Nordenburg (Ostpreußen)

undefinedNordenburg a.d. Swine - ein kleines Landstädtchen im ehem. Kreis Gerdauen südwestlich von Insterburg gelegen - ist das heutige russische Krylowo mit derzeit ca. 800 Einwohnern dem Stadtkreis Prawdinsk zugehörig (Ausschnitt aus hist. Karte 'Kreis Gerdauen', aus: wikipedia.org, gemeinfrei  -  Kartenskizze, F. Loseries 2008, aus: wiki-de.genealogy.net - aktuelle Karte mit Krylowo rot markiert, aus: wikipedia.org CCO).   

Nordenburg wurde 1366 erstmals als Wildhaus des Ordens erwähnt. 1405 erfolgte die Stadtgründung und zwei Jahre später verlieh ihr Hochmeister Ulrich von Jungingen die kulmischen Stadtrechte.

 

In Nordenburg a.d. Swine bildete sich eine kleine jüdische Gemeinde im Laufe der zweiten Hälfte des 19.Jahrhunderts heraus. Die im Jahre 1885 aus ca. 70 Angehörigen bestehende Judenschaft Nordenburgs besaß einen eigenen Friedhof - er lag im Süden der Stadt am Westufer der Aschwöne - und eine Synagoge. Das seit 1899 existierende Synagogengebäude – es befand sich im Nordosten der Stadt an der Straße, die nach Angerburg führte - war durch eine Stiftung des Kaufmanns Benjamin Sandelowsky errichtet worden.

Anm.: Die Festpredigt zur Grundsteinlegung der Nordenburger Synagoge kann nachgelesen werden in: http://sammlungen.ub.uni-frankfurt.de/freimann

https://c2.staticflickr.com/8/7298/12724818325_9d20fe50a2_h.jpg  Synagoge in Nordenburg (Aufn. um 1920, aus: flickr.com)

Datei:Nordenburg Teilansicht.jpgDatei:Nordenburg Kirchenstraße.jpg

           Teilansicht der Stadt Nordenburg  und Kirchstraße - hist. Ansichtskarten um 1910 (aus: wiki-de.genealogy.net)

In den 1920er Jahren lebten in Nordenburg 13 jüdische Familien (namentliche Nennung der Familien siehe: jewsineastprussia.de/de/jews-in-nordenburg/). Im Laufe der NS-Zeit verließen fast alle jüdischen Einwohner den Ort. Das Synagogengebäude wurde im November 1938 schwer beschädigt. Vermutlich wurde damals auch der jüdische Friedhof zerstört; Spuren vom Begräbnisgelände sind heute nicht mehr vorhanden.

Die Stadt fiel Ende Januar 1945 der Roten Armee nahezu unzerstört in die Hände. Eigentlich sollte sie den Polen übergeben werden, doch die Sowjets wollten auf die strategisch wichtige Kleinstadt (Kreuzung der Reichstraßen 131 u. 139) nicht verzichten und zwangen die Polen zum Abzug. Vermutlich aus Wut darüber zündeten diese die ganze Altstadt an, die völlig abbrannte.

 

Anm.: Kurz nach Kriegsende wurde die gesamte Altstadt – auch das ehemalige Synagogengebäude - abgetragen; nur die Ruine des Turms der Ordenskirche blieb stehen; ein Wiederaufbau erfolgte nicht. Das ehemalige Stadtgebiet von Nordenburg liegt heute nur wenige hundert Meter von der russisch-polnischen Grenze entfernt. Heute gehört Nordenburg (russ. Krylowo) größtenteils zum Königsberger Gebiet (Kaliningradskaja oblast) der Russischen Föderation und hat etwa 500 zumeist russische Einwohner. Einige ehemalige Ortsteile Nordenburgs liegen in der polnischen Wojewodschaft Ermland-Masuren.

 

 

 

Weitere Informationen:

Ronny Kabus, Juden in Ostpreußen, Husum 1998, S. 145

Marianne Hansen, Eine verlorene Kultur - Kirchspiel Nordenburg, o.J.

Rolf Dyckerhoff (Bearb.), Juden in Nordenburg, Hrg. Jews in East Prussia – History and Culture Society, online abrufbar unter: jewsineastprussia.de/de/jews-in-nordenburg/