Grabow (Posen)

Grabow - nördlich von Kempen bzw. ca. 25 Kilometer südlich von Kalisch gelegen - war nach 1815 ein preußisches Grenzstädtchen in unmittelbarer Nähe zum russischen "Kongress-Polen"; heute besitzt der polnische Ort Grabów nad Prosna ca. 2.000 Einwohner (Ausschnitt aus hist. Karte des Kreises Schildberg voin 1905, aus: wikipedia.org, gemeinfrei und Kartenskizze 'Polen' mit Grabów nad Prosna rot markiert, aus: commons.wikimedia.org, CC BY-SA 3.0).

 

In Grabow ließen sich im Laufe des 16.Jahrhundert wenige jüdische Familien nieder; um 1775 lebten in der Region ca. 45 Juden und bildeten hier eine kleine Gemeinde

Im Jahre 1857 weihte die jüdische Gemeinde ein neues Synagogengebäude ein, das einen maroden, aus Holz erstellten Vorgängerbau ersetzte.

Bereits ein halbes Jahrhundert zuvor war ein eigenes Bestattungsgelände zwei bis drei Kilometer nördlich des Ortes angelegt worden; zuvor waren Verstorbene auf dem jüdischen Friedhof in Kempen beerdigt worden.

Juden in Grabow:

--- 1773 ..........................  45 Juden,*       * im Landkreis

--- 1793 .......................... 113   “  ,

--- 1840 .......................... 170   “  ,

--- 1857 .......................... 166   “  ,

--- 1871 .......................... 161   “  ,

--- 1885 .......................... 162   “  ,

--- 1890 .......................... 189   “  ,

--- 1899 .......................... 140   “  ,

--- 1905 .......................... 103   “  ,

--- 1921 ..........................  61   “  ,

--- 1933 ..........................  30   “  ,

--- 1938 ...................... ca.  40   “  .

Angaben aus: Grabów nad Prosna, in: sztetl.org.pl

 

In Folge eines Brandes im Jahre 1830 verloren zahlreiche jüdische Familien ihre Wohnunterkünfte.

Handel, Handwerk und Kleinindustrie waren die Lebensgrundlagen der hiesigen jüdischen Bevölkerung; sie spielten im Wirtschaftsleben des Ortes eine recht beachtliche Rolle. Um 1900 erreichte die Zahl der Gemeindeangehörigen mit ca. 190 Personen ihren Höchststand; 20 Jahre später waren es nur noch ca. 60; denn nach dem Ersten Weltkrieg verließ der Großteil der jüdischen Bewohner das Städtchen und übersiedelte auf deutsches Staatsgebiet.

In Jahren zwischen den Weltkriegen waren die Juden aus Grabow der jüdischen Gemeinde von Kęmpen (Kepno), die die Synagoge und den Friedhof verwaltete, als Filialgemeinde unterstellt, ehe dann die jüdische Gemeinde im Jahre 1933 wegen der geringen Mitgliederzahl völlig aufgelöst wurde. Am Vorabend des Zweiten Weltkrieges lebten in Grabow noch etwa 40 jüdische Bewohner. Nach der deutschen Okkupation (1939) wurden diese in ein Ghetto nach Zentralpolen deportiert; hier verlieren sich ihre Spuren.

Von 1940 bis 1945 trug die Stadt offiziell die Bezeichnung „Altwerder“.

 

Das Synagogengebäude blieb unzerstört und wurde nach 1945 andersweitigen Nutzungen zugeführt; so diente es zeitweilig als Laden und auch als Kinosaal; gegenwärtig befindet sich im Gebäude der  Versammlungsraum der "Zeugen Jehovas". Eine dort angebrachte Tafel informiert über dessen vormalie Nutzung als Synagoge.

 Ehem. Synagogengebäude (Aufn. aus: polskaniezwykla.pl/)

Vom einstigen jüdischen Friedhof sind nur noch ein paar spärliche Relikte vorhanden; ansonsten hat die Vegetation das Areal völlig überwuchert.

https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/thumb/a/a0/Jewish_cemetery_Grabow_IMGP7442.jpg/1280px-Jewish_cemetery_Grabow_IMGP7442.jpgFile:Jewish cemetery Grabow IMGP7469.jpg

Relikte des ehem. jüdischen Friedhofs (Aufn. N.N. 2011, aus: commons.wikimedia.org)

 

 

Weitere Informationen:

Aron Heppner, Isaak Herzberg, Aus Vergangenheit und Gegenwart der Juden und der jüdischen Gemeinden in den Posener Landen, Koschmin-Bromberg 1909

The Encyclopedia of Jewish Life before and during the Holocaust, New York University Press, Washington Square, New York 2001, Vol.1, S. 449

Michael Alberti, Die Verfolgung und Vernichtung der Juden im Reichsgau Wartheland 1939 - 1945, hrg. vom Deutschen Historischen Institut Warschau, Quellen und Studien, Band 17, Wiesbaden 2006

Grabów nad Prosna, in: sztetl.org.pl