Friedhof von Lipany (Aufn. Jozef Kotulic, 2013, aus: commons.wikimedia.org, CC BY-SA 3.0)

 

Weitere Informationen:

The Encyclopedia of Jewish Life before and during the Holocaust, New York University Press, Washington Square, New York 2001, Vol. 2, S. 734

Maros Borský, Synagogue Architecture in Slovakia towards creating a memorial landscape of lost community, Dissertation (Hochschule für Jüdische Studien in Heidelberg), 2005, S. 173

The Jewish Community of Lipany, in: kehilalinks.jewishgen.org/lipany (mit genealogischen Daten)

Lipany/Siebenlinden – Sabinov district, Presove region, online abrufbar unter: iajgscemetery.org/eastern-europe/slovakia/lipany

Schattmannsdorf/Častá (Slowakei)

Soubor:Map slovakia svaty jur.png – Wikipedie Die Ortschaft Schattmannsdorf ist das westslowakische Častá (ung. Cseszte) mit derzeit ca. 2.300 Einwohnern – ca. 35 Kilometer von Pressburg/Bratislava entfernt (auf der Karte rot markiert).

Im frühen 18.Jahrhundert gründeten jüdische Familien, die hier im ausgehenden 17.Jahrhundert ansässig geworden waren, eine Gemeinde, deren Angehörigenzahl - verglichen zur christlichen Dorfbevölkerung - relativ groß war.

Im Jahre 1759 soll eine Synagoge im Ort gebaut worden sein, die in den 1880er Jahren durch einen Neubau ersetzt wurde.

In Schattmannsdorf/Častá wurden im Laufe der Jahrhunderte zwei jüdische Friedhöfe genutzt. Der ältere stammt aus der Zeit erster Ansässigkeit von jüdischen Familien, der andere wurde im Laufe des 19.Jahrhunderts angelegt.

Juden in Schattmannsdorf/Častá :

--- 1828 ...................... 270 Juden,

--- 1880 ...................... 171   “  ,

--- 1940 ......................  28   “  .

Angaben aus: The Encyclopedia of Jewish Life before and during the Holocaust (Vol. 1), S. 235

Wie in fast allen Landgemeinden der Slowakei setzte auch in Schattmannsdorf/Častá in der zweiten Hälfte des 19.Jahrhunderts die Abwanderung jüdischer Familien ein; deren Ergebnis war die allmähliche Auflösung der Gemeinde in der Zwischenkriegszeit.

Mit der Enteignung („Arisierung“) ihrer Geschäfte und der zwei Jahre später erfolgten Deportation in die Vernichtungslager (Frühjahr 1942) war das Ende der kleinen jüdischen Gemeinschaft von Schattmannsdorf/Častá besiegelt.

Mindestens 100 Juden aus der Kleinstadt wurden Opfer der „Endlösung“.

Relikte jüdischer Ortsgeschichte sind die beiden Friedhöfe; einer befindet sich nahe der Burganlage, der andere an der Landstraße.

cemetery adjacent to the castle cemetery at the
                        village edge

Relikte der beiden jüdischen Friedhöfe (Aufn. aus: kehilalinks.jewishgen.org/casta/)

In Častá wurden mehrere sog. „Stolpersteine“ verlegt, die an ermordete ehemalige Einwohner jüdischen Glaubens erinnern.

Stolperstein für Bernhard Spitz.JPGStolperstein für Matilda Spitzova.JPGStolperstein für Terezia Beckova.JPG Abb. Chr. Michelides, 2015, aus: commons.wikimedia.org, CC BY-SA 4.0

 

 

Weitere Informationen:

The Encyclopedia of Jewish Life before and during the Holocaust (Vol. 1), New York University Press, Washington Square, New York 2001, S. 235

Auflistung der verlegten Stolpersteine in Častá, online abrufbar unter: wikipedia.org/wiki/Liste_der_Stolpersteine_im_Bratislavský_kraj