Cottbus (Brandenburg)
Cottbus (oder Kottbus, niedersorbisch Chóśebuz) - im SO des Bundeslandes Brandenburg gelegen - ist mit derzeit ca. 100.000 Einwohnern – nach der Landeshauptstadt Potsdam – die zweitgrößte Stadt des Landes Brandenburg im Spree-Neiße-Kreis (Ausschnitt aus hist. Karte von 1905, aus: wikipedia.org, gemeinfrei und Kartenskizze 'Spree-Neiße-Kreis', aus: ortsdienst.de/brandenburg/spree-neisse).
Cottbus - Stich um 1720 (Abb. aus: cottbus-stadtentwicklung.de)
Der älteste Beleg jüdischer Ansässigkeit in Cottbus stammt aus der Mitte des 15.Jahrhunderts; Kurfürst Friedrich II. erlaubte - auf Bitte des Stadtrats - der jüdischen Familie Jordan ein dauerhaftes Wohnrecht. In den Folgejahrzehnten folgten weitere Familien, die ebenfalls unter landesherrschaftlichem Schutz standen. In älteren Chroniken ist aus dem Jahre 1437 ein „Judenrichter“ belegt. Im Zusammenhang des „Hostienschändungsprozesses“ von 1510, der seinen Ausgang in der osthavelländischen Ortschaft Knoblauch hatte, wurden die Juden aus der gesamten Mark Brandenburg vertrieben, so auch aus Cottbus. - Doch schon zwei Jahrzehnte später erhielten Juden dank kurfürstlicher Anordnung wieder Zutritt nach Brandenburg; vermutlich haben zu diesem Zeitpunkt Juden auch wieder in der Cottbuser „Judengasse“ gelebt; um 1630 wurden sie erneut aus der Stadt vertrieben, da die christlichen Woll- und Tuchmacher die jüdische Konkurrenz ausschalten wollten.
Ende des 17.Jahrhunderts schränkte der Magistrat einigen jüdischen Familien, die sich in Cottbus ansiedeln wollten, deren wirtschaftliche Tätigkeitsfelder ein; so durften sie nur als Hausierer und Kommissionäre arbeiten, um nicht als Konkurrenz für die hiesige Handwerker- und Kaufmannschaft aufzutreten. Ab Mitte des 18.Jahrhunderts garantierten Schutzbriefe den dauerhaften Aufenthalt jüdischer Familien in Cottbus. Im Laufe der ersten Hälfte des 19.Jahrhunderts schwankte die Zahl der jüdischen Einwohner stark.
Gegen Mitte des 19.Jahrhunderts entstand eine Synagogengemeinde in Cottbus, die alle Juden in den Kreises Cottbus, Luckau, Calau und Spremberg umfasste. Um 1815 hatten die Cottbuser Juden einen eigenen Begräbnisplatz südlich der Stadt (in der Dresdener Straße) zugewiesen bekommen; bis zu diesem Zeitpunkt mussten Verstorbene zum relativ weit entfernten jüdischen Friedhof nach Märkisch-Friedland gebracht werden; dies war nun untersagt worden. Bis ca. 1810 besuchten Juden aus Cottbus auch Gottesdienste in Friedland. Gegen Ende des Ersten Weltkrieges wurde ein neuer jüdischer Friedhof in der Dresdner Straße angelegt; er war Teil des städtischen Südfriedhofs. Eine Trauerhalle wurde im Jahre 1929 errichtet.
Monumentales Grabmal der Fam. Hammerschmidt* (Aufn. H.-P. Laqueur, 2009)
* Um das Grab von Berta Hammerschmidt herum bildete sich in den Folgejahren (nach 1917) der bis heute bestehende neue jüdische Friedhof von Cottbus.
Die erste Betstube befand sich 1811 im Hinterhaus eines Tuchmachers an der Mauerstraße. 1860 wurden Gottesdienste in einem „Betlocal“ in angemieteten Räumen eines Hauses in der Marktstraße/Mauerstraße abgehalten; 15 Jahre später wurden diese Räume durch Umbauten zu einer Synagoge ausgebaut.
