Lörrach (Baden-Württemberg)

   Datei:Lörrach in LÖ.svgLörrach ist eine Kreisstadt mir derzeit knapp 50.000 Einwohnern im Südwesten Baden-Württembergs; sie liegt ca. fünf Kilometer vom Dreiländereck Deutschland – Frankreich – Schweiz entfernt (Karte 'Trinationales Ballungsgebiet um Basel', Lencer 2007, aus: wikipedia.org, CC BY-SA 3.0 und  Kartenskizze 'Kreis Lörrach', Hagar 2010, aus: commons.wikimedia.org, CC BY-SA 3.0).

 

Die ersten jüdischen Familien ließen sich in Lörrach nach Ende des Dreißigjährigen Krieges nieder. Um ihre Ansiedlung zu fördern, erließ man ihnen einen Teil des Schutzgeldes und gestattete freie Religionsausübung - allerdings nur, wenn sie in Lörrach ein neues Haus errichteten. Denn der durch den Krieg teilzerstörte Ort, der ab 1682 Stadtrechte besaß, sollte nämlich schnell wieder aufgebaut werden; zudem man erkannte die Bedeutung der Juden für die Belebung des hiesigen Handels. Um 1700 lebten in Lörrach - wie auch im gesamten badischen Oberland - keine Juden mehr; erst danach wurden wieder einige wenige jüdische Familien von den Markgrafen von Baden-Durlach aufgenommen; ihre Zahl blieb während des 18.Jahrhunderts nahezu konstant.

1779 wurde für durchreisende Juden in Lörrach eine "Judenherberge" (im "Rumpel" gegenüber dem Kornhaus) eingerichtet, die etwa vier Jahrzehnte bestand.

Lörrach - Aquarell, um 1830 (Abb. F. Pellegrini, aus: wikipedia.org, CC BY-SA 4.0)

Ihre Gottesdienste hielten die Lörracher Juden lange Zeit in Privathäusern ab; gegen Ende der 1790er Jahre mietete die kleine Gemeinde Räumlichkeiten in der Wallbrunngasse an und richtete hier einen Betraum ein. Als die Zahl der Gemeindeangehörigen anwuchs, beschloss die Gemeinde den Neubau einer Synagoge. Nach langwieriger Grundstückssuche wurde der Bau 1807/1808 in der Teichgasse erstellt; das genaue Datum der Einweihung der Synagoge ist nicht bekannt.

 

Außen- und Innenaufnahme der Synagoge in Lörrach um 1920/1925 (Aufn. aus: Landesarchiv Baden-Württemberg)

Im Synagogengebäude befand sich auch eine Mikwe; unmittelbar daneben entstand das jüdische Gemeindehaus, in dem die Schule untergebracht war. Eine 1857 erlassene Synagogenordnung sollte die oft in der Synagoge ausgetragenen „Differenzen“, die manchmal in Handgreiflichkeiten endeten, durch klare Regelungen beenden. Nach einer umfassenden Renovierung des Synagogengebäudes wurde es im Sommer 1899 durch den Bezirksrabbiner Dr. Lewin aus Freiburg - unter Teilnahme der gesamten Gemeinde - feierlich wiedereingeweiht. In den 1920er Jahren erfolgte eine abermalige Sanierung des Gebäudes. Im Jahre 1934 wurede das 125jährige Jubiläum der Synagoge begangen; es war der letzte Höhepunkt im Gemeindeleben nach der NS-Machtergreifung.

http://www.alemannia-judaica.de/images/Images%20125/Loerrach%20Israelit%2005101899.jpg 

Stellenangebote aus der Zeitschrift „Der Israelit“ vom 5.10.1899 und vom 7.8.1924

Ihre Verstorbenen beerdigten die Lörracher Juden zunächst auf einem Flurstück am Schädelberg; dieses hatte Nathan Ulmann im Jahr 1670 erworben, um hier seinen Sohn zu begraben. Das Areal diente später auch (zeitweilig) verstorbenen Juden aus Fischingen, Kirchen und Tumringen als „Guter Ort“; die letzte Beerdigung fand hier 1902 statt. Gegen Ende des 19.Jahrhunderts wurde ein neues Areal an der Brombacherstraße - neben dem allgemeinen Friedhof - angelegt.

