Neumarkt/Oberpfalz (Bayern)

https://wiki.genealogy.net/images//1/18/Karte_Regierungsbezirk_Oberpfalz.jpg  Datei:Neumarkt in der Oberpfalz in NM.svg Neumarkt in der Oberpfalz ist eine Große Kreisstadt mit ca. 40.000 Einwohnern im gleichnamigen Landkreis - ca. 25 Kilometer südöstlich von Nürnberg gelegen (Kartenskizzen 'Landkreise in der Oberpfalz', A. 2006, aus: wiki-de.genealogy.net/  und  'Landkreis Neumarkt/Oberpfalz', Hagar 2010, aus: commons.wikimedia.org, CC BY-SA 3.0).

 

Erste Belege über die Existenz von Juden in Neumarkt finden sich in Berichten über die sog. „Rindfleisch-Verfolgungen“ von 1298; diese nahmen nach angeblicher Hostienschändung durch Juden im unterfränkischen Röttingen ihren Anfang und erreichten auch Neumarkt; dabei sollen Juden in der Synagoge von den „Judenschlägern“ verbrannt worden sein. Anfang der 14.Jahrhunderts lebten einzelne Juden in Neumarkt; ob diese von den Pestpogromen von 1348/1349 betroffen waren, ist nicht eindeutig belegt, kann aber vermutet werden. In den 1350/1360er Jahren förderte Kurfürst Ruprecht der Ältere die Ansiedlung von Juden in Neumarkt und stellte sie unter seinen Schutz; doch bereits 1391 wurden sie wieder aus der Stadt vertrieben und in Sülzbürg vom Grafen von Wolfstein aufgenommen. Bis in die Mitte des 16.Jahrhunderts werden dann in verschiedenen Quellen Juden in Neumarkt erwähnt, die hauptsächlich im Geldverleih tätig waren. 1555 wurden die Juden endgültig aus Neumarkt vertrieben; künftig durften sie nur noch hiesige Märkte aufsuchen, was aber nicht immer die Zustimmung christlicher Kaufleute und Handwerker fand. Mitte des 19.Jahrhunderts wurde das Ansiedlungsverbot aufgehoben; erstmals wurde ein Antrag auf Ansiedlung und Anmeldung eines Gewerbes 1862 genehmigt.

File:Neumarkt Oberpfalz - Stadtansicht von Nordosten - Gemälde.jpgNeumarkt, Ende 19.Jahrh. (aus: commons.wikimedia.org, gemeinfrei)

Bis 1867 ließen sich zwölf jüdische Familien in der Stadt nieder; weitere Juden, meist aus Sulzbürg, folgten. Die israelitischen Neubürger gaben dem wirtschaftlichen Leben Neumarkts neue Impulse; in der Stadt übernahmen sie bald eine führende Position in der Textilbranche, einige betrieben auch Viehhandel. Besondere Bedeutung gewann die von Joseph Goldschmidt 1882 gegründete erste deutsche Fahrradfabrik, die ihre Wurzeln in einem kleinen Betrieb mit der Produktion von Öfen in Sulzbürg hatte.

"Express Fahrrad-Werke AG" (vromals Gebr. Goldschmidt) (Abb. aus: wikipedia.org, CCO)

Das in Neumarkt ansässige Industrieunternehmen entwickelte sich zu einem der wichtigsten Industriebetriebe der Stadt, in dem neben Fahrrädern auch Motorräder (zeitweilig auch Autos) hergestellt wurden. Um die Jahrhundertwende beschäftigte das Unternehmen nahezu 150 Arbeitskräfte und wurde mit seinen Produkten europaweit bekannt. 1938 wurde die Firma „arisiert“, die Produktion in den 1950er Jahren gänzlich eingestellt.

