Liedolsheim (Baden-Württemberg)

Bildergebnis für Dettenheim baden-Württemberg Liedolsheim gehört seit 1975 zur Kommune Dettenheim im Landkreis Karlsruhe - knapp 25 Kilometer nördlich der Kreisstadt nahe des Rheinufers gelegen und besitzt derzeit ca. 4.000 Einwohner (Kartenskizze 'Landkreis Karlsruhe', F. Paul 2009, aus: wikipedia.org, CC BY-SA 3.0).

 

Die ersten jüdischen Familien wurden in Liedolsheim während der Regierungszeit des badischen Markgrafen Wilhelm (1709-1738) ansässig. Die stets nur kleine jüdische Gemeinschaft zählte im Laufe ihres Bestehens nie mehr als 50 Angehörige.

Eine Synagoge soll in Liedolsheim bereits seit der zweiten Hälfte des 18.Jahrhunderts existent gewesen sein. Aus der Geschichte dieses Bethauses wurde von dem aus Liedolsheim stammenden Historiker Berthold Rosenthal (siehe unten) berichtet, dass im Juni 1863 eine feierliche Überbringung einer neugeschriebenen Thorarolle in die Liedolsheimer Synagoge stattfand, wobei sich der Festzug durch das gesamte Dorf bewegte.

Zur Verrichtung religiöser Aufgaben der Gemeinde war ein Lehrer angestellt. Das letzte Stellenangebot der Gemeinde erfolgte noch Anfang der 1890er Jahre, zu einer Zeit, in der sich schon das Ende der Gemeinde abzeichnete.

aus: „Der Israelit“ vom 14.3.1877 u. 16.11.1891

Verstorbene Gemeindeangehörige fanden auf dem jüdischen Friedhof in Obergrombach ihre letzte Ruhe.

undefinedFriedhof Obergrombach, um 1910 (aus: Landesarchiv Baden-Württ.)

Die kleine Gemeinde gehörte zum Rabbinatsbezirk Karlsruhe.

Juden in Liedolsheim:

--- um 1725 .........................   3 jüdische Familien,

--- 1825 ............................  17 Juden,

--- 1839 ............................  27   “  ,

--- 1864 ............................  34   "  ,

--- 1875 ............................  47   “  ,

--- 1890 ............................  32   “  ,

--- um 1900 .........................  15   “  ,

--- nach 1910 .......................  keine.

Angaben aus: F.Hundsnurscher/G.Taddey, Die jüdischen Gemeinden in Baden - Denkmale, ... S. 180 f.

 

Kurz nach der Jahrhundertwende löste sich die kleine Gemeinde völlig auf; die wenigen hier verbliebenen Juden gehörten danach der Synagogengemeinde Philippsburg an.

Das Synagogengrundstück wurde anschließend an die Kommune verkauft; nach Abbruch des Gebäudes errichtete man auf dem nun freien Gelände das neue Schulhaus, das bis in die 1970er Jahre hier stand; heute befindet sich auf dem Gelände das Rathaus.

Nach Angaben der Gedenkstätte Yad Vashem/Jerusalem und des "Gedenkbuches - Opfer der Verfolgung der Juden ..." wurden zwölf gebürtige bzw. längere Zeit am Ort wohnhaft gewesene jüdische Bürger Opfer der NS-Gewaltherrschaft (namentliche Nennung der betroffenen Personen siehe: alemannia-judaica.de/liedolsheim_synagoge.htm).

 

Als Sohn eines jüdischen Viehhändlers wurde Berthold Rosenthal 1875 in Liedolsheim geboren. Nach einem Lehramtsstudium in Mannheim war er zunächst als Religionslehrer an kleineren Orten tätig, ehe er 1901 eine Anstellung am Gymnasium in Mannheim fand. Nach Rückkehr aus dem Ersten Weltkrieg nahm er seine Lehrtätigkeit wieder auf. In den 1920er Jahren veröffentlichte er ein Geschichtswerk (Heimatgeschichte der badischen Juden). 1933 verlor er seine Anstellung und widmete sich nun vermehrt der jüdischen Geschichte; er veröffentliche zahlreiche Artikel (Germania Historica). Im Herbst 1940 gelangen ihm und seiner Frau die Flucht über Portugal in die USA, wo bereits Familienangehörige lebten. 1957 verstarb Berthold Rosenthal im Alter von 82 Jahren in Omaha (Nebraska).

http://www.alemannia-judaica.de/images/Images%20331/Rosenthal%20Berthold%20020.jpg Berthold Rosenthal mit Frau Johanna (Aufn. Anfang der 1950er Jahre, privat)

 

 

 

Weitere Informationen:

Berthold Rosenthal, Heimatgeschichte der badischen Juden seit ihrem geschichtlichen Auftreten bis zur Gegenwart, Bühl 1927 (Nachdruck Magstadt 1981)

Ernst Döbele, Die Ortsgeschichte von Liedolsheim, Unveröffentlichtes Manuskript (1954)

F.Hundsnurscher/G.Taddey, Die jüdischen Gemeinden in Baden - Denkmale, Geschichte, Schicksale, Hrg. Archivdirektion Stuttgart, Kohlhammer Verlag, Stuttgart 1968, S. 180 f.

R.Oberacker/M.Werner/G.Zwecker (Bearb.), 25 Jahre Dettenheim. Die Rheinniederungsdörfer Liedolsheim und Rußheim auf dem gemeinsamen Weg, Hrg. Kommune Dettenheim, Dettenheim 2000

Joachim Hahn/Jürgen Krüger, “Hier ist nichts anderes als Gottes Haus ...” Synagogen in Baden-Württemberg, Teilband 2: Orte und Einrichtungen, Konrad Theiss Verlag GmbH, Stuttgart 2007, S. 89

Liedolsheim, in: alemannia-judaica.de (mit Dokumenten zur jüdischen Ortshistorie)