Zur Synagogengemeinde Lörrach - sie gehörte seit 1827 dem Rabbinatsbezirk Sulzburg an - gehörten auch die wenigen jüdischen Familien, die in den Dörfern der Umgebung lebten, so in Grenzach, Schönau, Schopfheim und Tumringen.

Juden in Lörrach:

         --- 1716 ............................   4 jüdische Familien,

    --- um 1728/30 ......................   keine,

    --- 1738 ............................   3 jüdische Familien,

    --- 1749 ............................  34 Juden,

    --- 1778 ............................   8 jüdische Familien,

    --- 1801 ............................  97 Juden,

    --- 1825 ............................ 127   “  ,

    --- 1834 ............................ 140   “  ,

    --- 1864 ............................ 191   “  ,

    --- 1875 ............................ 248   “  ,

    --- 1900 ............................ 204   “  ,

    --- 1925 ............................ 151   “  ,

    --- 1933 (Juni) ..................... 162   “  ,

    --- 1940 (Okt.) ................. ca.  60   “  ,

    --- 1942 ............................   2   “  .

Angaben aus: Henriette Ruprecht, Geschichte des deutschen Judentums - Geschichte der Lörracher Juden, S. 39/40

und                 F.Hundsnurscher/G.Taddey, Die jüdischen Gemeinden in Baden, Denkmale,.. , S. 182

     Johann Martin Morath Lörrach 2.jpg Lörrach um 1865 (Abb. aus: wikipedia.org, gemeinfrei)

 

Ihren Lebensunterhalt verdienten die Lörracher Juden zunächst vorwiegend im Viehhandel; auf dem Engelsplatz in Lörrach fand allmonatlich ein Viehmarkt statt. Erst im Laufe des 19.Jahrhunderts eröffneten Lörracher Juden in der Stadt verschiedene Einzelhandelsgeschäfte (vor allem in der Teichstraße) und andere kleinere Unternehmen. Grundlage war eine im Frühjahr 1803 erlassene Ordnung, in der es u.a. hieß:

„ .. Erteilen wir allen in Städten und Flecken den Schutz habenden Juden das Recht, ohne besondere Concession genau wie die Christen einen offenen Laden zu führen, jedoch muß jeder zuvor eine eigene Handlung erlernt haben, drei Jahre in der Fremde und zwar in guten Handelsstädten gewesen sein, glaubhafte Zeugnisse besitzen. ... Nicht erlaubt ist gleichzeitig ‘kurze und lange Waren’ zu führen, vielmehr solle sich jeder mit der einen oder der anderen Ware begnügen. Auf dem Lande hingegen soll kein Jude schon durch den Schutzbrief allein zur Haltung eines offenen Ladens berechtigt sein, sondern gleich anderen Untertanen, besondere Concessionen hierzu bey uns einzuholen haben, wobei wir ... die alte das Hausieren mit Ware verbietende Verordnung erneuern und solches sämtlichen Juden ausser Jahrmärkten bey Strafe der Confiscation der Waren verboten haben wollen.”

                    Teichstraße in Lörrach um 1925 (Abb. aus: zvab.com)

Die Lörracher Juden war in die kleinstädtische Gesellschaft integriert: So waren sie Mitglieder in Vereinen und nahmen auch rege am kommunalen Leben teil. Dieses friedliche Miteinander war auch noch zu Beginn der NS-Zeit bestimmend; die antisemitische NS-Hetze wurde von großen Teilen der Lörracher Einwohnerschaft zunächst nicht übernommen.

Angeordnet von der NSDAP-Kreisleitung Lörrach wurde am 1.April 1933 der Boykott jüdischer Geschäfte durchgeführt: SA- und SS-Angehörige stellten sich mit Plakaten vor den betreffenden Geschäften auf. In dem Boykottaufruf waren tags zuvor NSDAP-Mitglieder davor gewarnt worden, in jüdischen Geschäften zu kaufen. Als der wirtschaftliche und auch psychische Druck auf die jüdischen Familien immer stärker wurde, gaben nach und nach immer mehr Juden ihre Geschäfte auf. Insgesamt waren bis 1938 etwa 100 Lörracher Juden abgewandert, die meisten jüdischen Geschäfte liquidiert bzw. „arisiert“ worden.