Erste gottesdienstliche Zusammenkünfte fanden ab 1863 in einem Privathaus statt; 1868 wurde offiziell eine Kultusgemeinde gegründet, die sich dem Rabbinat Sulzbürg anschloss. Auf einem erworbenen Anwesen an der Ecke Hallertorstraße/Hafnergasse wurde am 1. August 1868 vom Sulzbürger Rabbiner Dr. Mayer Löwenmayer unter Beteiligung der Honoratioren Neumarkts ein Betsaal feierlich eingeweiht.

                 Aus der Synagogenordnung von 1868:

....

§ 2 Besucher des Gottesdienstes haben sich vom Eintritt bis zum Verlassen der Räume jeden Geräusches, Gespräches und jeder störenden Handlung zu enthalten. ...

§ 4 Die Synagogenbesucher haben in schicklicher Kleidung und Kopfbedeckung zu erscheinen. Zur Thoralesung werden nur Personen gerufen, welche sich mit schwarzem Zylinderhut eingefunden haben. ...

§ 7 Knaben unter fünf und Mädchen unter neun Jahren sind in der Synagoge nicht zugelassen.

§ 8 Am Geburtstag des Königs sowie an anderen politischen Festtagen findet feierlicher Gottesdienst statt. Alle erwachsenen männlichen Personen haben sich hierzu mit schwarzem Zylinderhut und entsprechender Kleidung zu versehen. Sowohl bei diesem Festgottesdienst, als auch bei allsabbatlichem Gebete für das Wohlergehen unseres erhabenen Königs, müssen sämtliche in der Synagoge anwesenden Personen sich erheben. ...

Auch eine Mikwe war dem Gemeindezentrum angeschlossen.

Um 1890/1895 wurde ein Synagogenneubau in Erwägung gezogen und ein Synagogenbaufonds ins Leben gerufen; die Planungen wurde aber auf Grund leicht zurückgehender Zahl der Gemeindemitglieder schließlich fallengelassen. 1928 wurde die bestehende Synagoge umfassend renoviert und zum jüdischen Neujahrsfest neu eingeweiht.

                 Die „Bayrische Israelitische Gemeindezeitung” berichtete in ihrer Ausgabe am 2.10.1928 wie folgt:

