Das westpreußische Neustadt/Rheda liegt ca. 25 Kilometer östlich von Lauenburg bzw. nordwestlich von Danzig; es ist das heutige poln. Wejherowo mit derzeit nahezu 50.000 Einwohnern in der Woiwodschaft Pommern (Ausschnitt aus hist. Karte 'Kreis Neustadt/Rheda' um 1905, aus: wikipedia.org, gemeinfrei und Kartenskizze 'Polen' mit Wejherowo rot markiert, R. 2006, aus: commons.wikimedia.org CC BY-SA 3.0).

Im westpreußischen Neustadt/Rheda ließen sich die ersten jüdischen Familien nach 1812 nieder; sie kamen zumeist aus dem nahen Bohlschau (Bolszewo). Die Gemeinde wuchs langsam, aber stetig und erreichte um 1870 fast 170 Angehörige - eingeschlossen die wenigen jüdischen Familien aus dem nahen Umland, so auch aus Zoppot. Zwischenzeitlich durch Auswanderung geschwächt, wuchs die jüdische Gemeinde Neustadt durch Zuwanderung aus Dörfern der Region in den 1920er Jahren wieder an und erreichte schließlich über 200 Mitglieder.

Verstorbene wurden auf dem im 18.Jahrhundert angelegten jüdischen Friedhof in Bohlschau (poln. Bolszewo) beerdigt; an diesem Ort wurden auch verstorbene Juden aus Zoppot und Gdingen begraben.

In den 1860er Jahren wurde in Neustadt an der Putzigerstraße ein Synagogenbau fertiggestellt, der eine recht aufwändige bauliche Ausstattung gehabt haben soll.

Eine Religionsschule stand den jüdischen Kindern zur Verfügung.

Juden in Neustadt/Rheda

--- 1812/13 .......................  11 jüdische Haushalte,

--- 1818 ..........................  31 Juden,

--- 1840 .......................... 124   “  ,

--- 1846 .......................... 137   “  (ca. 6% d. Bevölk.)

--- 1871 .......................... 168   “  (ca. 5% d. Bevölk.),

--- 1885 .......................... 165   “  ,

--- 1895 ......................... 156   “  ,*   * andere Angabe: 143 Pers.

--- 1910 .......................... 142   “  ,

--- 1921 ..........................  62   “  ,

--- 1928 ..........................  70   “  ,

--- 1934 .......................... 138   “  ,

--- 1939 .......................... 258   “  . (?)

Angaben aus: Wejherowo, in: sztetl.org.pl

und                 Gerhard Salinger, Zur Erinnerung und zum Gedenken - Die einstigen jüdischen Gemeinden Westpreußens, Teillband 1 , S. 142 f.

           Gebäude am Markt (hist. Aufn., aus: akpool.de)

Das 1888 gegründete Unternehmen P. Pokora in Neustadt  (Zigarrenfabrik) beschäftigte zeitweilig ca. 250 Arbeitskräfte.

Im September 1939 sollen die hier verbliebenen jüdischen Familien zusammen mit polnischen Einwohnern in nahegelegenen Wäldern exekutiert worden sein. Im gleichen Jahre wurde die Synagoge zerstört.

Vom jüdischen Friedhof im nahen Bolszewo sind heute nur noch einige Relikte vorhanden. Während der Zeit des Zweiten Weltkrieges war das Areal schwer beschädigt worden.

Relikte von Grabstätten (Aufn. Polin, aus: sztetl.org.pl)

Weitere Informationen:

The Encyclopedia of Jewish Life before and during the Holocaust (Vol. 3), New York University Press, Washington Square, New York 2001, Vol. 3, S. 1438 (Wejherowo)

Gerhard Salinger, Zur Erinnerung und zum Gedenken - Die einstigen jüdischen Gemeinden Westpreußens, Teillband 1 (Regierungsbezirk Danzig), New York 2009, S. 140 - 152

Wejherowo, in: sztetl.org.pl 

Tomasz Koliński (Red.), Wejherowo, in: kirkuty.xip.pl 

Günther Wittrin (Braunschweig), Fotogalerie von historischen Aufnahmen aus dem westpreußischen Neustadt, online unter: neustadt-westpreussen.de