Pfaffenhofen (Elsass)

Jüdische Gemeinde - Surburg (Elsass) Das im nördlichen Unterelsass liegende Pfaffenhofen - ca. 15 Kilometer westlich von Hagenau - ist das frz. Pfaffenhoffen, das im Jahre 2016 mit den früheren Orten Uberach und La Walck zur „Commune nouvelle Val de Moder“ fusionierte (Ausschnitt aus hist. Karte von 1905 ohne Eintrag von Pfaffenhofen, aus: wikipedia.org, gemeinfrei).

 

Erste urkundliche Belege für die Ansässigkeit jüdischer Familien in Pfaffenhofen stammen aus der Zeit des ausgehenden 16.Jahrhunderts; doch vermutlich haben sich bereits zwei Jahrhunderte früher Juden in der Region aufgehalten bzw. sich angesiedelt. Im 17.Jahrhundert stellten die Grafen zu Hanau-Lichtenberg den jüdischen Familien in Pfaffenhofen Schutzbriefe aus, die ihnen - gegen jährliche Zahlungen - bestimmte Rechte wie z.B. die Abhaltung von Gottesdiensten zusicherten. Das Zusammenleben mit den christlichen Bewohnern war bis ins 18.Jahrhundert recht konfliktreich; so wurde 1683 das erste Bethaus zerstört. Erst im Laufe der Zeit nahmen die Spannungen ab.

Nachdem lange Zeit ein Betraum in einem Privathaus genutzt worden war, errichtete die hiesige Judenschaft in den 1740er Jahren ihre erste Synagoge, die etwa fünf Jahrzehnte später durch einen Neubau mit Schule, Mikwe und Mazzenbäckerei ersetzt wurde; äußerlich soll sich das neue jüdische „Gemeindezentrum“ kaum von den Nachbarhäusern unterschieden haben; nur über dem Eingang war eine Jahreszahl in jüdischer Zeitrechnung angebracht. Der im Obergeschoss befindliche Betsaal besaß eine Frauenabteilung, die durch ein hölzernes Gitter vom Männerbereich abgetrennt war.

  

Ehem. Synagoge in Pfaffenhofen vor und nach der Sanierung (Aufn. aus: wmf.org - Ralph Hammann, 2012, aus: wikipedia.org, CC BY-SA 4.0)

       

Der Betsaal der Pfaffenhofener Synagoge um 1900 und 2007, unten: Aufsatz über dem Thoraschrein (aus: André-Marc Haarscher)

Verstorbene Gemeindeangehörige wurden auf dem jüdischen Friedhof in Ettendorf beerdigt.

Die Juden Pfaffenhofens gehörten dem Rabbinat Buchsweiler (Bouxwiller) an.

Juden in Pfaffenhofen:

         --- um 1700 ......................   3 jüdische Familien,

    --- 1784 .........................  16     “       “   ,

    --- 1807 ......................... 131 Juden,

    --- 1846 .........................  80   “  ,

    --- 1866 .........................  77   “  ,

    --- 1875 .........................  90   "  ,

    --- 1900 ......................... 104   “  ,

    --- 1905 ......................... 132   "  ,

    --- 1910 ......................... 148   “  ,

    --- 1936 .........................  69   “  ,

    --- 1940 (Dez.) ..................  keine,

    --- 1954 ..................... ca.  35   “  .

Angaben aus: Alain Kahn, Repères historiques de la Communauté juive de Pfaffenhoffen (in: André-Marc Haarscher, Pfaffenhoffen)

und                 Michel Rothé/Max Warschawski, Les synagogues d’Alsace et lieur histoire, S. 31

 

In der Zeit des Ersten Weltkrieges erreichte die jüdische Gemeinde in Pfaffenhofen mit etwa 150 Personen ihren zahlenmäßigen Höhepunkt; aber bald danach verringerte sich die Zahl der Gemeindeangehörigen wieder deutlich.

Von den 1940 nach Südfrankreich deportierten Pfaffenhofener Juden kehrten nach Kriegsende einige Überlebende in die Stadt zurück; elf jüdische Bewohner waren ermordet worden (namentliche Nennung der betroffenen Personen siehe: alemannia-judaica.de/pfaffenhoffen_synagogue.htm).

 

Mitte der 1950er Jahre zählte man in Pfaffenhoffen etwa 35 jüdische Bewohner.

