Buschweiler (Elsass)

Bildergebnis für buschweiler landkarte Das oberelsässische Buschweiler ist die französische Dorfgemeinde Buschwiller mit derzeit ca. 1.000 Einwohnern unweit der Schweizer Grenze ca. fünf Kilometer westlich von Basel (Ausschnitt aus hist. Karte von 1905 ohne Eintrag von B., aus: wikipedia.org, gemeinfrei).

 

Die Blütezeit der jüdischen Gemeinde in Buschweiler lag in der zweiten Hälfte des 18.Jahrhunderts, als hier mehr als ca. 40 Familien lebten und die Zahl der Gemeindemitglieder mehr als 200 Personen  betrug. Die meisten Familien waren Ende der 1690er Jahre aus Basel hierher gekommen und hatten im Dorfe Zuflucht gefunden, nachdem der Baseler Bischof sie per Dekret hatte von dort vertreiben lassen. Während der Unruhen der Französischen Revolution kam es in Buschweiler zu antijüdischen Ausschreitungen; getragen sollen diese vor allen von hiesigen Bauern worden sein, die bei jüdischen Geldverleihern verschuldet waren und auf diese Weise ihre Schulden tilgen wollten. Zahlreiche jüdische Familien brachten sich in Basel in Sicherheit, kehrten aber später wieder nach Buschweiler zurück.

Der Bau einer Synagoge ist aus der Zeit um ca. 1790 belegt.

                                  Zeichnung der Buschweiler Synagoge (?)

Verstorbene Juden aus Buschweiler wurden auf dem jüdischen Friedhof in Hegenheim begraben.

Juden in Buschweiler:

--- 1689 ..........................   2 jüdische Familien,

--- 1730 ..........................  13     “        “   ,

--- 1766 ..........................  36     “        “   ,

--- 1784 ..........................  38     “        “   (ca. 200 Pers.),

--- 1804 ...................... ca. 145 Juden,

--- 1831 ...................... ca. 160   “  ,

--- 1846 ...................... ca. 120   “  ,

--- 1861 ...................... ca. 100   “  ,

--- 1871 ...................... ca.  60   “  ,

--- 1880 ..........................  46   “  ,

--- 1890 ..........................  17   “  ,

--- 1910 ..........................   5   “  ,

Angaben aus: Michel Rothé/Max Warschawski, Les synagogues d’Alsace et lieur histoire, S. 47

und                 Buschwiller, in: judaisme.sdv.fr

 

Im ersten Jahrzehnt des 20.Jahrhunderts löste sich die jüdische Gemeinde Buschweiler vollständig auf. Im Frühjahr 1908 fand in der Synagoge Buschweilers ein letzter Gottesdienst statt, zu dem Mitglieder der jüdischen Gemeinden aus der nahen Region gekommen waren.

St. Ludwig. Der letzte Gottesdienst in der Buschweiler Synagoge. - Da kommenden Dienstag die Synagoge in Buschweiler, wo heute nur noch 7 israel. Seelen vorhanden sind, versteigert wird, versammelten sich, einer Einladung ihres Rabbiners folgende, die Gemeinden Hegenheim, Hagenthal, St. Ludwig am Sonntag Nachmittag in derselben. Es hatten sich auch mehrere Herren und der größte Teil der christlichen Bevölkerung von Buschweiler eingefunden. Es sollte, nachdem schon über 10 Jahre hier kein Minjan mehr war, noch einmal und zum letzten Male hier in dieser Synagoge ein Gottesdienst abgehalten werden. Nachmittags um 4 Uhr wurde zunächst Mincha gebetet. Hierauf bestieg Herr Rabbiner Dr. Schüler zu einer Abschiedsrede die Kanzel. Er schilderte, wie das Aufhören der jüdischen Landgemeinden - es ist dies in einem Umkreis von kaum einer Stunde nun die zweite Gemeinde, die eingegangen ist und leider werden voraussichtlich noch mehrere dasselbe Schicksal teilen müssen - einen großen Verlust für das Judentum bedeutet, da mit dem Aufhören dieser alten Kehillos stets ein Stück alten, wahren Judentums zu Grabe getragen werde. Im zweiten Teile nahm der Redner anknüpfend an die Worte 'Luchos nischern waussiaus pirchaus beawir' Abschied von der Synagoge und gelobte im Namen der St. Ludwiger Gemeinde, daß sie die zwei Seforim und die silberne Jagd, die sie von Buschweiler erhalten hat, stets in Ehren halten werde. Nach der Predigt trug Herr Kantor Lehmann, St. Ludwig, das 'Eli Zion' vor. Mit der Rezitation von Psalm 25 und 137 schloß die überaus ergreifende Feier.  

(aus: Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 13. März 1908)

Noch im gleichen Jahre wurde das Synagogengebäude öffentlich versteigert; der neue Besitzer ließ das Gebäude alsbald abreißen.

Nach Angaben der Gedenkstätte Yad Vashem ist eine aus Buschwiller stammende Jüdin Opfer der „Endlösung“ geworden.

 

 

Weitere Informationen:

Ludwig Kahn, Die sog. ‘Judendörfer’ in der Umgebung von Basel, in: "Jüdischer Taschenkalender 1962/63", hrg. von der Israelitischen Fürsorge Basel

Michel Rothé/Max Warschawski, Les synagogues d’Alsace et lieur histoire, Jerusalem 1992, S. 155

Peter Stein/Léa Rogg (Bearb.), Buschwiller – Eine jüdische Gemeinde vor den Toren Basels, in: www. judaisme.sdv.fr

Buschwiller, in: alemannia-judaica.de