Am 10.November 1938 wurde die Inneneinrichtung der Lörracher Synagoge von SA-Angehörigen und NSDAP-Sympathisanten - darunter auch der Leiter und Bedienstete des Städtischen Werkhofes - mit Äxten zerstört, die Friedhöfe verwüstet und die jüdischen Männer für einige Wochen im KZ Dachau festgesetzt.

 

Synagoge nach dem Pogrom (hist. Aufn., Center of Jewish history, aus: wikipedia.org, CCO)

Das Synagogengebäude wurde 1939 abgebrochen. Bis 1940 waren etwa zwei Drittel der jüdischen Bevölkerung Lörrachs emigriert. Im Oktober 1940 wurden ca. 50 Juden aus Lörrach nach Gurs deportiert; über ihr weiteres Schicksal ist kaum etwas bekannt.

  Lörracher Juden vor dem Abtransport (aus: Ausstellung „Topographie des Terrors“, Berlin)

Nur eine einzige „in Mischehe“ verheiratete Jüdin blieb in Lörrach zurück.

Nach Angaben der Gedenkstätte Yad Vashem/Jerusalem und des "Gedenkbuches - Opfer der Verfolgung der Juden ..." wurden nachweislich 90 gebürtige bzw. längere Zeit in Lörrach ansässig gewesene jüdische Bürger Opfer der „Endlösung(namentliche Nennung der betroffenen Personen siehe: alemannia-judaica.de/loerrach_synagoge_a.htm).

 Im Jahre 1947 standen der ehem.Lörracher Bürgermeister Reinhard Boss und andere Beteiligte wegen „Verbrechen gegen die Menschlichkeit in Tateinheit mit schwerem Hausfriedensbruch, Landfriedensbruch, Religionsbeschimpfung und gemeinschädlicher Sachbeschädigung und Zerstörung von Bauwerken“ vor dem Landgericht Freiburg. Es erfolgte ein Freispruch mangels Beweisen; das bei vielen Menschen als „Justizskandal“ erachtete Urteil wurde zwei Jahre später in einem Revisionsverfahren aber bestätigt.

 

Nach Kriegsende kehrten nur drei Lörracher Juden in ihre Heimatstadt zurück.

Auf dem Gelände der einstigen Lörracher Synagoge steht heute ein Wohn- und Geschäftshaus, an dem seit 1976 eine Inschriftentafel an das ehemalige Gotteshaus erinnert.

Hier stand die Synagoge der Israelitischen Gemeinde Lörrach, erbaut 1808

Sie wurde am 10.November 1938 unter der Herrschaft der Gewalt und des Unrechts zerstört.

(Abb. einer Menora)

Gedenktafel (Aufn Wladyslaw, 2007, aus: wikipedia.org, CC BY-SA 3.0)

Während auf dem alten Friedhof (am Schützenwaldweg) nur noch wenige Grabsteine bzw. -fragmente erhalten geblieben sind (das Areal wurde in der NS-Zeit weitestgehend "abgeräumt"), weist der neue jüdische Friedhof an der Brombacher Straße ca. 150 Grabsteine auf.

Alter jüdischer Friedhof (Aufn. Schl., 2021, aus: wikipedia.org, CC BY-SA 4.0)  

http://www.alemannia-judaica.de/images/Images%2033/Loerrach%20Friedhof%20n161.jpg Eingangstor zum neuen Friedhof (Aufn. J. Hahn, 2003)

Die von dem Bildhauer Bernd Goering geschaffene „Jahrhundert-Plastik“ des "Lörracher Skulpturenweges" erinnert an drei „Jahrhundert-Ereignisse“ des 20.Jahrhunderts, so auch an die Pogromnacht von 1938.

  Loerrach Goering-1206 072.jpg

Die „Jahrhundert-Plastik“ des Bildhauers Bernd Goering  (Aufn. J. Hahn, 2009  und  K., 2012, aus: commons.wikimedia.org, CC BY-SA 3.0 de)

2005 wurde im Hof des Museums am Burghof ein von Schülern der Theodor-Heuss-Realschule gestalteter Gedenkstein für die Deportationsopfer des Lagers Gurs aufgestellt, dessen Gegenstück sich auf dem Gelände der zentralen badischen Gedenkstätte in Neckarzimmern befindet.

