Hennweiler (Rheinland-Pfalz)

Kreis Bad Kreuznach - Kreisgebiet Bad Kreuznach Hennweiler ist eine Ortsgemeinde mit derzeit ca. 1.300 Einwohnern im Landkreis Bad Kreuznach; sie gehört der Verbandsgemeinde Kirn-Land an (Kartenskizze 'Landkreis Bad Kreuznach', aus: kreisgebiet.de).

 

Gegen Ende des 17.Jahrhunderts lassen sich erstmals jüdische Bewohner in Hennweiler nachweisen; sie waren den Freiherrn von Warsberg abgabenpflichtig. Zur Zeit der napoleonischen Besatzung lebten ca. 20 jüdische Familien im Dorf. Seit Mitte des 18.Jahrhunderts verfügten die Hennweiler Juden über eine Betstube, die sie gemeinsam mit ihren Glaubensgenossen aus Bruschied und Schneppenbach nutzten; diese soll 1781 bei dem Großbrand vernichtet worden sein. Im 19.Jahrhundert fanden gottesdienstliche Zusammenkünfte in einem Betsaal eines Privathauses statt. Nachdem aber das Gebäude mit dem „Betlocal“ wegen Baufälligkeit nicht mehr benutzt werden konnte, errichtete die kleine Gemeinschaft eine bescheidene, aus Bruchsteinen gefügte Synagoge in der Obergasse; diese wurde im Sommer 1896 eingeweiht.

                          Synagoge in Hennweiler (Zeichnung Marlene Obladen)

Seit ca. 1810 lässt sich ein jüdischer Friedhof in Hennweiler nachweisen; vermutlich gab es aber bereits zuvor eine ältere Begräbnisstätte, auf der auch Juden aus Oberhausen beerdigt wurden. 

Die wenigen jüdischen Bewohner aus Bruschied gehörten ab ca. 1895 der Hennweiler Gemeinde an.

Juden in Hennweiler:

         --- um 1750 .........................  4 jüdische Familien,

    --- um 1805/10 ...................... 20     “       “    ,

    --- um 1840 ..................... ca. 70 Juden,

    --- um 1860 ..................... ca. 50   “  ,

    --- 1895 ............................ 42   “  ,

    --- 1925 ............................ 36   “  ,

    --- 1940 ............................ keine.

Angaben aus: Stefan Fischbach/Ingrid Westerhoff, Synagogen. Rheinland-Pfalz und Saarland, S. 181

 

Auch in Hennweiler zerstörten Nationalsozialisten während der Novembertage 1938 jüdisches Eigentum; so wurde die Einrichtung der kleinen Synagoge zerschlagen, Ritualien verbrannt. Im Sommer 1939 verließen die letzten jüdischen Bewohner das Dorf. Das Synagogengebäude ging dann in kommunalen Besitz über und wurde seitdem unterschiedlich genutzt: als Truppenunterkunft, als Munitionslager und als Turnhalle; nach 1945 diente es als Flüchtlingsunterkunft. Anfang der 1950er Jahre wurde das Haus von einem Privatmann erworben, der es abbrechen ließ.

Nach Angaben der Gedenkstätte Yad Vashem/Jerusalem und des "Gedenkbuches - Opfer der Verfolgung der Juden ..." wurden 24 gebürtige Hennweiler Juden und weitere sieben aus Bruschied stammende Bewohner Opfer der NS-Verfolgung (namentliche Nennung der betroffenen Personen siehe: alemannia-judaica.de/hennweiler_synagoge.htm).

 

Auf dem von einer Hecke umfriedeten ca. 600 m² großen jüdischen Begräbnisplatz mit seinen heute noch vorhandenen ca. 30 Grabsteinen (am nordöstlichen Ortsrand gelegen) - das Gelände wurde in der NS-Zeit teilweise eingeebnet und Grabsteine abgeräumt - informiert eine Tafel mit detaillierten Informationen über die ehemaligen jüdischen Einwohnern von Hennweiler und Bruschied.

