Forbach/Mosel (Lothringen)

Kreise Forbach und Bolchen.png Nahe Saarbrücken liegt unmittelbar jenseits der Grenze die französische Kleinstadt Forbach mit derzeit ca. 21.000 Einwohnern (Ausschnitt aus hist. Karte von 1905, aus: wikipedia.org, gemeinfrei).

 

Nach der jüdischen Gemeinde von Metz war in der zweiten Hälfte des 19.Jahrhunderts und im beginnenden 20.Jahrhundert  in Forbach die zweitgrößte israelitische Gemeinde im Département Moselle beheimatet.

Die Entstehung einer jüdischen Gemeinde in Forbach reicht ins 18.Jahrhundert zurück, als einzelne jüdische Familien aus umliegenden Dörfern sich zu einer Gemeinde zusammenfanden. Erstmalige Nennung eines Juden in der Stadt ist aber bereits für das Jahr 1687 belegt. Zur Zeit der Frz. Revolution gab es in Forbach ca. 20 jüdische Haushalte, die in einem ghettoartigen Bezirk zusammenlebten. Ihren Lebensunterhalt bestritten sie zumeist als Hausierer, Viehhändler und Metzger.

Der Bau einer Synagoge in der Avenue Saint-Remy erfolgte in den 1830er Jahren, nachdem in den Jahrzehnten zuvor nur ein Betraum in einem Privathause vorhanden gewesen war.

 

Synagogengebäude und Eingangsportal in Forbach (Aufn. Theo Meulemanns, 2009, in: alemannia-judaica.de)

Unter der französischen Inschrift über der Eingangspforte „Liebe Deinen Nächsten wie Dich selbst“ steht die Jahreszahl „5594“ (= 1833/34). Am Giebel über dem Eingang sind die beiden Gesetzestafeln angebracht.

Gesetzestafeln (Aufn. Jean-Marc Pascolo, 2014, aus: wikipedia.org, CC BY-SA 3.0)

Zu den gemeindlichen Einrichtungen zählten zudem eine Schule, eine Mikwe und ein Friedhof; letzterer befindet sich am NW-Rand von Forbach.

Jüdischer Friedhof in Forbach (Aufn. A., 2014, aus: wikipedia.org, CC BY-SA 4.0)

Juden in Forbach:

          --- 1723 ........................   4 jüdische Familien,*   * in der Grafschaft

    --- 1753 ........................   8     "       "    ,

    --- 1778 ........................   8     “       “    ,

    --- 1834 ........................ 314 Juden (ca. 10% d. Bev.),

    --- 1885 .................... ca. 800   “  ,

    --- um 1925 ................. ca. 600   “  ,

    --- um 1930 ................. ca. 550   “  ,

    --- um 1965 ................. ca. 300   “  .

Angaben aus: Forbach (Dep. Moselle), alemannia-judaica.de

 

Im Jahre 1940 wurden die noch in der Stadt lebenden jüdischen Einwohner nach Gurs deportiert; ein Großteil der Deportierten - es waren mehr als 100 Menschen - kam gewaltsam ums Leben.

Die Überlebenden kehrten nach Kriegsende nach Forbach zurück; in den 1960er Jahren zählte die Gemeinde etwa 250 - 300 Angehörige. Bis auf den heutigen Tag gibt es in der Stadt die israelitische Gemeinde. Die durch die Nationalsozialisten verwüstete und später durch Kriegseinwirkung teilzerstörte Synagoge wurde im Jahre 1950 wiederhergestellt und erneut eingeweiht.  

Synagogenfenster in Forbach (Aufn. Theo Meulemans, 2009) 

Da die kleiner gewordene jüdische Gemeinde derzeit nicht mehr den Unterhalt für das Synagogengebäude tragen kann, hat sie sich 2013 entschlossen, das Gebäude zu veräußern. Als Käufer könnte die Kommune in Frage kommen, die das Haus – es ist eines der ältesten Forbachs - für kulturelle Zwecke nutzen könnte.

Auf dem jüdischen Friedhof an der Rue Henri Kaufmann findet man heute noch zahlreiche Grabsteine; das Gelände wurde bis in die jüngste Vergangenheit genutzt.

 

 

 

In Sankt Avold (frz. Saint-Avold) – ca. 15 Kilometer südwestlich von Forbach - soll bereits im beginnenden 17.Jahrhundert eine israelitische Gemeinde bestanden haben. Die ersten Familien hatten sich bereits im 16.Jahrhundert hier niedergelassen; doch nach zwischenzeitlicher Vertreibung konnten erst gegen Ende des Dreißigjährigen Krieges erneut Juden sich im Ort ansiedeln.

Die Existenz einer Synagoge lässt sich bereits um 1660 nachweisen. Ein um 1800 bestehender Betsaal (in einem Privathause untergebracht) wurde 1825 durch ein neues Synagogengebäude ersetzt, das nach mehreren Renovierungen bis in die Zeit des Zweiten Weltkrieges gottesdienstlichen Zusammenkünften diente.

Das während der deutschen Okkupation teilzerstört und entweihte Gebäude (als Feuerwehrgerätehaus benutzt) wurde gegen Mitte der 1950er Jahre durch einen Synagogenneubau ersetzt. Nach einem Schadensfeuer (1992) wurde das Gebäude umfassend restauriert.

Image illustrative de l’article Synagogue de Saint-Avold Aufn. Aimelaime, 2012, aus: wikipedia.org, CC BY-SA 3.0

Verstorbene Gemeindeangehörige wurden zunächst auf dem jüdischen Friedhof im Dorfe Helleringen (frz. Hellering-lès-Fénétrange) begraben, ehe dann um 1900 ein eigenes Begräbnisgelände angelegt wurde.

Ein Denkmal erinnert an die 44 Deportierten der jüdischen Gemeinde.

 

 

 

Etwa 35 Kilometer südwestlich von Forbach bzw. 20 Kilometer südwestlich von Sankt Avold liegt Kriechingen (frz. Créhange); im Ort gab es spätestens seit ca. 1700 eine jüdische Gemeinde. Die Begräbnisstätte, auf der sich heute noch zahlreiche Grabmale erhalten haben, wurde bereits 1688 angelegt.

 Aufn. Aimelaime, 2012, aus: commons.wikimedia.org, CC BY-SA 3.0 Cimetiere israelite Crehange.JPG

 

 

 

Weitere Informationen:

Raymond Engelbreit, La communauté juive de Forbach, o.J.

Henry Schumann, Mémoire des communautés juives de Moselle, Editions Serpenoise, Metz 1999

Jean-Bernard Lang, Forbach (online unter: judaisme.sdv.fr)

Forbach, in: alemannia-judaica.de