   Gedenkstein in Lörrach

Gedenkstein im Museumshof (Aufn. S. Ehrentreich) und in Neckarzimmern (aus: mahnmal-neckarzimmern.de)

Seit 1995 gibt es in Lörrach wieder eine jüdische Gemeinde. 2015 setzte sie sich aus knapp 500 Mitgliedern zusammen; es sind zumeist Zuwanderer aus den Nachfolgestaaten der ehemaligen Sowjetunion. Die Gemeindemitglieder leben in der Region zwischen Badenweiler und Waldshut. Sieben Jahrzehnte nach der Zerstörung der alten Synagoge wurde in den Novembertagen 2008 im Beisein von baden-württembergischen Ministerpräsident Oettinger ein neues jüdisches Gemeindezentrum eingeweiht; das würfelförmige Bauwerk befindet sich in der Innenstadt an der Ecke Spital-/Rainstraße.

 Synagoge Loerrach.jpgNeues Gemeindezentrum (Aufn. Wladyslaw Sojka, 2008, aus: commons.wikimedia.org, CC BY-SA 3.0)

Seit 2011 besitzt die jüdische Gemeinde, deren Angehörige zumeist in Lörrach und Weil leben, einen eigenen Rabbiner. Eine 1938 aus der Lörracher Synagoge entwendete Esther-Rolle kehrte 2009 in die Hände der neuen Gemeinde zurück, die diese dem Museum am Burghof übereignete. 

In Lörrach hatte man sich - aus verschiedenen Gründen – lange Zeit gegen die Verlegung von „Stolpersteinen“ ausgesprochen. Hingegen wurde 2011 eine Gedenkstele an der Ecke Teichstraße/Spitalstraße errichtet, die auf die Deportation ehemaliger jüdischer Bewohner aufmerksam macht; der auf der Stele erscheinende Text ist in vier Sprachen abgefasst. Das Mahnmal trägt zudem die Namen von 52 Menschen, die als Opfer der Verschleppung bekannt sind.

2018/2019 beschäftigte man sich in der Kommunalvertretung erneut mit dem Thema "Stolpersteine"; nachdem diese Art des Gedenkens vor Jahren mehrheitlich von der Israelitischen Kultusgemeinde abgelehnt worden war. Als mögliche Form des Gedenkens war seitens der „Arbeitsgemeinschaft Erinnerungskultur“ die Schaffung eines Rundweges ins Gespräch gebracht worden, der die jüdische Geschichte Lörrach erlebbar machen soll; so könnte der Rundweg u.a. auch an den Standorten der ehemaligen von Juden betriebenen Geschäfte vorbeiführen, so in der Basler Straße am Kaufhaus Knopf, in der Teichstraße am Schuhhaus Bodenheimer und an der Metzgerei Beck, in der Turmstraße am Textilhaus Erreich.

Eine definitive Entscheidung über die Form des Gedenkens in Lörrach traf dann der Gemeinderat im Frühjahr 2020, indem er nun für eine Verlegung von  "Stolpersteinen" votierte. Die ersten acht Steine – Personen verschiedener NS-Opfergruppen gewidmet – fanden dann noch im gleichen Jahr ihren Platz in der Gehwegpflasterung der Teichstraße, Luisenstraße und Unteren Wallbrunnstraße. Das Projekt - als Teil der Erinnerungskultur in Lörrach - soll jährlich fortgesetzt werden. So wurden 2021 weitere sieben und 2022 bzw. 2023 nochmals zehn bzw. fünf messingfarbene Gedenkquader verlegt, die fast ausschließlich jüdischen Personen gewidmet sind.