Neumarkt (Oberpfalz). Der Sabbat vor Rosch HaSchana war für unsere Gemeinde ein herrlicher Festtag; denn an ihm wurde unsere während des Sommer renovierte Synagoge ihrer Bestimmung wieder übergeben. Der rastlosen Tätigkeit unseres Vorstandes Herrn Adolf Baruch im Verein mit unserem für das Gemeindewohl unermüdlich besorgten und jederzeit opferfreudigen Ratsmitglied Herrn Kommerzienrat Dreichlinger ist es gelungen, unser Gotteshaus unter der sachkundigen Leitung des Herrn Architekten Albert Meyer aus Nürnberg durch hiesige Meister als hehres Schmuckkästchen erstehen zu lassen. In hervorragender Weise ist die Ausstattung der Ostseite gelungen, die eine vollständige Neugestaltung erfahren hat. Über der in Rot gehaltenen von goldkanellierten Säulen flankierten heiligen Lade treten aus einem strahlendurchschimmerten Gewölke zwei Gesetzestafeln mit den 10 Geboten hervor. Zwei geschmackvoll ausgeführte bunte Fenster mit dem Davidstern in der oberen Rundung erfüllen in vornehmer Schlichtheit rechts und links den Raum bis zu den Emporen, die wie das Gestühl und die Wandtäfelung mit ihren vergoldeten Fassungen in leichtem Beige gehalten sind. Wände und Decke sind gelb getönt und durch ein elfenbeinfarbenes Hohlkehlenband verbunden, das die Akustik in ganz auffallender Weise verbesserte. Auch der Fußboden ist mit einer Steinholzmasse neu belegt. Das ganze wirkt durch seine Ruhe und Stilreinheit äußerst stimmungsvoll.  Ein solches Werk erfordert natürlich nicht unbedeutende Mittel und wenn auch durch Zeichnung von Anteilscheinen wie durch freiwillige Gaben seitens jetziger oder ehemaliger Gemeindeangehöriger ganz ansehnliche Beträge aufgebracht und durch Stiftungen gar manche Ausgabe übernommen wurde, so wäre es unserer verhältnismäßig kleinen Gemeinde ohne das Wohlwollen und die finanzielle Unterstützung des Verbandes kaum möglich gewesen, es aus eigener Kraft zu schaffen. Es war darum für uns doppelt erfreulich ehrenvoll, daß der hochverehrte Verbands-Präsident, Herr Oberlandesgerichtsrat Dr. Neumeyer, uns durch seine persönliche Teilnahme an unserer Weihefeier auszeichnete, zu der auch Herr rechtskundiger Bürgermeister Weidner erschienen war. - Der eigentliche Festakt fand in Verbindung mit einem Freitag-Abendgottesdienst statt. Es war ein erhebender Augenblick, als nach dem Mah towu die Torarollen im Feierkleide unter dem Gemeindechorgesang Wajehi binzana eingeholt und in den Aron hakaudosch verbracht wurden. Hierauf hielt Herr Bezirksrabbiner Dr. Weinberg eine tiefempfundene Weiherede. Herr Kultusvorstand Baruch begrüßte die Gäste und Gemeindeangehörigen und dankte in herzlichen Worten allen, die durch Rat und Tat sich verdient gemacht. Nun nahm Oberlandesgerichtsrat Dr. Neumeyer das Wort und legte in bekannt eindrucksvoller Weise die Bedeutung des Verbandes für die bayerische Judenheit und besonders für die Kleingemeinden dar und schloß mit der Mahnung, sich der Pflichten als Glieder der Glaubensgemeinschaft wie als Staatsbürger in gleichem Maße bewusst zu bleiben. Nach dem Solovortrag des 100. Psalms durch den Kantor nahm der Abendgottesdienst seinen üblichen Verlauf.

... Möge das schöne Gotteshaus ein Segensquell für unsere Gemeinde sowie für alle diejenigen werden, die sich während des Jahres als Gäste unseres Luftkurortes, der ‘Perle der Oberpfalz’, in ihm einfinden und sich erfüllen des Psalmisten Wort: ‘ boruch habo beschelm haschem, barachunchen mihes haschem.’

 

Seit Anfang der 1870er Jahre existierte in Neumarkt eine kleine jüdische Elementarschule, die im Synagogengebäude untergebracht war; der Lehrer war zugleich Kantor, anfänglich übte er auch den Schächtdienst aus. Die israelitische Bekenntnisschule bestand bis ins Jahr 1923.

http://www.alemannia-judaica.de/images/Images%20158/Neumarkt%20Israelit%2006051868.jpg     

Anzeigen in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 6. Mai 1868 und vom 2.Okt. 1872 betreffs "offener Lehrerstelle"

Der jüdische Lehrer Heinrich Friedmann betrieb in Neumarkt eine Schülerpension und warb mehrfach in Anzeigen in der Zeitschrift „Der Israelit“ dafür:

http://www.alemannia-judaica.de/images/Images%20298/Neumarkt%20AZJ%2017081875.jpg 1875/1876http://www.alemannia-judaica.de/images/Images%20118/Neumarkt%20Israelit%2016081876.jpg

1910 wurde der Sitz des Bezirksrabbinats von Sulzbürg nach Neumarkt verlegt; damit zog auch der Rabbiner Dr. Magnus Weinberg nach Neumarkt. Nach etwa zwei Jahrzehnten siedelte Dr. Weinberg nach Regensburg, um dort das Bezirksrabbinat für Oberpfalz und Niederbayern zu übernehmen.

                    eine Bekanntmachung des Bezirksrabbiners (1928) 

Die verstorbenen Gemeindeangehörigen wurden zunächst auf dem etwa 13 Kilometer entfernt gelegenen Sulzbürger Friedhof beerdigt; 1879/1880 erwarb die Gemeinde ein eigenes Bestattungsgelände in der Gießereistraße und legte hier ihren Friedhof an, der mit einer Mauer umgeben wurde.

