Saalfeld (Ostpreußen)

   Das Städtchen Saalfeld (ehem. Kreis Mohrungen) wurde im frühen 14.Jahrhundert gegründet; es ist das heutige polnische Zalewo mit derzeit ca. 3.000 Einwohnern - südlich von Preußisch-Holland (Pasłęk) gelegen (Ausschnitt aus hist. Landkarte von ca. 1890, aus: wikipedia.org, Bild-PD-alt  und  Kartenskizze der Region Saalfeld - Mohrungen, Loseries 2008, aus: wiki-de.genealogy.net/).

 

In den ersten Jahrzehnten des 19.Jahrhunderts bildete sich in Saalfeld eine kleine jüdische Gemeinde, deren Angehörige zumeist als Kaufleute ihren Lebensunterhalt verdienten; der erste jüdische Zuwanderer war ein Kaufmann namens Hirsch Hammerstein. 1838 umfasste die winzige Gemeinschaft ca. 45 Angehörige. 1880 zählte diese etwa 80 Mitglieder. Ab etwa 1840 wurden Gottesdienste in einem Betraum in der Gefängnisgasse abgehalten; diesen hatten die beiden Kaufmannsfamilien Laserstein und Rosenbach finanziert und der Gemeinde zur Verfügung gestellt. 1844 wurde der Betraum zu einer Synagoge (Kirchstraße) erweitert.

Gegen Ende der 1820er Jahre wurde auch ein jüdischer Begräbnisplatz angelegt.

Juden in Saalfeld/Ostpr.:

--- 1816 .......................... eine jüdische Familie,

--- 1838 ..........................  46 Juden,

--- 1880 ..........................  80   “  ,

--- 1905 ..........................  69   “  ,

--- 1930 ..........................  69   “  ,

--- 1938 ..........................  16   “  ,

--- 1939 ..........................  keine.

Angaben aus: Zalewo, in: sztetl.org.pl

Häuserzeile am Marktplatz von Saalfeld (hist. Aufn., um 1905)

 

Bis Anfang der 1930er Jahre lebten in Saalfeld etwa 50 - 60 Juden. Nach Beginn der NS-Herrschaft 1933 verließen die ersten Familien ihren Heimatort. 1937 zählte man nur noch elf jüdische Bewohner. In den Novembertagen 1938 kam es auch in dem Städtchen zu antijüdischen Gewaltakten: Geschäfte und Wohnungen der wenigen hier noch lebenden Familien wurden verwüstet. NS-Sympathisanten setzten das Synagogengebäude in der Kirchstraße in Brand und hinderten die Feuerwehr am Löschen. Die Brandruine wurde umgehend abgetragen, um alle Spuren des jüdisches Gotteshauses zu tilgen.

Nach der Verhaftung der letzten 16 jüdischen Bewohner wurde Saalfeld von den Behörden als „judenfrei“ gemeldet.

 

An die kleine jüdische Gemeinschaft erinnert heute noch ihr kleiner Friedhof, der während der NS-Zeit teilzerstört worden war und dessen Relikte erst vor wenigen Jahren von der Vegetation befreit und so dem völligen Vergessen entrissen wurden. Der älteste erhalten gebliebene Grabstein stammt aus dem Jahre 1860. Damit gehört diese jüdische Begräbnisstätte zu den wenigen, die noch heute - wenn auch nur teilweise - auf ehem. ostpreußischen Gebiet erhalten geblieben sind.

                     https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/d/d9/PL_Zalewo,_cmentarz_%C5%BCydowski_2.JPG https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/thumb/a/a8/PL_Zalewo,_cmentarz_%C5%BCydowski_3.JPG/3448px-PL_Zalewo,_cmentarz_%C5%BCydowski_3.JPG

                    Relikte des jüdischen Friedhofs (Aufn. Wictor N., 2014, aus: commons.wikimedia.org)

 

 

Weitere Informationen:

E. Deegen, Geschichte der Stadt Saalfeld Ostpr. - Festschrift zur Feier des 600jährigen Bestehens der Stadt im Jahre 1905, Saalfeld 1905

Hans Klein, Saalfeld - Schicksal einer deutschen Stadt in Ostpreußen, Leer 1989

Geschichte von Zalewo – Saalfeld, online abrufbar unter: ostpreussen.net/ostpreussen/orte

Stadtinformation zur 700-Jahrfeier von Zalewo, 2005

Zalewo, in: sztetl.org.pl

Seweryn Szczepanski (Red.), Zalewo, in: kirkuty.xip.pl