In einem aus dem Jahre 1858 erlassenen Statut für die Synagogengemeinde Cottbus hieß es u.a.:
§ 1 Der Cottbuser Synagogenbezirk umfaßt die Kreise Cottbus, Calau, Spremberg und Antheil Luckau.
§ 2 Die Synagogengemeinde ist zu allen denjenigen Leistungen verpflichtet, welche ihr Bedürfniß erheischt. ...
§ 4 Das Vermögen und die Nutzungen der Gemeinde dürfen nur zu den besonderen Zwecken, ..., doch immer nur zum Besten der Gemeinde verwendet werden. ...
§ 6 ... sind die einzelnen Mitglieder gebunden, im Verhältniß zu ihren Einkünften Geld-Beiträge zu leisten. ...
§ 8 Beitragspflichtig sind alle Mitglieder der Gemeinde, die einen eigenen Hausstand begründen. ...
Nach jahrzehntelangen Bemühungen der Gemeinde – es wurden zunächst Gelder für den Kauf eines Grundstückes gesammelt – begannen 1892 dann konkrete Planungen für einen Synagogenbau. Kurz nach der Jahrhundertwende war dann der Synagogenneubau an der Jahrstraße mit einem reich geschmückten Innenraum nach nur 14monatiger Bauzeit fertiggestellt und am 15. September 1902 durch den Görlitzer Rabbiner Dr. Freund eingeweiht; die im romanischen Stile errichtete Synagoge bot insgesamt mehr als 300 Menschen Platz. Der Neubau war notwendig geworden, da die Zahl der Gemeindemitglieder stark angewachsen war und die Gemeinde zudem mit weiterem Zuwachs rechnete. Über die Feierlichkeiten bei der Einweihung berichtete der „Cottbuser Anzeiger“ am 16./17.Sept. 1902 in einem ausführlichen Bericht.
Synagoge in Cottbus (hist. Aufn. um 1900, aus: wikipedia.org, PD-alt100)
Von 1903/04 bis 1934 war Dr. Salomon Posner als erster Rabbiner der Cottbuser Gemeinde als Prediger und Religionslehrer tätig.
Salomon Posner (geb. 1866 in Konin), Sohn eines Kaufmanns, absolvierte seine schulische Ausbildung in Straßburg und Lahr/Baden, ehe er dann sein Studium in Breslau aufnahm, das er 1894 mit dem theologischen Examen abschloss. 1896 promovierte er an der Universität Zürich. Nach kurzzeitiger Tätigkeiten als "Hilfsrabbiner" in Danzig und Karlsruhe wurde er 1903 zum ersten Rabbiner der Kultusgemeinde Cottbus ernannt. Während seiner ca. drei Jahrzehnte währenden Tätigkeit war Dr. Salomon Posner in verschiedenen Organisationen tätig. 1939 emigrierte er nach Palästina; bis zu seinem Tode (1942) wirkte er in dortigen deutschen Einwanderergemeinden als ehrenamtlicher Rabbiner.
Juden in Cottbus:
--- um 1745 ......................... 3 jüdische Familien,
--- 1752 ............................ 14 Juden,
--- 1814 ............................ 17 “ ,
--- 1822 ............................ 53 “ ,
--- 1842 ............................ 7 “ ,
--- 1849 ............................ 37 “ ,
--- 1860 ............................ 50 “ ,
--- 1862 ............................ 69 “ ,
--- 1885 ............................ 339 “ ,
--- 1908 ........................ ca. 400 “ ,*
--- 1925 ............................ 376 “ ,*
--- 1933 ........................ ca. 390 “ ,
--- 1936 ............................ 236 ‘reichsdeutsche Juden u. Mischlinge’
98 ausländische Juden**
--- 1937 (Febr.) ................ ca. 500 Juden,
--- 1939 ............................ 162 “ ,
--- 1945 ............................ 13 “ .