Juden in Neumarkt:

         --- um 1370 ..........................  12 jüdische Familien,

    --- 1555 - ca. 1850 .................. Ansiedlungsverbot

    --- um 1868 ..........................  12 jüdische Familien,

    --- 1880 ......................... ca. 100 Juden,

    --- 1890 ............................. 162   “  (ca. 3% d. Bevölk.),

    --- 1910 ............................. 148   “  ,

    --- 1925 ............................. 114   “  ,

    --- 1930 .............................  97   “  ,

    --- 1933 ............................. 105   “  ,

    --- 1936 (Apr.) ......................  74   “  ,

    --- 1939 (Jan.) ......................  31   “  ,

    --- 1942 .............................   3   “  .

Angaben aus: Baruch Z.Ophir/F. Wiesemann (Hrg.), Die jüdischen Gemeinden in Bayern 1918 - 1945, S. 83

und                 Karl Ried, Neumarkt in der Oberpfalz - Eine quellenmäßige Geschichte der Stadt Neumarkt

 

historische Ansichten: Klostergasse und Unteres Tor, um 1910 (Abb. aus: wikipedia.org, gemeinfrei)

 

Zu Beginn der NS-Zeit lebten ca. 100 Personen mosaischen Glaubens in der Stadt. Zu Boykotten jüdischer Geschäfte in der Stadt kam es verstärkt im Herbst 1935, als die beiden jüdischen Warenhäuser von SA-Posten abgeriegelt wurden; an den Zufahrtsstraßen Neumarkts wiesen Parolen wie „In dieser Stadt sind Juden unerwünscht” auf die offizielle Haltung der städtischen Behörden hin.

Während des Pogroms im November 1938 drangen SA- und NSDAP-Angehörige, denen sich zahlreiche Bürger angeschlossen hatten, in den Betraum ein und zerstörten die Inneneinrichtung samt der Ritualien. Zu einer Brandlegung kam es nur deshalb nicht, weil sonst auch nebenstehende Gebäude in Mitleidenschaft gezogen worden wären. (Anm.: Das von der Stadtverwaltung beschlagnahmte Synagogengebäude wurde durch Kriegshandlungen im April 1945 zerstört.) Auch Häuser von jüdischen Familien wurden gestürmt, Hausrat zertrümmert und Wertgegenstände entwendet. Die jüdischen Bewohner verbrachte man ins städtische Gefängnis, wo einige von ihnen schwer misshandelt wurden. Während man die Frauen nach einigen Tagen wieder auf freien Fuß setzte, überstellte man die Männer ins Regensburger Gefängnis; von dort wurde ein Teil von ihnen ins KZ Dachau abtransportiert. Bereits am 28.November 1938 war die „Arisierung“ in Neumarkt abgeschlossen, wie eine Zeitungsnotiz vermeldete:

Das letzte jüdische Geschäft ist in arischem Besitz. Mit Wirkung vom 28.November ist das seitherige jüdische Geschäft Kraus und Ambach in arischen Besitz übergegangen. Es wurde vom Kaufmann Wilhelm Wöhrl aus Riedenburg übernommen.

Anfang April 1942 wurden 15 Juden Neumarkts - via Regensburg - nach Piaski bei Lublin deportiert.

Nach Angaben des „Gedenkbuches – Opfer der Verfolgung der Juden ...“ wurden nachweislich mindestens 38 aus Neumarkt stammende bzw. längere Zeit hier ansässig gewesene jüdische Bürger Opfer der NS-Gewaltherrschaft (namentliche Nennung der betroffenen Personen siehe: alemannia-judaica.de/neumarkt_synagoge.htm).

