Butzweiler (Rheinland-Pfalz)

Jüdische Gemeinde - Trier/Mosel (Rheinland-Pfalz)Datei:Verbandsgemeinden in TR.svg Butzweiler mit derzeit ca. 1.500 Einwohnern - wenige Kilometer nördlich von Trier gelegen - ist seit den 1970er Jahren ein Teil der vier Dörfer umfassenden Mehrortgemeinde Newel im Landkreis Trier-Saarburg (Ausschnitt aus hist. Karte ohne Eintrag von Butzweiler, aus: europe1900.eu  und  Kartenskizze 'Landkreis Trier-Saarburg', Hagar 2010, aus: commons.wikimedia.org, CC BY-SA 3.0).

 

In Butzweiler gab es einen relativ hohen jüdischen Bevölkerungsanteil. Dies lag wohl daran, dass das Dorf zu einer reichsunmittelbaren Abtei gehörte und nicht der kurtrierischen Oberhoheit unterstand, die Juden gegenüber oft feindselig eingestellt war.

Erste gesicherte urkundliche Nachweise über jüdisches Leben in Butzweiler sind erst aus der Mitte des 18.Jahrhunderts vorhanden. Gehörten anfangs die in Butzweiler ansässigen Juden zur Synagogengemeinde Aach, so erfolgte im Jahre 1892 eine Trennung von Aach, denn nun verfügte man am Ort über eine eigene Synagoge am Ramsteiner Weg. Das Gelände war von einer halbhohen Mauer umgeben. Im Gebäude befand sich neben dem Eingang eine Holztreppe, die zur Empore führte; an das Synagogengebäude grenzte ein Schulraum an.

                Stellenangebot der Gemeinde von 1892 

Die Anlage eines eigenen Friedhofs am östlichen Ortsrand erfolgte in Butzweiler gegen Mitte der 1860er Jahre; auf dem Areal wurden auch Verstorbene aus Welschbillig begraben.

Zur jüdischen Gemeinde gehörten auch die wenigen Familien aus Kordel, Ralingen und Edingen.

Juden in Butzweiler:

         --- 1808 ......................... 13 Juden (in 3 Familien),

    --- 1833 ......................... 38   “  ,

    --- 1846 ......................... 49   “  ,

    --- 1860 ......................... 93   “   (ca. 17% d. Bevölk.),

    --- 1895 ......................... 71   “  ,

    --- 1925 ......................... 54   “  ,

    --- 1933 ......................... 44   “  ,

    --- 1938 ......................... 32   “   (in 10 Familien).

Angaben aus: Klaus Pauli, Butzweiler und die Juden, Hrg. Heimatverein Butzweiler e.V., 1988

 hist. Postkarte mit Synagoge rechts (aus: wikipedia.org, CCO)

 

In den 1920er Jahren waren im Dorf drei kleine Geschäfte und zwei Gastwirtschaften in jüdischem Besitz. Mit dem Jahr 1933 änderte sich auch in Butzweiler das bisher insgesamt einvernehmliche Zusammenleben zwischen Juden und Nichtjuden. Nachbarschaftliche Beziehungen wurden aus Furcht davor, als „Judenknecht“ zu gelten, eingestellt, und die Erwerbsmöglichkeiten jüdischer Bewohner wurden beschnitten. Am Morgen des 10.11.1938 drang ein SA-Rollkommando aus Trier in die Synagoge ein, zerstörte die Inneneinrichtung und warf die Kultgegenstände auf die Straße. Beteiligt waren an dieser „Aktion“ auch einige Dorfbewohner. Der jüdische Friedhof wurde schwer geschändet: Grabsteine umgeworfen und später abtransportiert. Am gleichen Tag erschien dann ein zweites SA-Kommando im Dorf, das die Wohnhäuser der jüdischen Familien bis zur Unbewohnbarkeit verwüstete. Stunden später wurden die jüdischen Bewohner auf offene Lastwagen verladen und in Richtung luxemburgische Grenze abtransportiert. Wenig später durften sie nach Butzweiler zurückkehren und fanden hier völlig verwüstete und ausgeraubte Häuser vor. Bis auf eine Familie verzogen dann alle anderen nach Trier; von hier aus wurden die meisten in den Jahren 1942/1943 mit unbekanntem Ziel deportiert.

