Konstadt (Oberschlesien)
Konstadt O/S. - ca. 15 Kilometer nordwestlich von Kreuzburg/Kluczbork gelegen - ist die heutige poln. Kleinstadt Wołczyn mit derzeit ca. 6.000 Einwohnern (Ausschnitt aus hist. Karte von 1900, aus: europe1900.eu und Kartenskizze 'Polen' mit Wołczyn/Kluczbork rot markiert, Y. 2006, aus: commons.wikimedia.org, CC BY-SA 3.0).
In Konstadt gab es eine jüdische Gemeinde, die in den 1860/1870er Jahren mehr als 200 Angehörige zählte; deren Gründung geschah in den 1840er Jahren. Erste jüdische Ansässigkeit war hier unter preußischer Herrschaft (nach 1742) schon ca. ein Jahrhundert eher erfolgt.
Neben dem 1812 angelegten Friedhof – etwa zwei Kilometer von der Ortsgrenze entfernt - gab es in Konstadt auch eine Synagoge, die Anfang der 1850er Jahre erbaut worden war.
Innenraum der Konstadter Synagoge (Postkarte von 1906)
Im Jahre 1875 wurde eine jüdische Schule eingerichtet, die in den 1890er Jahren von ca. 40 Kindern besucht wurde.
Juden in Konstadt:
--- um 1790 .................. ca. 90 Juden,
--- 1845 ......................... 160 “ (ca. 11% d. Bevölk.),
--- 1867 ......................... 216 “ ,
--- 1871 ......................... 197 " (ca. 9% d. Bevölk.),
--- 1925 ......................... 103 “ ,
--- 1932 ......................... 80 “ (ca. 2% d. Bevölk.)
--- 1938 ......................... 76 “ ,
--- 1942 ......................... 7 “ .
Angaben aus: Wolczyn, in: sztetl.org.pl
Namslauerstraße (hist. Postkarte, um 1910)
Bis 1930 ging die Zahl der Gemeindemitglieder auf ca. 80 Personen zurück. Obwohl bis 1937 die jüdische Minderheit als „geschützt“ galt, setzte auch hier nach 1933 die antisemitische Ausgrenzungspolitik ein; die Einführung der „Nürnberger Gesetze“ in Konstadt (1937) wurde von antisemitischen Kundgebungen begleitet.
Nach der „Kristallnacht“ von 1938, in der das Bethaus und jüdisches Eigentum zerstört wurden, verließen die meisten der Konstadter Juden ihre Heimatstadt. Die sehr wenigen hier verbliebenen wurden Ende 1942 deportiert; ihre Schicksale sind zumeist unbekannt.
Auf dem jüdischen Friedhof sind einige Grabmäler in gutem Zustand erhalten geblieben; der älteste Stein stammt von 1833.
zwei Grabdenkmäler (Aufn. Małgorzata Płoszaj, aus: kirkuty.xip.pl)
Weitere Informationen:
The Encyclopedia of Jewish Life before and during the Holocaust (Vol. 2), New York University Press, Washington Square, New York 2001, Vol. 2, S. 654
Adam Marczewski, Wolczyn. The International Jewish Cemetery Project, 2010
Jewish Cemetery of Wolczyn, online abrufbar unter: de.findagrave.com/cemetery/2362305/jewish-cemetery-of-wolczyn
Wolczyn, in: sztetl.org.pl
Wolczyn, in: kirkuty.xip.pl
Beata Pomykalska/Pawl Pomykalski, Auf den Spuren der Juden Oberschlesiens, Hrg. Haus der Erinnerung an die Juden Oberschlesiens – Zweigstelle des Museums in Gleiwitz, Gliwice 2019