* Mitglieder der Synagogengemeinde und Juden, die sich vorübergehend in der Stadt aufhielten ** Angaben aus einem Polizeibericht
Angaben aus: Irene Diekmann/Julius H.Schoeps, Wegweiser durch das jüdische Brandenburg, S. 62 u.a.
Bis gegen Ende des 19.Jahrhunderts lebten die meisten jüdischen Familien in Cottbus in recht ärmlichen Verhältnissen; ihren Lebensunterhalt verdienten sie mit Altstoff- und Hausierhandel. Um 1900 verbesserten sich ihre Lebensverhältnissen deutlich; Juden waren nun mehr in produktiven Bereichen und in freien Berufen tätig. Zu den zahlreichen Cottbuser Textilunternehmen gehörte auch die Tuchfabrik Samson, die bis 1940 im Besitz der jüdischen Familie M. Blum war.
Altmarkt und Spremberger Straße in Cottbus (hist. Postkarten, um 1900, aus: wikipedia.org, gemeinfrei)
Mit der NS-Machtübernahme begannen auch in Cottbus Maßnahmen, die damals überall in Deutschland auf die Ausgrenzung der jüdischen Minderheit zielten. Der Boykott am 1.4.1933 betraf in Cottbus die jüdischen Geschäfte, Arzt- und Rechtsanwaltspraxen, aber noch nicht die Produktionsbetriebe jüdischer Eigner. Im Dezember 1936 forderte die Polizeibehörde alle in Cottbus ansässigen Juden auf, einen Fragebogen auszufüllen; damit konnten alle in Cottbus lebenden „Nichtarier“ genau erfasst werden.
Zehn Tage vor dem Novemberpogrom wurden in Cottbus ca. 30 bis 40 Juden polnischer Staatsangehörigkeit aus der Stadt ausgewiesen bzw. verhaftet und über die Grenze abgeschoben. In der Nacht vom 9./10.11.1938 brannte der von der SA gesteuerte Mob die Synagoge in der Jahrstraße nieder, zog plündernd durch die Stadt und misshandelte jüdische Bewohner. Ca. 30 männliche Juden wurden verhaftet und Tage später ins KZ Sachsenhausen eingeliefert.
Aus einem Erlebnisbericht eines damals 14 Jahre alten Augenzeugen: „... Ich wohnte damals mit meinen Eltern in der Calauer Straße 9 in der 3.Etage. In der Nacht vom 9. zum 10.November 1938 weckte mich mein Vater ... holte mich zum Fenster und zeigte in Richtung Norden der Stadt, wo man deutlich am Himmel einen lodernden Brand ausmachen konnte. Beim genaueren Hinsehen erkannte ich die Kuppel der Cottbuser Synagoge, ... Auf dem Schulweg des folgenden Tages sah ich, daß das Elektrowarengeschäft Grünbaum ... ausgebrannt war. Einige Leute plünderten die Schaufensterauslagen und das Geschäft. In der Schule angekommen, gab uns unser Klassenlehrer, der SS-Mann war, mit der Bemerkung “damit ihr seht, was die Juden verdienen” eine Stunde frei. Wir gingen zur Synagoge. Das Terrain um die Synagoge war abgesperrt. Die Feuerwehr war zwar am Ort, löschte jedoch das noch schwelende Feuer im Innern der Synagoge nicht ... In der Stadt waren noch weitere zerstörte Geschäfte zu sehen. Selbst der jüdische Friedhof an der Dresdener Straße ... wurde in dieser Nacht geschändet. ...” (aus: Geschichte und Gegenwart des Bezirkes Cottbus, S. 129 - 131)
Die Synagogenreste wurden im folgenden Jahre restlos beseitigt. Der alte jüdische Friedhof blieb zunächst weitestgehend verschont; gegen Ende der 1940er Jahre wurde das Gelände dann eingeebnet.
