Schemnitz/Banská Štiavnica (Slowakei)

Map slovakia banska stiavnica.png  Datei:Okres stiavnica.png – Wikipedia Gold- und Silberabbau in Schemnitz – in einer der drei oberungarischen Bergbaustädten - verhalf der Region im 14. bis 16.Jahrhundert zu großem Wohlstand. Im 18.Jahrhundert war das heutige slowakische Banská Štiavnica (ung. Selmecbanya) - ca. 30 Kilometer südwestlich von Neusohl/Banská Bystrica gelegen - die drittgrößte Stadt des Ungarischen Königreiches. Derzeit leben etwa 10.000 Einwohner in der Kleinstadt (rot markiert, Kartenskizze aus: commons.wikimedia.org, CC BY-SA 3.0).

Selmec20.jpgBanská Štiavnica - Postkarte um 1920 (Abb. aus: wikipedia.org, CCO)

Bereits im 14.Jahrhundert sollen vereinzelt Juden in Schemnitz gelebt haben.

Eine neuzeitliche Gemeinde gründete sich aber erst in den 1870er Jahren, nachdem die ungarische Gesetzgebung das Ansiedlungsverbot in den sog. „Bergstädten“ aufgehoben hatte (nach 1840) und danach erst nur zögerlich jüdische Familien in die einst "verbotene Stadt" zugezogen waren.

Zu den Einrichtungen der schnell wachsenden israelitischen Gemeinde gehörten eine im Jahre 1887 eröffnete Elementarschule und ein fünf Jahre später eingeweihter Synagogenbau (im Stil des Neoklassizismus).

Anfang der 1890er Jahre gründete sich auch eine Chewra Kadischa (Beerdigungsbruderschaft), die  verstorbene Gemeindeangehörige zur letzten Ruhe begleitete.

Zur Gemeinde gehörten auch jüdische Familien aus acht umliegenden Dörfern.

Juden in Schemnitz/Banská Štiavnica:

--- 1879 ....................... ca.  30 Familien,

--- 1910 ..........................  527 Juden,

--- 1930 ....................... ca. 390   “  . 

--- 1940 ....................... ca. 400   “  .

Angaben aus: The Encyclopedia of Jewish Life before and during the Holocaust (Vol. 1), S. 86

und                The Jewish Community of Banská Štiavnica, in: dbs.bh.org.il/place/banska-stiavnica

An der wirtschaftlichen Entwicklung der Stadt hatten Juden einen beachtlichen Anteil; so zählten jüdische Familien zu denen, die in der Stadt Industriebetriebe (Tabak- und Holzverarbeitung, Strickwarenfabrikation) angesiedelt hatten; daneben spielte der Handel die Haupterwerbsquelle. 

Bildergebnis für schemnitz slowakei hist. Ansichtskarte, um 1920

Die Beziehungen zwischen dem jüdischen Bevölkerungsteil (meist dem gehobenen Bürgertum zugehörig) und der aus Ungarn, Slowaken und Deutschen bestehenden Bevölkerungsmehrheit sollen insgesamt gut gewesen sein; bis in die frühen 1930er Jahre soll Antisemitimus hier keine Rolle gespielt haben.

In der Zwischenkriegszeit fanden zionistische Ideen in der Gemeinde - vor allem bei jungen Leuten - Anklang.

Nach Gründung des slowakischen Nationalstaates begann die Entrechtung und Verfolgung der jüdischen Minderheit: ihre Betriebe/Geschäfte wurden „arisiert“ und damit ihnen jegliche wirtschaftliche Basis entzogen.

Im Frühjahr 1942 begannen die Deportation der in Schemnitz/Banská Štiavnica lebenden jüdischen Bewohner; etwa 100 Personen blieben zurück. Einige konnten überleben, weil sie sich in den Wäldern und umliegenden Dörfern verstecken konnten; die anderen wurden im Herbst 1944 nach Auschwitz deportiert.

Ein Großteil der jüdischen Bevölkerung von Banská Štiavnica wurde Opfer der "Endlösung". Diejenigen, die nach Kriegsende zurückgekehrt waren, verließen aber bald die Stadt wieder und emigrierten z.g.T. nach Palästina/Israel.

Das ehemalige Synagogengebäude ist erhalten geblieben.

Synagóga, Banská Štiavnica.JPG vor der Restaurierung (Aufn. Peco, 2012, aus: commons.wikimedia.org, CC BY-SA 3.0)

 ... nach der Restaurierung Zrekonštruovaná budova synagógy v Banskej Štiavnici Foto Peter W. Haas (Aufn. Peter W. Haas, aus: bystricoviny.sk)

 

Weitere Informationen:

The Encyclopedia of Jewish Life before and during the Holocaust (Vol. 1), New York University Press, Washington Square, New York 2001, S. 86

The Jewish Community of Banská Štiavnica, Hrg. Beit Hatfutsot – Museum of the Jewish People, online abrufbar unter: dbs.bh.org.il/place/banska-stiavnica

Maros Borský, Synagogue Architecture in Slovakia towards creating a memorial landscape of lost community, Dissertation (Hochschule für Jüdische Studien in Heidelberg), 2005, S. 151