 Stolperstein Samuel Beck Lörrach.jpgStolperstein Bernhard Beck Lörrach.jpgStolperstein Isaak Beck Lörrach.jpgStolperstein Adele Beck Lörrach.jpg verlegt in der Teichstraße

... und in der Haagener Straße Stolperstein Samuel Moses Lörrach.jpgStolperstein Mina Moses Lörrach.jpgStolperstein Alfred Moses Lörrach.jpgStolperstein Bernard Moses Lörrach.jpg

alle Abb. Zieglhar, 2021, aus: wikipedia.org, CC BY-SA 4.0

 

 

In Schopfheim – ca. 15 Kilometer östlich Lörrachs gelegen – ist 1650 erstmals ein jüdischer Bewohner erwähnt. Eine Gemeinde konnte sich hier nicht bilden, da die Zahl der jüdischen Familien stets sehr gering war. 1875 lebten hier 17 jüdische Bewohner, 1925 waren es 23, 1933 noch 18; bis 1940 stieg deren Anzahl wegen der Evakuierungen am Rhein auf bis zu 40 Personen.

http://www.alemannia-judaica.de/images/Images%20211/Schopfheim%20Israelit%2005101897.jpgKleinanzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 5. Okt. 1897

Anfang der 1930er Jahre bestanden noch die folgenden jüdischen Gewerbebetriebe/Geschäfte: das Textilwarengeschäft Lehmann Hirschel und die Manufakturwarenhandlung Maier Mayer (beide in der Hauptstraße), die Viehhandlung Salomon Auerbacher (Wallstraße) und das Konfektionsgeschäft Pollag-Picard (Scheffelstraße).

Einige Familien verließen Schopfheim noch vor dem 22. Oktober 1940 (Evakuierung nach Gurs), einige starben eines natürlichen Todes und acht konnten noch rechtzeitig in die USA und in die Schweiz emigrieren. Die letzte jüdische Einwohnerin (Katharina Waldi) wurde 1944 festgenommen und wählte vor ihrer Deportation den Freitod.

Nach Angaben der Gedenkstätte Yad Vashem/Jerusalem und des „Gedenkbuches – Opfer der Verfolgung der Juden ...“ wurden insgesamt zwölf aus Schopfheim stammende bzw. hier ansässig gewesene jüdische Personen Opfer des Holocaust (namentliche Nennung der betroffenen Personen siehe: alemannia-judaica.de/schopfheim_juedgesch.htm).

Den Schopfheimer Juden, die Opfer der „Endlösung“ geworden sind, wurde 2007 ein Gedenkstein gewidmet, der vor der Alten Kirche St. Michael steht.

Eine Konfirmandengruppe der Evang. Kirchengemeinde St. Michael Ost und Eichen erstellte - im Rahmen des landesweiten Jugendprojektes zur Erinnerung an die Deportation der badischen Juden vom Oktober 1940 - einen Memorialstein, der am Museumsplatz bei der Alten Kirche seinen Platz gefunden hat.

Gedenkstein in Schopfheim Memorialstein für die Deportationsopfer (Abb. aus: mahnmal-neckarzimmern.de)

Anm.: Eine Doublette des Steines befindet sich beim zentralen Mahnmal in Neckarzimmern.

2021 wurden in der Wallstraße Schopfheims drei sog. „Stolpersteine“ für Angehörige der jüdischen Familie Auerbacher verlegt; damit wurde laut Gemeinderatsbeschluss das Vorhaben der Initiative „Stolpersteine Wiesental“ unterstützt. 2023 wurden weitere drei messingfarbene Gedenkquader für jüdische NS-Opfer in die Gehwegpflasterung der Hauptstraße eingelassen. Zudem wurde eine „Stolperschwelle“ vor dem Max-Pflüger-Heim in Wiechs gesetzt, die an 108 Menschen erinnern soll, die im Zuge der T 4-Aktion Opfer der „Euthanasie“ geworden sind.

Die Recherchen zur Verlegung weiterer Steine werden derzeit durchgeführt (Stand 2023); vermutlich wird dann auch an Opfer der „Euthanasie“ erinnert werden.

