Wolfisheim (Elsass)

Datei:Umgebung von Strassburg 1883.jpg Wolfisheim ist eine Kommune mit derzeit ca. 4.000 Einwohnern im Kanton Hœnheim – nur ca. fünf Kilometer westlich von Straßburg gelegen (Ausschnitt aus hist. Karte von 1883, aus: wikipedia.org, CC BY-SA 3.0).

 

In der zweiten Hälfte des 19.Jahrhunderts erreichte die jüdische Gemeinde in Wolfisheim ihren personellen Höchststand.

Eine neuzeitliche jüdische Gemeinde entstand im unterelsässischen Wolfisheim im Laufe des 18.Jahrhunderts. Ob im Ort bereits im Mittelalter jüdische Familien gelebt haben, ist fraglich; zwar berichten die „Erfurter Annalen“ von einem Pogrom im Jahre 1235 „in villa Wolfesheim“; doch ob damit der elsässische Ort Wolfisheim gemeint ist, gilt nicht als gesichert.

1898 weihte die Wolfisheimer Judenschaft eine neue Synagoge ein; dieses aus Buntsandstein errichtete Gebäude - mit einer Rosette über dem Eingang - ersetzte einen Betsaal aus den 1830er Jahren, der für die angewachsene Gemeinde zu klein geworden war. Das Innere des mit orientalisierenden Stilelementen versetzten Gebäudes war teilweise mit floralen Motiven ausgemalt.

Synagoge in Wolfisheim (colorierte hist. Ansichtskarte, um 1900)

Am Ort bestand auch ein jüdischer Begräbnisplatz, dessen Anlage im 19.Jahrhundert erfolgte; dieses Areal wird bis auf den heutigen Tag genutzt.

Die israelitische Gemeinde Wolfisheim gehörte zum Rabbinatsbezirk von Straßburg.

Juden in Wolfisheim:

         --- um 1785 ......................  80 Juden (in 14 Familien),

    --- 1807 .........................  83   “  ,

    --- 1846 ......................... 161   “  ,

    --- 1861 ......................... 214   “  ,

    --- 1870 ......................... 229   “  ,

    --- 1884 ......................... 214   “  ,

    --- 1910 ......................... 165   “  ,

    --- 1936 ......................... 114   “  ,

    --- 1953 .........................  31   “  ,

    --- 1965 ..................... ca.  65   “  .

Angaben aus: Michel Rothé/Max Warschawski, Les synagogues d’Alsace et lieur histoire, S. 40

 

Zur Zeit der NS-Herrschaft wurden auch die jüdischen Einwohner Wolfisheims in den Süden Frankreichs deportiert; von ihnen sollen 27 gewaltsam ums Leben gekommen sein. Das Synagogengebäude wurde geplündert, aber nicht zerstört, so dass es nach dem Krieg wieder gottesdienstlich genutzt werden konnte.

 

Nach Kriegsende bildete sich wieder eine kleine jüdische Gemeinde, die Mitte der 1960er Jahre etwa 70 Mitglieder umfasste.

2008 wurde das Synagogengebäude umfassend saniert; noch heute wird das Haus zu Gottesdiensten von jüdischen Bewohnern aus Wolfisheim, Eckbolsheim und Oberschäffolsheim genutzt.

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               Synagogenfront (Aufn. Olevy 2009, aus: wikipedia.org, CC BY-SA 3.0) und restaurierter Innenraum (Aufn. Fill, 2014, aus: wikipedia.org, CC BY-SA 4.0)

                                                      Fundus von Thorarollen (Aufn. Louis A. Davidson)

Auf dem israelitischen Friedhof an der Rue de la Mairie, der bis in die jüngste Vergangenheit noch belegt wurde, befindet sich auch ein Denkmal mit 27 Namen von in der NS-Zeit ermordeten jüdischen Gemeindemitgliedern.

Aufn. R. Hammann, 2015, aus: wikipedia.org, CC BY-SA 4.0

Im Jahre 2010 kam es hier zu schweren Grabschändungen.

http://www.alemannia-judaica.de/images/Images%20266/Wolfisheim%20Cimetiere%20182.jpg Geschändeter jüdischer Friedhof (Aufn. AFP, 2010)

 

 

Weitere Informationen:

Michel Rothé/Max Warschawski, Les synagogues d’Alsace et lieur histoire, Jerusalem 1992, S. 148

Wolfisheim, in: alemannia-judaica.de