In den ersten Kriegsjahren begannen in Cottbus die städtischen Behörden, „Judenhäuser“ einzurichten, in die zwangsweise alle jüdischen Einwohner ghettoisiert wurden; bis 1943 dienten die Häuser in der Münzstraße 42 und Roßstraße 27 diesem Zwecke. Von hier erfolgte wurden dann die meist älteren Menschen deportiert; im April 1942 ging ein größerer Transport ins Warschauer Ghetto. Der Vorsteher der Synagogengemeinde, Georg Schlesinger, wurde mit einem Sammeltransport Ende August 1942 nach Theresienstadt verfrachtet; dort kam er vermutlich ums Leben. Von den ca. 500 Juden, die 1937 in der Stadt gewohnt hatten, erlebten nur 13 das Kriegsende; sie gehörten zu denjenigen Personen, die eine sog. „Mischehe“ vor einer Deportation/Ermordung geschützt hatte.
Auf dem in der Nachkriegszeit zu einer Grünfläche umgestalteten alten jüdischen Friedhof erinnert eine Gedenktafel mit der folgenden Inschrift an die ehemalige Cottbuser jüdische Gemeinde:
Diese Stätte ist der ehemalige Judenfriedhof,
der durch nazistischen Rassenwahn in der Zeit von 1933 - 1945 geschändet und zerstört worden ist.
Auf dem neuen, parkähnlichen jüdischen Friedhof bildet die 1931 errichtete Trauerhalle das Zentrum.
Seit Ende der 1980er Jahre erinnerte eine Gedenktafel an die einstige Synagoge; eine Inschrift gab ein Zitat des Landesrabbiners Martin Riesenburger von 1957 wieder:
Wer den Frieden fordert, wer den Frieden stiftet,
wer für ihn kämpft und ihn liebt, der wird neues Lebensglück hineintragen in die Welt.
Auf Initiative der Deutsch-Israelischen Gesellschaft wurde am 60. Jahrestag der Pogromnacht die alte Inschriftentafel gegen eine neue Tafel ausgetauscht, die die Ansicht der ehemaligen Synagoge zeigt und die folgende Inschrift trägt:
Zum Gedenken an die 1858 gegründete Synagogengemeinde und die jüdischen Bürger,
die während der Zeit des Nationalsozialismus vertrieben und ermordet wurden.
Die Bürger der Stadt Cottbus 1998
Einweihung am 16.09.1902
Zerstörung am 09.11.1938 in der Pogromnacht.
Aufn. Stadt Cottbus
Etwa 100 sog. „Stolpersteine“ - die ersten wurden bereits im Jahre 2006 verlegt - erinnern im Stadtgebiet von Cottbus an Opfer des Nationalsozialismus (Stand 2024).
alle Aufn. L., 2013, aus: wikipedia.org, CC BY-SA 3.0
Eine neue jüdische Gemeinde existiert in Cottbus wieder seit 1997/1998; im Jahre 2010 gehörten ihr etwa 350 Mitglieder an, die fast ausnahmslos aus den ehemaligen GUS-Staaten stammen; derzeit sind es ca. 500 Gemeindeangehörige (Stand 2023); damit ist die Gemeinde Cottbus e.V. die zahlenmäßig größte im Lande Brandenburg.
Im Jahre 2014 wurde die aus dem Jahre 1714 stammende evangelische Schlosskirche in der Spremberger Straße vom Jüdischen Landesverband käuflich erworben, um hier die künftige Synagoge (Anm.: die erste im Land Brandenburg nach dem Holocaust überhaupt!) einzurichten.
Schlosskirche/Synagoge in Cottbus (Aufn. Savin, 2017, aus: wikipedia.org)
Nach der Schlüsselübergabe an die jüdische Gemeinde im November 2014 fand die offizielle Einweihung der Synagoge am Holocaust-Gedenktag Ende Januar 2015 statt; es ist die erste und vorerst einzige im Lande Brandenburg nach 1945.
Angeführt von Landesrabbiner Nachum Presman brachten die 400 Gemeindemitglieder die Thora – von einem Baldachin beschirmt – in das neue jüdische Gotteshaus (Aufn. Michael Helbig, 2015). Neben politischer Prominenz sollen mehrere hundert Menschen dieser Feierlichkeit beigewohnt haben.