   Stolperstein Wilhelm Auerbacher Schopfheim.jpgStolperstein Bella Auerbacher Schopfheim.jpgStolperstein Melitta Auerbacher Schopfheim.jpg Aufn. Zieglhar, 2021, aus: wikipedia.org, CC BY-SA 4.0

Der 1888 in Schopfheim geborene Max Picard (sein Urgroßvater war ein berühmter Rabbiner), der nach seinem Medizinstudium zunächst als Arzt tätig war, ging dann in die Schweiz (Tessin), wo er sich als freier Schriftsteller niederließ. Picard verfasste Werke zur Kunstphilosophie und Kunstkritik. Seine zahlreichen Publikationen und Zeitschriftenbeiträge waren bei einigen seiner Zeitgenossen nicht unumstritten. Max Picard, der auf Grund seiner schriftstellerischen Tätigkeiten auch Ehrungen erhielt, starb 1965 bei Lugano. In Schopfheim erinnern heute neben einer Gedenktafel an seinem Geburtshaus auch der Dr.-Max-Picard-Platz und das „Pflegestift Dr. Max Picard“ an den berühmten Sohn der Stadt.

 

 

 

Weitere Informationen:

Julius Wilhelm, Der Lörracher Judenfriedhof von 1670, o.O. 1932

F.Hundsnurscher/G.Taddey, Die jüdischen Gemeinden in Baden. Denkmale, Geschichte, Schicksale, Hrg. Archivdirektion Stuttgart, Kohlhammer Verlag, Stuttgart 1968, S. 181- 184

Henriette Ruprecht, Geschichte des deutschen Judentums - Geschichte der Lörracher Juden, Maschinenmanuskript, Lörrach 1969

Gerhard Moehring, Der Judenfriedhof und die Lörracher Juden, in: "Unser Lörrach" (Jahrbuch von 1970), S. 65 - 70

Flora Selinger, Marie Beck - ein Lörracher Schicksal, in: "Unser Lörrach"' (Jahrbuch von 1975), S. 165 - 174

Alfred Bloch, Die Geschichte der Lörracher Juden. Die Zeit des Synagogenbaus, in: "Unser Lörrach" (Jahrbuch von 1980) S. 128 – 132

Alfred Bloch, Aus der Vergangenheit der Lörracher Juden, in: Jahrbücher "Unser Lörrach” 10/1979, 11/1980 und 12/1981

Julius Güttes, Die Judenemanzipation in Baden und die Folgen für die Lörracher Judengemeinde, in: "Schriftenreihe des ‘Museum am Burghof’", 1984

Joachim Hahn, Erinnerungen und Zeugnisse jüdischer Geschichte in Baden-Württemberg, Konrad Theiss Verlag, Stuttgart 1988, S. 315 - 318

Max Selinger, 10.November 1938 - 10.November 1988, in: "Unser Lörrach" (Jahrbuch von 1989)

Paul Rothmund, Zerstörung der Synagogen – 50 Jahre danach, in: "Das Markgräflerland", Heft 1/1989, S. 65

Axel Huettner, Die jüdische Gemeinde von Kirchen 1736 - 1940. 200 Jahre jüdische Geschichte im Markgräflerland, Hrg. Gemeinde Efringen-Kirchen, Selbstverlag, Wollbach, 3.Aufl. 1993, S. 52 f.

Monika Preuß (Bearb.), Alter jüdische Friedhof Lörrach, Unveröffentlichte Grunddokumentation des Landesdenkmalamtes Baden-Württemberg, 1994

Lukrezia Seiler, Was wird aus uns noch werden? Briefe der Lörracher Geschwister Grunkin aus dem Lager Gurs 1940 – 1942, Chronos-Verlag, Zürich 2000

Joachim Hahn/Jürgen Krüger, “Hier ist nichts anderes als Gottes Haus ...” Synagogen in Baden-Württemberg, Teilband 2: Orte und Einrichtungen, Konrad Theiss Verlag GmbH, Stuttgart 2007, S. 298 - 301

Marcus Moehring/Tatjana Bollinger (Hrg.), Jüdisches Leben in Lörrach/Vergangenheit – Gegenwart – Zukunft", in: "Lörracher Hefte - Rote Schriftenreihe des Museums am Burghof", Heft 7, Lörrach 2007

Lörrach, in: alemannia-judaica.de (mit diversen Dokumenten zur jüdischen Ortshistorie)

