Königsberg (brand. Neumark)

Datei:Brandenburg Kr Königsberg.pngDie Kleinstadt Königsberg/Neumark (poln. Chojna, derzeit ca. 7.000 Einw.) liegt nur wenige Kilometer südöstlich von Schwedt jenseits der Oder (Ausschnitt aus hist. Karte von 1905, aus: wikipedia.org, gemeinfrei und Kartenskizze 'Polen' mit Chojna rot markiert, O. 2006, aus: commons.wikimedia.org CC BY-SA 3.0).

 

In Königsberg - einst zur brandenburgischen Neumark gehörig - kann bereits in der ersten Hälfte des 14.Jahrhunderts jüdische Ansässigkeit nachgewiesen werden. Im Jahre 1510 wurden die jüdischen Bewohner auf Geheiß des brandenburgischen Kurfürsten - wie auch aus allen anderen Teilen seines Landes - von hier vertrieben.

Königsberg in der brandenburgischen Neumark, Stich um 1710 (Abb. aus: wikipedia.org, gemeinfrei)

Ab der zweiten Hälfte des 17.Jahrhunderts waren dann wieder einige Juden hier ansässig; um 1690 waren es nachweislich fünf Familien. Im 18.Jahrhundert sollen die hiesigen jüdischen Familien so verarmt gewesen sein, dass von ihnen keine Steuern eingetrieben werden konnten. Gottesdienstliche Zusammenkünfte fanden anfänglich in privaten Räumen statt. Erst im Laufe des 19.Jahrhunderts bildete sich eine organisierte Gemeinde heraus. Doch bereits um 1800 hatte sich die jüdische Gemeinschaft aus ca. 200 Köpfen zusammengesetzt.

In den 1880er Jahren zählte diewaren es immerhin noch fast 160; doch ein Jahrzehnt später war deren Anzahl bereits auf ca. 120 Angehörige abgesunken.

Der erste Betraum soll im Ort bereits zu Beginn des 18.Jahrhunderts eingerichtet worden sein. Neben einer 1907 neu erbauten Synagoge in der Jüdenstraße (Lazarettstr.) gab es seit Mitte des 19.Jahrhunderts auch einen jüdischen Friedhof (der Begräbnisplatz dürfte allerdings älter sein!).

Juden in Königsberg (Neumark):

--- um 1690 .........................    5 jüdische Familien,

--- 1728 ............................   24 Juden,

--- 1770 ............................   45   “  ,

--- 1801 ............................  195   “  ,

--- 1850 ............................  117   “  ,

--- 1880 ............................  158   “  ,

--- 1890 ............................  122   “  ,

--- 1905 ............................   70   “  ,

--- 1910 ........................ ca.   60   "  ,

--- 1925 ............................   45   “  ,

--- 1933 ........................ ca.   30   “  .

Angaben aus: Die Geschichte der Juden in Königsberg (2), aus: "Zeitung Chojeńska" No. 10/11/12/13 von 2012

und                  Chojna, in: sztetl.org.pl

    Blick auf das Schwedter Tor (colorierte Postkarte, um 1900)

 

Anfang der 1930er Jahre war die jüdische Bevölkerung bereits auf etwa 30 Personen gesunken. Während der „Kristallnacht“ wurde der Synagogeninnenraum durch SA-Angehörige zerstört; das äußerlich erhaltene Gebäude diente in der Folgezeit als Lagerhaus.

Über das Schicksal der wenigen jüdischen Bewohner liegen kaum Informationen vor.

Gegen Ende des Zweiten Weltkriegs bestand in Königsberg ein Außenlager des FKL Ravensbrück; Häftlinge (zumeist Frauen aus Warschau) waren hier zu Erdarbeiten am lokalen Flughafen eingesetzt. Im März 1945 wurden die Frauen nach Ravensbrück evakuiert („Todesmarsch“).

 

Heute erinnern nur noch sehr wenige Steinrelikte an das völlig in Vergessenheit geratene ca. 2.800 m² umfassende jüdische Begräbnisareal; es ist heute eine mit Bäumen bestandene Grünfläche; ein dreisprachig abgefasste Beschilderung weist auf den einstigen jüdischen Friedhof hin; dessen endgültige Zerstsörung soll 1980 erfolgt sein.

Ehem. jüdisches Begräbnisgelände mit Infotafel (Aufn. Matteusz Atroszko, aus: neumark.pl)

 

 

Weitere Informationen:

The Encyclopedia of Jewish Life before and during the Holocaust, New York University Press, Washington Square, New York 2001, Vol. 2, S. 643

Joanna Koscielna (Red.), Die Geschichte der Juden in Königsberg (2), "Die Zeitung Chojeńska", No. 10 vom 6.3.2012,. No. 11 vom 13.3.2012, No. 12 vom 20.3.2012, No. 13 vom 27.3.2012, No. 14/15 vom 3.4.2012 (online abrufbar unter: gazetachojenska.pl)

Chojna, in: sztetl.org.pl

Inga Goossens/Marieke Grenzebach (Bearb.), Geschichte der Jüdischen Gemeinde in Königsberg/Neumark (Chojna) in: Universität Potsdam – Institut für jüdische Studien und Religionswissenschaft (Hrg.), Jüdische Friedhöfe in Polen auf den Gebieten der ehemaligen Provinz Brandenburg, online abrufbar unter: uni-potsdam.de/ (2021)