Dem ehemaligen Tuchfabrikanten und in der Cottbuser Kommunalpolitik allgemein anerkannten Max Grünebaum (1851-1925) wurde 1908 die Ehrenbürgerschaft der Stadt verliehen. Ihn zeichnete besonders sein soziales Engagement für die eigenen Arbeiter und Bürger der Stadt aus (zahlreiche Stiftungen). Seine Nachfahren wurden in der NS-Zeit verfolgt und flüchteten nach England. Seit mehr als zwei Jahrzehnten besteht die Max-Grünebaum-Stiftung, die mit einem jährlich ausgelobten Preis den künstlerischen Nachwuchs am Staatstheater Cottbus sowie den wissenschaftlichen Nachwuchs der BTU Cottbus-Senftenberg unterstützt.
In der Kleinstadt Finsterwalde war jegliche jüdische Ansässigkeit bis in die 1840er Jahre gänzlich untersagt; lediglich durchreisende jüdische Kaufleute, die auf dem Weg zur Leipziger Messe waren, führte ihre Reise kurzzeitig hierher. Nach 1850 ließen sich dann sehr wenige jüdische Familien in Finsterwalde nieder. Zu ihnen gehörte auch die seit 1909 hier ansässige Familie Galliner, die ein bekanntes Kaufhaus in der Stadt betrieb. Anfang der 1930er Jahre betrug die Zahl der jüdischen Bewohner ca. 30 Personen. Sie waren zuletzt der Kultusgemeinde Cottbus angeschlossen. Vom einstigen kleinen Friedhof sind keine Relikte mehr vorhanden.
In den Gehwegen Finsterwaldes erinnern sog. "Stolpersteine" an verfolgte jüdische Bewohner; sie konnten zumeist ihr Leben retten, da ihnen die Flucht ins außereuropäische Ausland gelang.
verlegte Stolpersteine in Finsterwalde (alle Aufn. Chr. Michelides, 2019, aus: wikipedia.org, CC BY-SA 4.0)
Im südwestlich von Cottbus gelegenen Senftenberg erinnern sog. „Stolpersteine“ an ehemalige Bewohner der Stadt, die Opfer der NS-Diktatur geworden sind; die Verlege-Aktionen fanden 2007, 2011 und 2016 statt, wobei fast alle Steine jüdischen Opfern gewidmet sind.
fünf "Stolpersteine" (Aufn. Chr. Michelides, 2021 und Z. 2011, aus: wikipedia.org, CC BY 3.0)
Auch in Großräschen - etwa 30 Kilometer südwestlich von Cottbus - findet man an drei Standorten insgesamt ca. 25 sog. "Stolpersteine", die an Opfer der NS-Gewaltherrschaft erinnern (Stand 2021).
acht Steine - verlegt in der Freienhufener Straße (Aufn. Chr. Michelides, 2021, aus: wikipedia.org, CC BY-SA 4.0)
Weißwasser – ca. 40 Kilometer südöstlich von Cottbus – war bis ins ausgehende 19.Jahrhundert ein Dorf mit kaum 700 Bewohnern. Seinen wirtschaftlichen Aufschwung verdankte es maßgeblich dem jüdischen Unternehmer Joseph Schweig. Innerhalb weniger Jahrzehnte wurden hier in elf Fabriken Glaswaren produziert, die auch europäische u. außereuropäische Märkte versorgten. Im Zusammenhang des in Weißwasser allgemein zu verzeichnende Bevölkerungswachstum kamen auch jüdische Familien in die Kleinstadt, die für sie ökonomische Perspektiven bot.
Doch bereits nach Ende des Ersten Weltkrieges setzte wieder eine Abwanderung ein; in den 1920er Jahren lebten etwa 50 Personen jüdischen Glaubens in Weißwasser.
Zwei Straßen in Weißwasser tragen heute die Namen einstiger jüdischer Bürger (Joseph Schweig und Dr. Altmann).