Kurz vor der Jahrtausendwende wurde das Synagogengebäude - es steht seit 1992 unter Denkmalschutz - komplett restauriert; finanzielle Mittel waren u.a. vom "World Monuments Fund" zur Verfügung gestellt worden (Abb. siehe oben). Als Museum eingerichtet informiert es über jüdisches Leben im Elsass; u.a. befinden sich hier mehrere historische Thora-Vorhänge, die aus Orten der unmittelbaren Region stammen.

  

  https://www.alemannia-judaica.de/images/Images%20316/Pfaffenhofen%20Synagogue%20JT%20333.jpg https://www.alemannia-judaica.de/images/Images%20316/Pfaffenhofen%20Synagogue%20JT%20334.jpgVorhänge von Thora-Schreinen (Aufn. J. Hahn, 2011)

 

 

 

Im südwestlich von Pfaffenhofen gelegenen Dörfchen Büsweiler (frz. Buswiller) bestand seit dem 18.Jahrhundert eine israelitische Gemeinde, die zum Bezirksrabbinat Buchsweiler (Bouxwiller) gehörte. Eine in der ersten Hälfte des 18.Jahrhunderts eingerichtete Synagoge wurde nach einem Totalumbau 1874 erneut eingeweiht. Eine eigene Schule und ein rituelles Bad komplettierten die gemeindlichen Einrichtungen. Zur Besorgung religiös-ritueller Aufgaben war in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts ein Lehrer angestellt.

Verstorbene Gemeindeangehörige wurden auf dem jüdischen Friedhof in Rosenweiler/Rosenwiller begraben.

Juden in Büsweiler:

         --- um 1780 ......................  14 jüdische Familien,

    --- 1807 ......................... 121 Juden,

    --- um 1845 .................. ca.  80   “  ,

    --- 1866 .........................  56   "  ,

    --- 1900 .........................  21   “  ,

    --- 1910 .........................  19   “  ,

    --- 1936 .........................   3   “  .

Angaben aus: Michel Rothé/Max Warschawski, Les synagogues d’Alsace et lieur histoire

Um die Jahrhundertwende löste sich die Gemeinde wegen Überalterung und Abwanderung auf. Das Synagogengebäude wurde aufgegeben und wenig später abgerissen.

Mitte der 1930er Jahre lebten noch drei Personen mosaischen Glaubens im Ort.

 

 

 

In Uhrweiler (frz. Uhrwiller) – knapp zehn Kilometer nördlich von Pfaffenhofen – bestand vom ausgehenden 18.Jahrhundert bis um 1900 eine jüdische Gemeinde; ihren Zenit erreichte die Zahl der Gemeindeangehörigen um 1850 mit fast 100 Personen; um 1910 lebten nur noch einzelne Juden im Dorf. Ein gegen Mitte der 1820er Jahre errichtetes Synagogengebäude in der Rue Neuve wurde mehr als acht Jahrzehnte genutzt; nach der Jahrhundertwende wurde es abgerissen und das Areal mit einem Wohnhaus überbaut.

Religiös-rituelle Aufgaben verrichtete zeitweise ein seitens der kleinen Gemeinde angestellter Religionslehrer. Die Gemeinde gehörte dem Bezirksrabbinat Buchsweiler (Bouxwiller) an.

Juden in Uhrweiler:

--- 1692 ..................  2 jüdische Familien,

--- 1754 ..................  4     “       “    ,

--- 1784 ..................  8     “       “    ,

--- 1806 .............. ca. 65 Juden,

--- 1851 .................. 77   “  ,

--- 1865 .................. 58   “  ,

--- 1905 ............. ca.  10   “  .

Angaben aus: Michel Rothé / Max Warschawski, Les synagogues d’Alsace et lieur histoire

In den 1930er Jahren lebten keine Juden mehr im Ort.

 

 

 

Weitere Informationen:

Freddy Raphael/Robert Weyl, Juif en Alsace. Culture, societé, histoire, Toulouse 1977

Michel Rothé/Max Warschawski, Les synagogues d’Alsace et lieur histoire, Jerusalem 1992

André-Marc Haarscher, Pfaffenhoffen - Die Geschichte der jüdischen Gemeinschaft, in: judaisme.sdv.fr

Pfaffenhoffen, in: alemannia-judaica.de

Pfaffenhofen Synagogue – A museum of Alsatian-Jewish life, online abrufbar unter: wmf.org/project/pfaffenhofen-synagogue

Canton de Reichshoffen (Hrg.), Die Geschichte der 15 Synagogen im Canton Reichshoffen, online abrufbar unter : : reichshoffen.free.fr/Comple/15synagogues.html

Buswiller, in: alemannia-judaica.de