Vor dem Landgericht Nürnberg mussten sich im April 1950 elf Personen, darunter fünf Frauen für ihre Beteiligung am Novemberpogrom verantworten; mangels an Beweisen wurden sie freigesprochen.

Jüdischer Friedhof (Aufn. D., 2013, aus: wikipedia.org, CC BY-SA 3.0)

Heute erinnern nur der von einer Mauer umgebene jüdische Friedhof an der Gießereistraße mit seinen ca. 100 Gräbern und ein Gedenkstein in einer Parkanlage an der Hallertorstraße an die frühere Existenz einer jüdischen Gemeinde. Auf dem Gedenkstein findet sich unter einem Davidstern die folgende Inschrift:

Zum Gedenken an die jüdischen Bürger unserer Stadt,

die während des Nationalsozialismus von 1933 bis 1945 verfolgt, vertrieben und ermordet wurden.

Den Toten zur Ehre den Lebenden zur Mahnung.

Errichtet im Jahre 1995

vom Landesverband der Israelitischen Kultusgemeinden in Bayern und der Stadt Neumarkt i.d.OPf.

 

Nach einem 2015 erfolgten Beschluss der Kommune - die Initiative dafür ging von einigen Bürgern der Stadt aus - wurden 2016 vor einem Gebäude Oberer Marktstraße in Neumarkt die ersten fünf sog. „Stolpersteine“ verlegt; sie sollen an das Schicksal der Familie Haas erinnern. Ein Jahr später wurden an drei Standorten (Obere Marktstr., Bahnhofstr. u. Stephanstr.) weitere elf Steine in die Pflasterung eingefügt. Sieben "Stolpersteine" wurden 2018 in der Bahnhofstraße für Angehörige der Familie Landecker verlegt. Inzwischen sind insgesamt ca. 35 Stolpersteine (Stand 2022) zu finden.

Obere Marktstraße 39: Dort wohnte die Familie Haas. Semi, Frieda und Ilse wurden ermordet. Ernst befreiten 1945 GIs aus einem Lager.verlegt für Angehörige der Familie Haas, Obere Marktstraße (Aufn. Distler, 2017)

Stolperstein für Kurt Baruch (Neumarkt in der Oberpfalz).jpgStolperstein für Helene Henriette Baruch (Neumarkt in der Oberpfalz).jpgStolperstein für Hermann Baruch (Neumarkt in der Oberpfalz).jpg  Stolperstein für Emanuel Hahn (Neumarkt in der Oberpfalz).jpgStolperstein für Julius Hahn (Neumarkt in der Oberpfalz).jpgStolperstein für Edith Regina Hahn (Neumarkt in der Oberpfalz).jpgStolperstein für Max Hahn (Neumarkt in der Oberpfalz).jpg in der Bahnhofstraße und Oberen Marktstraße (Aufn. Chr. Michelides, 2019, aus: wikipedia.org, CC BY-SA 4.0)

 

 

 

Im nahen Töging – heute ein Gemeindeteil der Kommune Dietfurt/Altmühl – haben vermutlich bereits im 12.Jahrhundert einige jüdische Familien unter dem Schutz der adligen Schenken von Töging gelebt. Ob diese vom sog. Rintfleischprogrom (1298) betroffen waren, kann nicht nachgewiesen werden. Nach einer zwischenzeitlichen Vertreibung aller Juden aus dem Hochstift Eichstätt (1445) waren im 16./17, Jahrhundert erneut jüdische Familien in Töging ansässig und bildeten hier eine Gemeinde, deren Angehörige Schutzbriefe des Fürstbischofs besaßen. Im Jahre 1602 ist eine Synagoge erwähnt, die den ca. zehn jüdischen Familien (1680) als gottesdienstlicher Versammlungsort diente. Im Jahre 1697 wurden die Töginger und alle anderen ‚Hochstiftsjuden‘ vom Fürstbischof vertrieben.

