Rosenau/Rožňava (Slowakei)

Bildergebnis für ostslowakei rosenau  Die Stadt Rosenau ist das ostslowakische Rožňava (ung. Rozsnyó), die derzeit ca. 19.000 Einwohner besitzt (Karte 'Okres Rožňava', aus: deacademic.com).

Ab Mitte des 19.Jahrhunderts setzte eine jüdische Ansiedlung in Rosenau/Rožňava ein. Gegen Ende der 1860er Jahre gründete sich eine Gemeinde, die 1893 einen Synagogenbau im maurischen Stile errichten ließ; ein bislang genutztes Bethaus war 1890 durch einen Brand zerstört worden.

 Pin on Zsido Imaház Synagoge in Rožňava (Abb. aus: pinterest.com)

Der erste amtierende Rabbiner der orthodoxen Gemeinde von Rosenau/Rožňava war Isaak Deutsch (gest. 1873), seine Nachfolger waren Rabbiner Lemberger (bis 1901) und danach dessen Sohn Isaak L.

Im Jahre 1895 wurde die jüdische Religionsschule in den Status einer staatlichen Elementarschule überführt.

Zur Gemeinde gehörten auch die Juden aus Nachbardörfern. Mehrheitlich fühlten sich die hiesigen jüdischen Familien der ungarischen Kultur verbunden.

Um 1870 legte man einen eigenen Friedhof an und gründete eine Chewra Kadischa, die für die Begräbnisse zuständig war.

Juden in Rosenau/Rožňava :

--- um 1890 ..................... ca. 100 Juden,

--- um 1914 ..................... ca. 500   “  ,

--- 1922 ........................ ca. 440   “  ,

--- 1930 ............................ 425   “  ,

--- 1941 ........................ ca. 390   “  .

Angaben aus: The Encyclopedia of Jewish Life before and during the Holocaust (Vol. 2), S. 1101

und                 Roznava, aus: dbs.bh.org.il/place/roznava

Um 1920/1930 bestritten die Juden in Rosenau ihren Lebenserwerb vor allem durch Handel (es gab hier ca. 50 Geschäfte mit jüdischen Eigentümern), aber auch im Handwerk; drei Industrieunternehmen wurden ebenfalls von Juden betrieben.

In der Zeit nach dem Ersten Weltkrieg konnte auch in Rožňava die zionistische Bewegung eine Anhängerschaft gewinnen, so besonders „Hashomer Hazair“, die auf die Jugend setzte.

Nach der Annexion durch Ungarn (Nov. 1938) mussten zehn jüdische Familien, die eine tschechoslowakische Staatsbürgerschaft besaßen, die Stadt verlassen. Ein Jahr später begannen die Behörden, den jüdischen Geschäftsleuten ihre Lizenzen zu entziehen und damit deren ökonomische Basis zu zerstören. Männer wurden zur Zwangsarbeit verpflichtet

Als im April 1944 deutsche Truppen die Stadt besetzten, wurden die hiesigen Juden - zusammen mit denen aus dem Umland - in ein Ghetto eingewiesen, das alsbald etwa 800 Bewohner zählte. Von hier aus erfolgte über Mischkolz (Miskolc) ihre Deportation nach Auschwitz-Birkenau.

 

Nach Kriegsende kehrte nur sehr wenige Überlebende in die Stadt zurück, die allerdings nicht lange blieben; sie emigrierten nach Palästina/Israel bzw. andere europäische Länder.

Das Synagogengebäude wurde bald abgerissen. Das Friedhofsgelände wurde in der Folgezeit schließlich eingeebnet, noch vorhandene Grabsteine auf einen zentralen Friedhof gebracht.

 

Im Städtchen Pleissnitz (slow. Plesivec, ung. Pelsoc) - etwa 20 Kilometer von Rosenau/Rožňava entfernt - ließen sich gegen Mitte des 19.Jahrhunderts jüdische Familien in der Bergbauregion um Pleissnitz nieder und gründeten hier eine kleine Gemeinde.

Zu Beginn des 20.Jahrhunderts erbaute die hiesige Judenschaft eine Synagoge und eröffnete eine eigene Schule eröffnen.

Juden in Pleissnitz/Plesivec :

--- 1880 ........................  70 Juden,

--- 1910 ........................ 205   “  ,

--- 1941 .................... ca. 155   “  .

Angaben aus: The Encyclopedia of Jewish Life before and during the Holocaust (Vol. 2), S. 999

Mit der ungarischen Annexion (Nov. 1938) setzte die Entrechtung der jüdischen Minderheit ein, die sich im Entzug ihrer Wirtschaftsgrundlage und dem Einsatz zur Zwangsarbeit manifestierte.

Im Mai 1944 wurden die hier lebenden Juden ghettoisiert und anschließend ins Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau verbracht.

 

In der Kleinstadt Schmöl(l)nitz (slow. Smolnik, ung. Szomolnok) – etwa 25 Kilometer nordöstlich von Rosenau/Rožňava gelegen kam es erst im ausgehenden 19.Jahrhundert zu einer dauerhaften jüdischen Ansiedlung. Allerdings wurden zu keiner Zeit mehr als 100 Gemeindeangehörige gezählt.

Wie fast in allen Städten der Slowakei mussten auch die Juden aus Smolnik im Frühjahr 1942 den Weg in die Deportation antreten.

An die kurze jüdische Ortshistorie erinnern noch das frühere jüdische Gemeindehaus und der von der Vegetation eingenommene Friedhof.

 

 

Weitere Informationen:

The Encyclopedia of Jewish Life before and during the Holocaust (Vol. 2), New York University Press, Washington Square, New York 2001, S. 999/1000 (Plesivec) und S. 1101 (Rožňava) und Vol. 3, S. 1204 (Smolnik)

The Jewish Community of Roznava, Hrg. Beit Hatfutsot – The Museum of the Jewish People, online abrufbar unter: dbs.bh.org.il/place/roznava

Maros Borský, Synagogue Architecture in Slovakia towards creating a memorial landscape of lost community, Dissertation (Hochschule für Jüdische Studien in Heidelberg), 2005, S. 136 (Plesivec), S. 167 (Smolnik) und S. 200 ( Rožňava)