Schopfheim, in: alemannia-judaica.de

Grundsteinlegung der neuen Synagoge in Lörrach, in: „Mitteilungsblatt des Oberrates der israelitischen Gemeinden Badens“, Ausgabe 33/Sept. 2007

Neue Lörracher Synagoge eingeweiht – Hoffen auf friedvollere Zukunft, in: „Badische Zeitung“ vom 9.11.2008

Sabine Ehrentreich (Red.), Stele wird an die Deportation der Juden erinnern, in: „Badische Zeitung“ vom 2.10.2010

Willi Adam (Red.), Namen gegen das Vergessen – Stele erinnert an die Deportation von Lörracher Juden, in: „Badische Zeitung“ vom 7.4.2011

Nikolaus Trenz (Red.), Ramon Weber erstellt eine besondere Homepage für die jüdische Gemeinde Lörrach, in: „Badische Zeitung“ vom 29.5. 2013

Robert Neisen, Lörrach und der Nationalsozialismus: Zwischen Fanatismus und Distanz, hrg. vom Stadtarchiv der Stradt Lörrach, 2013

Barbara Rude (Red.), Brüche und Zäsuren – Die Betonskulptur „9.November“ von Bernd Goering, in: „Badische Zeitung“ vom 30.8.2014

Maja Tolsdorf (Red.), Neu entdeckt. Als stünde die Zeit vollkommen still, in: „Badische Zeitung“ vom 24.5.2016 (Anm. betrifft jüdischer Friedhof)

Jan Stoll (Red.), "Wie eine verführte Herde haben sich die Lörracher um die Sachen gestritten“ : Die Enteignung jüdischen Vermögens nach der Deportation in Lörrach anhand fotografischer Dokumente, in: Klaus Hesse/Andreas Nachama (Hrg.), „Vor aller Augen“ - die Deportation der Juden und die Versteigerung ihres Eigentums, Verlag Hentrich&Hentrich, Leipzig/Berlin 2018, S. 73 - 82

Sabine Dehrentreich (Red.), Stadtgeschichte. Historiker Robert Neisen erforscht die Lörracher Ortsteile in der NS-Zeit, in: „Badische Zeitung“ vom 11.8.2018

Ansgar Taschinski (Red.), Ausdruck einer lebendigen Gemeinde, in: „Badische Zeitung“ vom 12.11.2018

Sabine Ehrentreich (Red.), Das Thema „Stolpersteine“ wird in Lörrach neu diskutiert, in: „Badische Zeitung“ vom 6.12.2018

Jochen Fillisch (Red.), Schwieriges Gedenken. In Lörrach gründet sich eine Initiativgruppe, die sich für Stolpersteine einsetzt, in: „Badische Zeitung“ vom 10.2.2019

Regine Ounas-Kräusel (Red.), Geschichte erlebbar machen, in: „Die Oberbadische“ vom 11.2.2019

Joshua Kocher (Red.), Im Herbst 2020 könnten in Lörrach erste Stolpersteine verlegt werden, in: „Badische Zeitung“ vom 22.9.2019

Sabine Ehrentreich (Red.), Das Konzept für die Erinnerungskultur in Lörrach steht, in: „Badische Zeitung“ vom 17.12.2019

Robert Bergmann (Red.), Erinnerungskultur. Ab Herbst können in Lörrach Stolpersteine verlegt weden, in: „Badische Zeitung“ vom 11.2.2020

Regine Ounas-Kräusel (Red.), Lörrach. Steine der Erinnerung und Mahnung, in: „Die Oberbadische - Markgräfler Tagblatt“ vom 22.5.2020

Sabine Ehrentreich (Red.), Bis zur Verlegung der ersten Stolpersteine in Lörrach war es ein langer Weg, in: „Badische Zeitung“ vom 24.9.2020

Kristoff Meller (Red.), Lörrach. Erinnern und wachsam bleiben, in: „Die Oberbadische – Markgräfler Tagblatt“ vom 24.9.2020

Ulrich Tromm (Red.), Am 10.November 1938 wurde die Lörracher Synagoge verwüstet, in: „Badische Zeitung“ vom 10.11.2020