Heute erinnert nur noch der Flurname „Judenhügel“ daran, dass nahe der Ortschaft sich ein alter jüdischer Begräbnisplatz befunden haben muss, von dem es aber heute keinerlei Relikte mehr gibt.

 

 

 

In Freystadt – ca. 25 Kilometer südwestlich von Neumarkt – haben jüdische Familien bereits im 13.Jahrhundert gelebt; denn eine erste urkundliche Erwähnung findet sich im Nürnberger Memorbuch; danach soll 1298 der sog. „Rindfleisch-Pogrom“ auch Freystadt erreicht haben. Danach sind erst wieder Juden im Jahre 1384 - im Zusammenhang einer erneuten Vertreibung – genannt. Gegen Mitte des 15.Jahrhunderts waren auch die im Ort lebenden Juden von den durch den Bamberger Hassprediger Capistrano initiierten Verfolgungen betroffen. Zwischen 1450 und 1500 sollen abermals fünf Familien mosaischen Glaubens ständig hier gewohnt haben. Mehrjährig ausgestellte Schutzbriefe des Landesherrn garantierten Aufenthalts- und Handelsrechte; so waren Freystädter Juden auch den Herzögen von Bayern mit Geldverleih behilflich. Im Jahre 1500 erloschen diese Privilegien.

Um 1850 wohnten zwei jüdische Familien in Freystadt.

 

 

 

Weitere Informationen:

Magnus Weinberg, Das erste halbe Jahrhundert der israelitischen Kultusgemeinde Neumarkt/Opf. - Festschrift zum 50jährigen Jubiläum der Gemeinde, Neumarkt 1919

Jakob Nußbaum, Neumarkt (Oberpfalz), in: "Bayrische Israelitische Gemeindezeitung" vom 2.10.1928

Karl Ried, Neumarkt in der Oberpfalz - Eine quellenmäßige Geschichte der Stadt Neumarkt, Neumarkt i.d.Opf. 1960, S. 475 – 480

Wilhelm Volkert, Die Juden in der Oberpfalz im 14.Jahrhundert, in: "Zeitschrift für bayrische Landesgeschichte", No.30/1967, S. 161 - 200

Baruch Z.Ophir/F. Wiesemann (Hrg.), Die jüdischen Gemeinden in Bayern 1918 - 1945. Geschichte und Zerstörung, Oldenbourg-Verlag, München/Wien 1979, S. 83 – 85

Hans Meier, Dr. Magnus Weinberg führet israelitische Kultusgemeinde, in: „Neumarkter Tageblatt“ vom 6.7.1982

Hans Meier, Die ehemalige israelitische Schule in Neumarkt, in: „Die Oberpfalz – Heimatzeitschrift für den ehemaligen Bayrischen Nordgau", No.72/1984, S. 170 ff.

Germania Judaica, Band III/1, Tübingen 1987, S. 405/406 (Freystadt) und Band III/2, Tübingen 1995, S. 949 – 951 (Neumarkt)

Hans Meier, Die Geschichte der ehemaligen Synagoge in Neumarkt, in: „Neumarkter Tageblatt“ vom 5.10.1988

Hans Meier, Juden in der Geschichte Neumarkts, in: 18.Jahresbericht des Historischen Vereins für Neumarkt i.d.Opf. und Umgebung 18/1988, Neumarkt, S. 58 - 74

Israel Schwierz, Steinerne Zeugen jüdischen Lebens in Bayern. Eine Dokumentation, Hrg. Bayrische Landeszentrale für politische Bildungsarbeit, München 1992, S. 289

Wolfgang Fellner, Glockengeläut erinnert an Schreckensnacht, in: "Neumarkter Nachrichten" vom 7./8.11. 1998

Michael Trüger, Der jüdische Friedhof in Neumarkt, in: "Der Landesverband der Israelit. Kultusgemeinden in Bayern", No. 77/1998, S. 29