Mit zwei „Stolpersteinen“ an der Muskauer Straße wird seit 2021 an die beiden deportierten und ermordeten Jüdinnen Margarethe und Gerda Pese erinnert (Aufn. R. Weiß, aus: lr-online.de). Fünf weitere Steine, die Angehörigen einer jüdischen Arzt-Familie gewidmet sind, wurden in Jahr später in die Gehwegpflasterung eingefügt
In Spremberg – ca. 20 Kilometer südlich von Cottbus – wurde 2022 in der Geschwister-Scholl-Straße ein „Stolperstein“ verlegt, der an die Jüdin Elfriede Rulla geb. Goldmann erinnert. Dieser Stein wird zunächst auch stellvertretend für zahlreiche verfolgte Personen stehen; nach Recherchen der ‚AG Spurensuche‘ sind mehr als 100 Namen bekannt, die während der NS-Zeit einer Verfolgung ausgesetzt waren.
Stein, der an die wegen 'Rassenschande' inhaftierte u. in den Selbstmord getriebene Jüdin erinnert (Aufn. SPBer 2022, aus: wikipedia.org, CC BY-SA 4.0)
2023 wurden an drei Standorten weitere fünf "Stolpersteine" verlegt, die an das Schicksal ehemaliger jüdischer Bewohner und eines politisch Verfolgten erinnern.
verlegt in der Langen Straße
Weitere Informationen:
Salomon Posner, Geschichte der Juden in Cottbus - Jubiläumsschrift anläßlich des 50jährigen Bestehens der Synagogengemeinde, Cottbus 1906/1908
Rudolf Lehmann, Zur Geschichte der Juden in der Niederlausitz bis in die Mitte des 19.Jahrhunderts, in: "Niederlausitzer Mitteilungen 1936", Band 24, S. 1 – 46
Germania Judaica, Band III/1, Tübingen 1987, S. 216
Geschichte und Gegenwart des Bezirkes Cottbus, in: "Niederlausitzer Studien", Heft 22/1988, Cottbus 1988, S. 123 f.
Steffen Kohler, Antisemitische Pogrome der Faschisten in Cottbus, o.O. 1988
Helmut Eschwege, Geschichte der Juden im Territorium der ehemaligen DDR, Dresden 1990, Band I, S. 490 - 495
500 Jahre jüdisches Leben in Cottbus (zusammengestellt vom Stadtarchiv Cottbus)
Zeugnisse jüdischer Kultur - Erinnerungsstätten in Mecklenburg-Vorpommern, Brandenburg, Berlin, Sachsen-Anhalt, Sachsen und Thüringen, Tourist Verlag GmbH, Berlin 1992, S. 85 - 87
André Krüger/u.a., Die jüdische Synagoge in Cottbus. Arbeit einer Klasse der 1. Gesamtschule Cottbus im Rahmen des Schülerwettbewerbs Deutsche Geschichte 1992/93
Sabine Jarick, Die Synagoge in Cottbus. Arbeit einer Schülerin des 2. Gymnasiums Cottbus im Rahmen des Schülerwettbewerbs Deutsche Geschichte 1992/1993
M.Brocke/E.Ruthenberg/K.U.Schulenburg, Stein und Name. Die jüdischen Friedhöfe in Ostdeutschland (Neue Bundesländer/DDR und Berlin), in: "Veröffentlichungen aus dem Institut Kirche und Judentum", Hrg. Peter v.d.Osten-Sacken, Band 22, Berlin 1994, S. 286 - 288 und S. 338 f.
Jutta Rückert/Otto Rückert (Bearb.), Cottbus, in: Irene Diekmann/Julius H.Schoeps, Wegweiser durch das jüdische Brandenburg, Edition Hentrich, Berlin 1996, S. 59 - 82
Wolfgang Hammerschmidt, Spurensuche. Zur Geschichte der jüdischen Familie Hammerschmidt in Cottbus, Gießen 1996
Gedenkstätten für die Opfer des Nationalsozialismus - Eine Dokumentation II, Hrg. Bundeszentrale für politische Bildung, Bonn 1999, S. 252 ff.
