Dittenheim (Mittelfranken/Bayern)

Jüdische Gemeinde - Fürth (Mittelfranken/Bayern) Datei:Dittenheim in WUG.svg Dittenheim mit derzeit ca. 1.700 Einwohnern gehört heute zur Verwaltungsgemeinschaft Altmühltal im Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen - ca. 30 Kilometer südlich von Ansbach gelegen (Kartenskizze von Mittelfranken: Landesverband für ländliche Entwicklung  und  Kartenskizze 'Landkreis  Weißenburg-Gunzenhausen', Hagar 2010, aus: commons.wikimedia.org, CC BY-SA 3.0).

 

Bereits im 14.Jahrhundert sollen sich Juden in Dittenheim aufgehalten haben; sie standen unter dem Schutz der Oettinger Grafen. In der markgräflichen Zeit (nach 1404) setzte sich zunächst die judenfreundliche Politik der Landesherrschaft fort; im 16.Jahrhundert wechselten sich Vertreibung und Duldung dann immer wieder ab.

Um die Mitte des 18.Jahrhunderts soll sich in Dittenheim eine neuzeitliche Kultusgemeinde gebildet haben, die dem Oberrabbinat Gunzenhausen zugeordnet war. Zu den gemeindlichen Einrichtungen gehörte die Synagoge in der Klostergasse, in der auch die Mikwe untergebracht war; das "Rabbinerhaus" befand sich gegenüber dem Synagogengebäude.

Im Zuge der Renovierung der Dittenheimer Synagoge wurden statt der bis dahin vorhandenen beweglichen Betständer nun Subsellien (Bankreihen) aufgestellt. In einem Bericht der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 4.Juli 1840 wird hierzu berichtet: "Dittenheim (Mittelfranken). Die Konfirmation, die bei kleinen Gemeinden noch zu den seltnern Erscheinungen in unseren Gegenden gehört, ist bei der hiesigen durch den Distriktsrabbinen Veitel eingeführt worden. Ueberhaupt geschieht hier mehr für Verbesserung des Kultus als in der ganzen Umgegend. So ist z.B. in der neuen Synagogen-Ordnung für Mittelfranken vorgeschrieben: daß man die Synagogen-Stände durch Subselien ersetzen, oder wenigsten die Stände sämmtlich gegen Osten kehren und befestigen soll. Die hiesige Gemeinde ging nun mit dem guten Beispiele voran, ließ Subselien errichten, die Tribüne zweckmäßig abändern, und überhaupt das Innere der Synagoge, so gut es sich hier nur thun ließ, einem Gotteshause angemessen, herstellen."  

Bis ca. 1850 besaß die Gemeinde einen eigenen Rabbiner, für dessen Besoldung bis dato eine eigens dafür bestimmte Stiftung gesorgt hatte. Letzter Dittenheimer Distriktsrabbiner war Uri Veitel, der 1851 verstarb. Nach einer dreijährigen Übergangszeit - geführt durch den Rabbinatsverweser Aron Grünbaum aus Ansbach - wurde die Stelle auf Wunsch der Gemeinde nicht mehr besetzt.

In den Jahrzehnten danach war ein von der Gemeinde angestellter Religionslehrer mit der Erfüllung der kultischen Aufgaben betraut worden.

http://www.alemannia-judaica.de/images/Images%2095/Dittenheim%20Israelit%2004101865.jpg 

Stellenangebote in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 4. Okt. 1865 und vom 7. Aug. 1872

Verstorbene Gemeindeangehörige wurden auf dem jüdischen Friedhof in Treuchtlingen beerdigt.

Juden in Dittenheim:

         --- um 1670 ....................   7 jüdische Familien,

    --- 1858 .......................  89 Juden,

    --- um 1880 ....................   keine.

Angaben aus: Chronik der Gemeinde Dittenheim, Kap. IX: Die Juden in Dittenheim

 

In der (vermutlich) in der NS-Zeit erstellten Chronik von Dittenheim wird über die „gewerblichen und rechtlichen Verhältnisse“ wie folgt berichtet: ... Es liegt in der Natur des Juden, Handel und Wandel an sich zu ziehen und sich durch Geldverleihung unentbehrlich zu machen. Auch hier war es so. Wo sie nur konnten, kauften sie einen Hof, um ihn oft nach kurzer Zeit mit entsprechendem Gewinn wieder zu verkaufen. ... Trotz der immer wieder erfolgten Vertreibung wußten die Juden sich immer wieder einzunisten und als Geldgeber, Viehhändler, Grundstücksmakler und Häuserverkäufer Geschäfte zu machen. Nur selten betrieben sie ein Gewerbe. In Dittenheim gab es um 1800 einen jüdischen Seifenfabrikanten und einen Seiler. 1805 wurde ihnen gestattet, auch mit kostbaren Artikeln Handel zu treiben, so daß sie das ganze gewerbliche Leben überwucherten. ...”

1864 löste sich die jüdische Gemeinde in Dittenheim auf. Zehn Jahre später wurde das Synagogengebäude verkauft, das dem Neubesitzer nun als Scheune diente. Um 1875 verließen die letzten jüdischen Bewohner das Dorf, um sich in Städten - vor allem in Ansbach - niederzulassen.

Auch im nahen Steinhart hatten in den 1880er-Jahren alle jüdischen Einwohner ihre Wohnsitze verlassen.

 

 

 

Weitere Informationen:

Chronik der Gemeinde Dittenheim, o.J., Kap. IX: Die Juden in Dittenheim, S. 172 - 175

Israel Schwierz, Steinerne Zeugnisse jüdischen Lebens in Bayern. Eine Dokumentation, Hrg. Bayrische Landeszentrale für politische Bildungsarbeit, München 1992, S. 157

Dittenheim, in: alemannia-judaica.de (mit einigen Dokumenten zur jüdischen Ortshistorie)