Andreas Angersdorfer, Die ‚Rintfleischscharen wüten in der „Oberpfalz“. Der Pogrom am 27.Juli 1298 in Neumarkt, in: „Oberpfälzer Heimat“, No.22/2000, S. 11 - 23

Franz Xaver Meyer, Brutal schlugen die Häscher der SA-Trupps zu, in: "Neumarkter Nachrichten"’ vom 9.11. 2000

Frank Präger, Chronologische Übersicht zur Geschichte der Juden in Neumarkt, Stadtarchiv Neumarkt 2001

Herbert Rädle, Der Judensteig zwischen Sulzbürg und Neumarkt, in: „Oberpfalz“ No.92/2004, S. 37 f.

Walter Steiner, Die Geschichte der jüdischen Gemeinde Neumarkt (Vortrag), Maschinenmanuskript, Febr. 2004

A. Hager/ C. Berger-Dittscheid, Neumarkt, in: Mehr als Steine ... Synagogengedenkband Bayern, Band 1, Kunstverlag Josef Fink, Lindenberg/Allgäu 2007, S. 253 - 260

Neumarkt in der Oberpfalz, in: alemannia-judaica.de (mit diversen Dokumenten zur jüdischen Ortsgeschichte)

Hans-Peter Süss, Jüdische Archäologie im nördlichen Bayern. Franken und Oberfranken, in: "Arbeiten zur Archäologie Süddeutschlands", Band 25/2010, S. 96/97

Markus Urban/Kathrin Kasparek, Neumarkt im Nationalsozialismus 1933 – 1945. Eine Dokumentation, Neumarkt 2010

Hans Georg Hirn, Jüdisches Leben in Neumarkt und Sulzbürg, in: "Neumarkter historische Beiträge", Band 12, Neumarkt 2011

Judenweg Sulzbürg – Neumarkt, Geschichte der Neumarkter Juden, Hrg. Stadt Neumarkt, 2012 (Flyer)

Hauke Höpcke (Red.),Stolpersteine erinnern bald an ermordete Neumarkter, in: nordbayern.de vom 18.11.2015

Franz Xaver Meyer (Red.), Juden finanzierten Stadtmauer, in: nordbayern.de vom 25.2.2016 (betr: Freystadt)

Stolpersteine“ erinnern an ermordete Juden im Landkreis, in: „Nürnberger Nachrichten“ vom 27.5.2016

Auflistung der in Neumarkt verlegten Stolpersteine, online abrufbar unter: wikipedia.org/wiki/Liste_der_Stolpersteine_in_Neumarkt_in_der_Oberpfalz (mit näheren biografischen Angaben)

Wolfgang Endlein (Red.), 17fache Erinnerung an den NS-Terror, in: „Mittelbayrische Zeitung“ vom 4.10.2017

Nicolas Damm (Red.), Stolpersteine erinnern an Neumarkter Opfer des Holocaust, in: „Neumarkter Nachrichten“ vom 5.10.2017

N.N. (Red.), „Stolpersteine“ gesetzt, in: neumarktonline.de vom 16.10.2017

Helmut Sturm (Red.), Weitere neun Zeichen gegen das Vergessen, in: „Mittelbayrische Zeitung – Region Neumarkt“ vom 29.6.2018

Hauke Höpcke (Red.), Fünf neue Stolpersteine in Neumarkt und Sulzbürg, in: „Neumarkter Nachrichten“ vom 30.10.2019

Wolfgang Fellner (Red.), Gegen das Vergessen aufpoliert: Stolpersteine in Neumarkt und Sulzbürg, in: nordbayern.de vom 9.11.2020

N.N. (Red.), Erinnerung an jüdische Mitbürger. In Neumarkt werden weitere Stolpersteine verlegt, in: nordbayern.de vom 25.9.2021

Stadt Neumarkt/Opf. (Red.), Stadt gedenkt der Pogromnacht mit Blumengebinde am Gedenkstein für jüdisches Leben, in: neumarktaktuell.de vom 9.11.2022