Ickelheim (Mittelfranken/Bayern)

Datei:Bad Windsheim in NEA.svg Ickelheim ist seit 1976 ein Ortsteil der Kommune Bad Windsheim mit ca. 600 Einwohnern im Landkreis Neustadt a.d. Aisch (Kartenskizze 'Landkreis Neustadt/Aisch', Hagar 2010, aus: commons.wikimedia.org, CC BY-SA 3.0).

Nahe von Bad Windsheim existierten in den kleinen Dörfern Lenkersheim, Ickelheim und Kaubenheim im 19.Jahrhundert relativ große jüdische Gemeinschaften, deren Mitgliederzahlen aber nach 1850 stark rückläufig waren und die gegen Ende des Jahrhunderts dann keine selbstständigen Gemeinden mehr darstellten.

 

In Ickelheim war eine israelitische Gemeinde bis in die Zeit kurz nach dem Ersten Weltkrieg existent - ab ca. 1890 schon als Filialgemeinde von Bad Windsheim. Erstmalige Nennung eines Juden im Dorf ist aus dem Jahre 1603 nachweisbar. Eine Gemeinde hat sich vermutlich in der zweiten Hälfte des 17.Jahrhunderts gebildet (1672 ist in Ickelheim ein „Judenschulmeister“ genannt).

Bei der Erstellung der Matrikellisten (1815) waren zwölf Familienvorstände aufgeführt. Bis Mitte des 19.Jahrhunderts haben immerhin fast 20 jüdische Familien im Dorf gelebt.

Außer einem Begräbnisplatz - hier wurde der Friedhof in Obernzenn genutzt - verfügte die Gemeinde über alle notwendigen rituellen Einrichtungen. Ein Betraum soll bereits im ausgehenden 17.Jahrhundert existiert haben. Nach einem Großbrand, der auch das Haus des Betsaales vernichtete, ließ die Gemeinde noch in den 1850er Jahren eine neue Synagoge errichten. Wie lange dieses Gebäude gottesdienstlich genutzt wurde, ist nicht bekannt.

Zeitweise hatte die Gemeinde einen Lehrer verpflichtet, der neben der religiösen Unterweisung der Kinder auch als Vorbeter und Schächter tätig war. Im Dorf gab es zwei rituelle Bäder: eines im Keller des Synagogengebäudes, das andere in einem Privathaus in der Mittelgasse.

Die Ickelheimer Judengemeinde unterstand dem Distriktrabbinat Welbhausen.

Juden in Ickelheim:

--- 1815 ........................ 12 jüdische Familien (laut Matrikelliste)

--- 1840 ........................ 18    “         “    (ca. 90 Pers.),

--- 1842 ........................ 17    “         “   ,

--- 1877 ........................  6    "         "   , 

--- 1890 ........................  ?

Angaben aus: Ickelheim, in: alemannia-judaica.de

 

Aus- und Abwanderung dezimierte die Zahl der Gemeindemitglieder nach 1850/1860 deutlich. Kurz nach Ende des Ersten Weltkrieges soll sich die Gemeinde ganz aufgelöst haben.

Das ehemalige Synagogengebäude in der Mittelgasse – ein größerer Bau aus Sandstein - dient wohl schon etwa ein Jahrhundert Wohnzwecken; dessen einstige Nutzung ist heute aber kaum mehr sichtbar.

                                        Ehem. Synagogengebäude (Aufn. J. Hahn, 2007)

vgl. Bad Windsheim (Mittelfranken/Bayern)

 

 

In (Markt) Lenkersheim, heute ebenfalls ein Ortsteil von Bad Windsheim, gab es im ausgehenden 18. und beginnenden 19.Jahrhundert eine zeitweise relativ große jüdische Kultusgemeinde. Um 1815 soll es hier 18 jüdische Haushalte gegeben haben, die unter einigermaßen befriedigenden wirtschaftlichen Bedingungen lebten.

Als gottesdienstlicher Versammlungsort diente ein aus den 1730er Jahren stammendes Gebäude.

In der zweiten Hälfte des 19.Jahrhunderts verließen die Familien den Ort, so dass um 1900 oder wenige Jahre später keine Juden mehr hier ansässig waren. 

vgl. Lenkersheim (Mittelfranken/Bayern)

 

 

In Kaubenheim (heute zur Marktgemeinde Ipsheim gehörig) sind seit dem ausgehenden 17.Jahrhundert jüdische Bewohner nachweisbar. Ende der 1840er Jahre erreichte die Dorfjudenschaft mit ca. 20 Familien ihren zahlenmäßigen Höchststand; Ab- und Auswanderung führten dazu, dass 1898 die Gemeinde aufgelöst wurde. 

vgl. Kaubenheim (Mittelfranken/Bayern)

 

 

 

Weitere Informationen:

Baruch Z.Ophir/F.Wiesemann, Die jüdischen Gemeinden in Bayern 1918 - 1945. Geschichte und Zerstörung, Oldenbourg-Verlag, München 1979, S. 242/243

Horst Steinmetz/Helmut Hofmann, Die Juden in Bad Windsheim nach 1871, Bad Windsheim 1992

Israel Schwierz, Steinerne Zeugen jüdischen Lebens in Bayern. Eine Dokumentation, Hrg. Landeszentrale für politische Bildungsarbeit Bayern, München 1992, S. 172

Michael Trüger, Der jüdische Friedhof in Obernzenn-Egenhausen, in: "Der Landesverband der Israelitischen Kultusgemeinden in Bayern", 10.Jg., No. 65/1995, S. 18 f.

Ickelheim, in: alemannia-judaica.de

Ernst Stimpfig, Juden in West-Mittelfranken. Eine Dokumentation, 2003

B. Eberhardt/C. Berger-Dittscheid, Bad Windsheim, in: Mehr als Steine ... Synagogengedenkband Bayern, Band 2, Kunstverlag Josef Fink, Lindenberg/Allgäu 2010, S. 69 - 86