Heinz Petzold, Erste Synagoge 1875 geweiht, in: "Cottbuser Zeitung" vom 30.9.2000
Wolfgang Weißleder, Der Gute Ort - Jüdische Friedhöfe im Land Brandenburg, hrg. vom Verein zur Förderung antimilitaristischer Traditionen in der Stadt Potsdam e.V., Potsdam 2002, S. 120 - 123
Steffen Krestin, Chronik zur Geschichte der Stadt Cottbus, Nordhorn 2003
Steffen Krestin, Die jüdischen Friedhöfe in Cottbus, in: "Cottbuser Blätter 2004", Cottbus 2004
Steffen Krestin, Momente der jüdischen Geschichte in Cottbus, in: „Gestern sind wir gut hier angekommen“ – Beiträge zur jüdischen Geschichte in der Niederlausitz: „Der Speicher“ Heft 9, Zittau/Görlitz 2005, S. 40 – 46
Walter Nowojski, Die erstrebte Symbiose blieb Illusion. Die Geschichte der Familie Galliner, in: „Gestern sind wir hier gut angekommen“ . Beiträge zur jüdischen Geschichte in der Niederlausitz, „Der Speicher“ Heft 9, Zittau/Görlitz 2005, S. 87 - 98
Arielle Kohlschmidt/Siegfried Kohlschmidt/Thomas Kläber, Cottbus 1156 – 2006. 850 Jahre, Cottbus 2005
Rainer Ernst, Finsterwalde, in: Irene A. Diekmann (Hrg.), Jüdisches Brandenburg. Geschichte und Gegenwart, Beiträge zur Geschichte und Kultur der Juden in Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen-Anhalt, Sachsen und Thüringen, Band 5, Berlin 2008, S. 85 – 112
Jüdische Gemeinde Cottbus (Hrg.), Jüdische Orte in Cottbus, online abrufbar unter: juedische-gemeinde-cottbus.de
Werner Schubert, Beiträge zur Geschichte der Juden in Weißwasser – eine bedeutsame Episode zwischen 1881 und 1945, Weißwasser 2012 (?)
Erika Pchalek (Red.), Judenverfolgung in Cottbus – Für die Familie Lippmann gab es kein Entkommen, in: „Lausitzer Rundschau“ vom 5.3.2015
Erika Pchalek (Red.), Keiner hat sie je wieder gesehen – Drei Stolpersteine am Schlosskirchplatz erinnern an Familie Stenschewski, in: „Lausitzer Rundschau“ vom 23.4.2015
Elisabeth Mattner, Frühere Kirche in Cottbus umgewandelt. Brandenburg hat wieder eine Synagoge, in: rbb-online.de vom 27.1.2015
Erika Pchalek (Red.), Ende in Theresienstadt – Die Geschichte der Emma Rothschild, in: „Lausitzer Rundschau“ vom 2.2.2016
Erika Pchalek, Stolpersteine, Regia Verlag, Cottbus 2016
Liste der in Cottbus verlegten Stolpersteine, online abrufbar unter: wikipedia.org/wiki/Liste_der_Stolpersteine_in_Cottbus
Neue Stolpersteine für Senftenberger Schicksale, in: „Lausitzer Rundschau“ vom 12.11.2016
Auflstung aller in Senftenberg verlegten Stolpersteine, online abrufbar unter: wikipedia.org/wiki/Liste_der_Stolpersteine_in_Senftenberg
Sylvia Belka-Lorenz (Red.), Auf der Suche nach dem blühenden jüdischen Leben, in: rbb.online.de vom 27.1.2017
Daniel Steiger (Red.), Erinnerungen an ermordete Cottbuser, in: „Lausitzer Rundschau“ vom 15.3.2017
Nicole Schmitz (Bearb.), Geschichte der Jüdischen Gemeinde in Cottbus, In: Universität Potsdam - Institut für jüdische Studien und Religionswissenchaft (Hrg., Jüdische Friedhöfe in Brandenburg, online abrufbar unter: uni-potsdam.de/de/juedische-friedhoefe/friedhof-cottbus/geschichte-der-gemeinde.html
