Fischborn (Hessen)

Jüdische Gemeinde - Birstein (Hessen)Main-Kinzig-Kreis Karte Fischborn mit seinen derzeit ca. 400 Bewohnern ist seit 1971 ein Ortsteil der Kommune Birstein im hessischen Main-Kinzig-Kreis (Ausschnitt aus hist. Karte ohne Eintrag von Fischborn, aus: wikipedia.org, gemeinfrei  und  Kartenskizze 'Main-Kinzig-Kreis', aus: ortsdienst.de/hessen/main-kinzig-kreis).

 

Seit Ende des 18.Jahrhunderts waren jüdische Familien in Fischborn ansässig; anfänglich gehörten sie zur jüdischen Gemeinde von Birstein, ehe - zusammen mit den jüdischen Familien aus Kirchbracht und Mauswinkel - eine eigene Kultusgemeinde ins Leben gerufen wurde. Seit Ende der 1860er Jahre besaß die Gemeinde eine Synagoge, die neben der bereits bestehenden Schule errichtet worden war. Zur Besorgung religiöser Aufgaben war im 19. Jahrhundert seitens der Gemeinde zeitweise ein jüdischer Lehrer angestellt, der neben der Unterweisung der Kinder auch als Vorbeter und Schächter tätig war. Später suchten die wenigen Kinder die Religionsschule in Birstein auf.

Verstorbene Juden der Fischborner Gemeinde fanden ihre letzte Ruhe auf dem israelitischen Sammelfriedhof in Birstein.

Die Gemeinde gehörte zum Rabbinatsbezirk Hanau.

Juden in Fischborn:

--- 1816 .........................  35 Juden,

--- 1835 ..................... ca.  70   “  ,*   *gesamte Kultusgemeinde

--- um 1855 .................. ca. 120   “  ,*

            ......................  60   “  (ca. 14% d. Bevölk.),

--- 1861 ..................... ca. 110   “  ,*

--- 1871 .........................  48   “  (ca. 11% d. Bevölk.),

--- 1885 .........................  37   “  ,

--- 1905 .........................  75   “  ,*

--- 1924 .........................  28   "  ,*

--- 1933 ..................... ca.  20   "  ,

--- 1939 .........................  16   "  ,

--- 1940 ......................  keine.

Angaben aus: Paul Arnsberg, Die jüdischen Gemeinden in Hessen. Anfang - Untergang - Neubeginn, Bd. 1, S. 176

und                 Fischborn, in: alemannia-judaica.de

 

Beruflich waren die Juden der Fischborner Synagogengemeinde als Viehhändler, Landwirte und kleinere Gewerbetreibende tätig. Da ihre wirtschaftliche Lage zumeist recht bescheiden war, wanderten viele Juden um die Jahrhundertwende in größere Städte ab, zumeist nach Frankfurt; dies führte dazu, dass die Zahl der Gemeindemitglieder stark abnahm.

Weil nun auch die sich in einem schlechten Bauzustand befindende Synagoge nicht mehr genutzt werden konnte, fanden Anfang der 1930er Jahre gottesdienstliche Zusammenkünfte der wenigen Juden im Privathaus der Familie Rosenthal statt.

Nach der NS-Machtübernahme zogen bald auch die noch in Fischborn verbliebenen Familien weg; mit dem Verkauf des Synagogengebäudes endete das jüdische Leben im Ort.

Nach Angaben der Gedenkstätte Yad Vashem/Jerusalem und des "Gedenkbuches - Opfer der Verfolgung der Juden ..." sind 15 gebürtige bzw. länger am Ort ansässig gewesene Juden aus Fischborn, 13 aus Kirchbracht und drei aus Mauswinkel stammende jüdische Personen Opfer der NS-Verfolgung geworden (namentliche Nennung der betroffenen Personen siehe: alemannia-judaica.de/fischborn_synagoge.htm).

 

Das marode Synagogengebäude blieb auch nach 1945 erhalten und wurde zu einem Wohnhaus umgebaut. Ein weiterer erfolgte 2007 im Bereich des früheren Betsaales. Die hohen Fenster (im linken Gebäudeteil) lassen noch die ehemalige Synagoge erkennen.

             http://www.alemannia-judaica.de/images/Images%20244/Fischborn%20Synagoge%20120.jpg Ehem. Synagogengebäude (Aufn. Altaras, 2007)

 

[vgl. Birstein (Hessen)]

 

 

Weitere Informationen:

Paul Arnsberg, Die jüdischen Gemeinden in Hessen. Anfang - Untergang - Neubeginn, Societäts-Verlag, Frankfurt/M. 1971, Bd. 1, S. 176/77

Jürgen Ackermann, Juden in Fischborn, Kirchbracht und Mauswinkel im 19.Jahrhundert, hrg. vom Heimat- und Geschichtsverein Birstein, 1992

Fischborn mit Kirchbracht und Mauswinkel, in: alemannia-judaica.de