Thomas Loisl Mink (Red.), Die jüdische Gemeinde Lörrach wurde vor 350 Jahren erstmals erwähnt, in: „Badische Zeitung“ vom 15.12.2020

ov/bk (Red.), Lörrach. Kultur des Erinnerns, in: „Die Oberbadische - Markgräfler Tageblatt“ vom 3.1.2021

Peter Bollag (Red.), Gefeiert wird später – Die Gemeinde wurde vor 350 Jahren erstmals urkundlich erwähnt, in: „Jüdische Allgemeine“ vom 14.1.2021

Sarah Trinler (Red.), In Schopfheim sollen bereits im Oktober Stolpersteine verlegt werden, in: „Badische Zeitung“ vom 29.1.2021

André Hönig (Red.), In Schopfheim können Stolpersteine zum Gedenken verlegt werden, in: „Badische Zeitung“ vom 23.2.2021

N.N. (Red.), Schopfheim. Freitod als letzter Ausweg vor der Deportation, in: „Die Oberbadische - Markgräfler Tagblatt“ vom 23.5.2021

André Hönig (Red.), So kam die letzte jüdische Einwohnerin Schopfheims 1944 ihrer Deportation zuvor, in: „Badische Zeitung“ vom 24.5.2021

Paul Eischet (Red.), Im Oktober werden in Schopfheim die ersten acht Stolpersteine verlegt, in: „Badische Zeitung“ vom 11.6.2021

Presse-Info Stadt Lörrach (Hrg.), Stolpersteinverlegung 2021 in Lörrach, vom 16.7.2021

Gerald Nill (Red.), Schopfheim. Drei „Stolpersteine“ als Auftakt, in: "Die Oberbadische - Markgräfler Tagblatt - Weiler Zeitung“ vom 23.9.2021

Petra Martin (Red.), Schopfheim – Erinnerung an Familie Auerbacher, in: „Die Oberbadische - Markgräfler Tagblatt - Weiler Zeitung" vom 12.10.2021

mek/ndg (Red.), Stolpersteine in Lörrach. Sieben Steine gegen das Vergessen, in: „Die Oberbadische - Markgräfler Tagblatt - Weiler Zeitung“ vom 13.10.2021

Auflistung der Stolpersteine in Lörrach, online abrufbar unter: commons.wikimedia.org/wiki/Category:Stolpersteine_in_Lörrach?uselang=de

Hans-Jürgen Hege (Red.), Den Nummern einen Namen geben, in: „Die Oberbadische - Markgräfler Tagblatt – Weiler Zeitung“ vom 21.1.2022 (betr. geplante Verlegung weiterer Stolpersteine in Schopfheim)

Hubert Bernnat (Red.), Lörrach. Zerstörung und Erhalt in der NS-Zeit, in: „Die Oberbadische - Markgräfler Tagblatt - Weiler Zeitung“ vom 18.2.2022

Werner Müller (Red.), Schopfheim. Stolpersteine: Recherchen gehen weiter, in: „Die Oberbadische - Markgräfler Tagblatt – Weiler Zeitung“ vom 4.3.2022

Ulrich Tromm (Red.), Lörrach. Wie ein jüdischer Kaufmann in der NS-Zeit der Deportation entkam, in: „Badische Zeitung“ vom 10.8.202

Stadt Lörrach (Bearb.),Stolpersteinverlegung in Lörrach – Zehn Steine werden an drei Orten in den Boden eingelassen, in: Presse-Informationen der Stadt Lörrach vom 14.10.2022

Christoph Schennen (Red.), Schopfheim. Weitere Stolpersteine in Planung, in: „Markgräfler Tagblatt“ vom 27.1.2023

Robert Bergmann (Red.), Die unsichtbare Geschichte, in: „Badische Zeitung“ vom 9.3.2023 (Anm. mit Nennung der ehem. jüdischen Geschäfte in der Stadt)

Kathryn Babeck (Red.), Schopfheim. Spätes Gedenken an NS-Opfer, in: „Die Oberbadische - Markgräfler Tagblatt - Weiler Zeitung“ vom 4.8.2023

Barbara Ruda (Red.), Fünf neue Stolpersteine für NS-Opfer kommen in Lörrasch hinzu, in: „Badische Zeitung“ vom 5.12.2023