ja/epd (Red.), Eine Erfolgsgeschichte – Die jüdische Gemeinde feiert ihr 20jähriges Bestehen – mit 500 Mitgliedern ist sie die größe Einzelgemeinde in Brandenburg, in: „Jüdische Allgemeine“ vom 16.7.2018
Dora Liersch (Red.), Cottbus früher und heute. Cottbuser Gotteshaus mit wechselvoller Geschichte, in: „Lausitzer Rundschau“ vom 13.1.2019
Dora Liersch (Red.), Cottbus früher und heute. Alte Pracht durch Konsumtempel ersetzt, in: „Lausitzer Rundschau“ vom 24.2.2019
Silke Halpick (Red.), Cottbus setzt sieben neue Stolpersteine, in: „Lausitzer Rundschau“ vom 7.5.2019
Michael Helbig (Red.), Stolpersteine in Cottbus verlegt, in: „Lausitzer Rundschau“ vom 12.5.2019
Auflistung der in Finsterwalde verlegten Stolpersteine, online abrufbar unter: wikipedia.org/wiki/Liste_der_Stolpersteine_in_Finsterwalde
Auflistung der in Großräschen verlegten Stolpersteine, online abrufbar unter: wikipedia.org/wiki/Liste_der_Stolpersteine_in_Großräschen
Franziska Stölzel (Bearb.), Stolpersteine für Weißwasser, online abrufbar unter: stolpersteine-weisswasser.de
Christian Köhler (Red.), Die Geschichte des Schweig-Glaswerks in Weißwasser, in: „Lausitzer Rundschau“ vom 4.9.2020
Stephan Kloss (Red.) Ortshistoriker erweckt jüdische Geschichte in Weißwasser wieder zum Leben, in: MDR Sachsen vom 10.11.2020
Sabine Larbig (Red.), Stolpersteine zum Gedenken an jüdische Bürger, in: „Sächsische Zeitung – Ausgabe Weißwasser“ vom 13.2.2021 (betr. Weißwasser) - auch online abrufbar unter: glasmuseum-weisswasser.de
Regina Weiß (Red.), Erinnern an Opfer des NS-Regimes – Weißwasser hat seine ersten Stolpersteine, in: „Lausitzer Rundschau“ vom 26.8.2021
Stadt Cottbus (Hrg.), Nachfahren Max Grünebaums tragen sich in das Goldene Buch der Stadt Cottbus/Chóebuz ein, Cottbus Juni 2022
Stadtmuseum Cottbus (Bearb.), Neue Internetseite für Cottbuser Stolpersteine, Stadt Cottbus vom 24.8.2022
Christian Köhler (Red.), Fünf weitere Stolpersteine erinnern an jüdische Schicksale in Weißwasser, in: „Lausitzer Rundschau“ vom 21.9.2022
Stadt Spremberg (Red.), Erster Stolperstein in Spremberg wird verlegt, in: „Niederlausitz aktuell“ vom 29.9.2022
Christine Schmitt (Red.), Cottbus. Vom Betraum zur Synagoge, in: „Jüdische Allgemeine“ vom 6.7.2023
Stadt Cottbus (Red.), Neun neue Stolpersteine in Cottbus/Chósebuz erinnern an jüdische Opfer des Nationalsozialismus, in: cottbus.de/aktuelles/mitteilungen vom 4.10.2023
N.N. (Red.), Gegen das Vergessen. Fünf Stolpersteine im brandenburgischen Spremberg verlegt, in: „Tagesspiegel“ vom 4.10.2023
Auflistung der in Spremberg verlegten Stolpersteine, online abrufbar unter: wikipedia.org/wiki/Liste_der_Stolpersteine_in_Spremberg
N.N. (Red.), Neue Ausstellung über 99 Stolpersteine in Cottbuser Stadtmuseum, in: niederlausitz-aktuell.de vom 2.2.2024
pm/mae (Red.), Cottbuser Geschichte lebendig halten, in: „Wochen-Kurier“ vom 16.7.2024