Jüdischer Friedhof Hennweiler (Aufn. Otmar Frühauf, 2009)http://www.alemannia-judaica.de/images/Images%20199/Hennweiler%20Friedhof%20174.jpg 

Am allgemeinen Friedhof in Hennweiler erinnert eine Gedenktafel (Aufn. Otmar Frühauf, 2007):

Zur Erinnerung an unsere jüdischen Mitbürger.

Moritz Kahn  Lina Kahn  Hans Kahn  Joseph Schmelzer  Berta Schmelzer   Sigmund Sender         Helena Sender   Edmund Goldberg  Günther Goldberg   Laura Goldberg, die in den Jahren des Dritten Reiches von 1933-1945 vertrieben, deportiert und umgebracht wurden.

Die Bürger von Hennweiler   

 

vgl.  Kirn (Rheinland-Pfalz)

 

 

Im Dorfe Bruschied - in unmittelbarer Nähe von Hennweiler bzw. ca. zehn Kilometer nördlich von Kirn gelegen - erinnert ein Gedenkstein an die ehemaligen jüdischen Dorfbewohner.

Im Ort wurden jüngst sog. „Stolpersteine“ verlegt, die an Angehörige der beiden jüdischen Familien Baum und Dornhard erinnern, die ehemals im Dorf lebten, ehe sie in der NS-Zeit deportiert und ermordet wurden.

Stolpersteine erinnern an jüdische Schicksale: Bruschieder Familien wurden  1942 deportiert - Oeffentlicher Anzeiger - Rhein-ZeitungAbb. A. Seibert, aus: "Oeffentlicher Anzeiger"

 

 

 

Weitere Informationen:

Hans-Werner Ziemer, Nachforschungen zur Geschichte der jüdischen Gemeinde in Hennweiler, in: "SACHOR. Beiträge zur jüdischen Geschichte und zur Gedenkstättenarbeit in Rheinland-Pfalz", 2.Jg., Heft 1/1992, S. 34 - 49

Paula Petry, Der Gedenkstein, in: "SACHOR. Beiträge zur jüdischen Geschichte in Rheinland-Pfalz", 2.Jg. 1992, Heft Nr. 1, S. 50 - 52

Dokumentation jüdische Grabstätten im Kreis Bad Kreuznach. Geschichte und Gestaltung, in: "Heimatkundliche Schriftenreihe des Landkreises Bad Kreuznach", Band 28/1995, S. 195 - 204

Hans-Werner Ziemer, Nach dem Großbrand von Hennweiler: Juden mußten sich selber helfen, in: "Naheland-Kalender 1996", S. 91 - 94

Hans-Werner Ziemer, Jüdische Familien in Bruschied im  19. und 20. Jahrhundert, in: "SACHOR. Beiträge zur jüdischen Geschichte und zur Gedenkstättenarbeit in Rheinland-Pfalz", 6. Jg., Ausgabe 2/1996, Heft 12, S. 38 - 42

Hans-Werner Ziemer, Die Familien Becker, Braun und Goldberg. Ein Beitrag zur jüdischen Geschichte in Hennweiler. in: "SACHOR. Beiträge zur Jüdischen Geschichte und zur Gedenkstättenarbeit in Rheinland-Pfalz", 7.Jg., Ausg. 1/1997, Heft 13, S. 19 - 23

Stefan Fischbach/Ingrid Westerhoff (Bearb.), “ ... und dies ist die Pforte des Himmels “. Synagogen. Rheinland-Pfalz Saarland, Hrg. Landesamt für Denkmalpflege, Mainz 2005, S. 181/182

Hennweiler mit Bruschied und Schneppenbach, in: alemannia-judaica.de

Heiner Felbecker (Bearb.), Die jüdischen Familien Baum und Dornhard, aus: WECrowd – Ideen- u. Projektwerkstatt, Mai 2021

Peter Altmayer. (Red.), Stolpersteine. Erinnerung – Mahnung und Aufgabe zugleich, hrg. von  der "WECrowd – Ideen- u. Projektwerkstatt"in: bruschied.eu vom 11.9.2021 (betr. Stolpersteine in Bruschied)

Armin Seibert (Red.), Stolpersteine erinnern an jüdische Schicksale: Bruschieder Familien wurden 1942 deportiert, in: „Oeffentlicher Anzeiger“ vom 15.9.2021