Nach Angaben der Gedenkstätte Yad Vashem/Jerusalem wurden nachweislich 48 gebürtige bzw. längere Zeit am Ort ansässig gewesene jüdische Bewohner Opfer der NS-Gewaltherrschaft; aus Edingen waren es sieben, aus Kordel vier und aus Ralingen zwei Personen (namentliche Nennung der betroffenen Personen siehe: alemannia-judaica.de/butzweiler_synagoge.htm).

 

Das Synagogengebäude ging in Privathand über und wurde später als Wohnhaus umgebaut. An seiner Außenwand erinnert seit 1988 eine kleine Tafel daran, dass sich hier bis 1938 das Gotteshaus der Butzweiler Juden befunden hat.

    http://www.alemannia-judaica.de/images/Images%20142/Butzweiler%20Synagoge%20112.jpg Gedenktafel am ehemaligen Synagogengebäude

Auf dem Gelände des jüdischen Friedhofs, dessen Grabstätten während der NS-Zeit geschändet und zerstört wurden, steht heute nur ein unscheinbarer Gedenkstein mit kaum mehr lesbarer Inschrift, der den ehemaligen jüdischen Bewohnern Butzweilers gewidmet ist. 

         http://www.alemannia-judaica.de/images/Images%20215/Butzweiler%20Friedhof%20201.jpgeinziger Stein auf dem Friedhofsgelände (Aufn. J. Hahn, 2009)

 

 

 

Am westlichen Ortsrand von Kordel (Eifel) - einer Ortsgemeinde im Kreis Trier-Saarburg mit derzeit ca. 2.100 Einwohnern - befindet sich ein kleiner jüdischer Friedhof; auf dem umfriedeten Gelände - es wurde während der NS-Zeit geschändet und teilzerstört - zeugen heute noch vier Grabsteine und einige -relikte davon, dass im Dorf ehemals Juden beheimatet waren.

              jüdischer Friedhof in Kordel (Aufn. Stefan Haas, 2002)http://www.alemannia-judaica.de/images/Images%20359/Kordel%20Friedhof%20041.jpg

 

 

 

Weitere Informationen:

Richard Laufner, Die Geschichte der jüdischen Bevölkerung im Gebiet des heutigen Kreises Trier-Saarburg, in: "Kreisjahrbuch Trier-Saarburg 1979"

Klaus Pauli, Butzweiler und die Juden, Hrg. Heimatverein Butzweiler e.V., 1988

Cilli Kasper-Holtkotte, Juden im Aufbruch - Zur Sozialgeschichte einer Minderheit im Saar-Mosel-Raum um 1800, in: "Schriftenreihe der Gesellschaft zur Erforschung der Juden e.V.", Hrg. H.Castritius/u.a., Band 3, Hannover 1996

Günter Heidt/Dirk S.Lennartz, Fast vergessene Zeugen - Juden in Freudenburg und im Saar-Mosel-Raum 1321 - 1943, Saarburg 2000

Stefan Roos, Juden in Butzweiler 1745 - 1945, Welschbillig 2000

Butzweiler mit Ralingen und Kordel, in: alemannia-judaica.de

Jüdischer Friedhof in Kordel (Eifel), in: alemannia-judaica.de

Stefan Fischbach/Ingrid Westerhoff (Bearb.), “ ... und dies ist die Pforte des Himmels “. Synagogen. Rheinland-Pfalz Saarland, Hrg. Landesamt für Denkmalpflege, Mainz 2005, S. 289/290

Willi Körtels, Die jüdische Schule in der Region Trier, hrg. vom Förderverein Synagoge Könen e.V., 2011, S. 102 - 105