Burgebrach (Oberfranken/Bayern)

Datei:Burgebrach in BA.svg Burgebrach - mit seinen 27 Gemeindeteilen - ist ein Markt mit derzeit ca. 7.000 Einwohnern im oberfränkischen Landkreis Bamberg (Kartenskizze 'Landkreis Bamberg', Hagar 2010, aus: commons.wikimedia.org, CC BY-SA 3.0).

 

Erstmalige Erwähnung von Juden in Burgebrach, einer kleinen bäuerlichen Siedlung, stammt aus der Mitte des 15.Jahrhunderts. Im Laufe des 17.Jahrhunderts bildete sich dann eine kleine jüdische Gemeinde heraus, deren wenige Mitglieder sich durch regelmäßige ‚Sonderabgaben’ ihren Aufenthalt am Ort sichern mussten. Zudem waren sie zu Schutzgeldzahlungen an die Herren von Pölnitz verpflichtet. Elf Matrikelstellen waren 1813 für jüdische Familien ausgewiesen. Die jüdischen Familien bestritten ihren Lebensunterhalt überwiegend mit dem Handel mit Vieh, Schnittwaren und Produkten des alltäglichen Bedarfs; gegen Mitte des 19.Jahrhunderts lassen sich auch einige Handwerker nachweisen.

Ein Synagogenraum war in einem Wohnhaus untergebracht; auch eine "Judentauche" (Mikwe) war vorhanden. Die jüdische Religionsschule hatte ihr Domizil zunächst in einem Wohnhaus, später im Synagogengebäude. Ein von der Gemeinde angestellter Religionslehrer übte auch die Funktionen des Vorbeters und Schächters aus.

Stellenausschreibungen aus der Zeitschrift „Der Israelit“ von 1885 und 1893:

       

Im Laufe der zweiten Hälfte des 19.Jahrhunderts war ein dauernder Wechsel in der Besetzung der Lehrerstelle zu verzeichnen; nur maximal zehn Jahre war hier eine Lehrperson im Amt. Da es seit 1910 keine jüdischen Kinder mehr in Burgebrach gab, wurde die Schule aufgelöst.

Trotz der geringen Zahl der Gemeindemitglieder war Burgebrach ab 1826 über viele Jahrzehnte Sitz eines Bezirksrabbinats, zu dem auch die umliegenden Orte Aschbach, Bischberg, Frensdorf, Grasmannsdorf, Lisberg, Mühlhausen, Trabelsdorf, Trunstadt, Viereth und Walsdorf gehörten. Das Rabbinat fiel um 1905 dem Distriktrabbinat Bamberg zu.

Über einen eigenen Friedhof verfügte die unbedeutende Gemeinde zu keiner Zeit; Verstorbene hatte man seit der Mitte des 17.Jahrhunderts auf dem jüdischen Friedhof von Walsdorf beerdigt.

Juden in Burgebrach:

         --- um 1765 ................... ca. 35 Juden,

    --- 1798 .......................... 39   “  ,

    --- 1813 .......................... 11 jüdische Familien (Matrikelstellen),

    --- 1824/25 ....................... 76 Juden,

    --- 1840 .......................... 82   “  ,

    --- 1852 .......................... 98   “   (10,5% d. Bevölk.),

    --- 1875 .......................... 42   “  ,

    --- 1890 .......................... 37   “   (ca. 4% d. Bevölk.),

    --- 1900 .......................... 31   “   (ca. 3% d. Bevölk.),

    --- 1910 .......................... 19   “  ,

    --- 1925 ..........................  5   “  ,

    --- 1933 ..........................  2   “  .

Angaben aus: Klaus Guth (Hrg.), Jüdische Landgemeinden in Oberfranken (1800 - 1942), S. 122

 

Mit der nach 1860 einsetzenden Abwanderung vor allem nach Nordamerika verlor die Gemeinde in kurzer Zeit mehr als die Hälfte ihrer Mitglieder. Ihr weiteres Bestehen sicherte sich die Gemeinde infolge der Zusammenlegung mit der von Reichmannsdorf (Schlüsselfeld), ehe sie dann schließlich 1924 offiziell aufgelöst wurde. Im Jahre 1927 ging das schon seit Jahren ungenutzte Synagogengebäude an christliche Besitzer über. Das fortan zu Wohnzwecken genutzte Gebäude ist bis auf den heutigen Tag erhalten.

Anfang der 1930er Jahre lebten nur noch zwei jüdische Personen im Ort. Mit der Emigration der Familie Hermann in die USA endete 1938 hier jegliches jüdische Leben.

Nach Angaben der Gedenkstätte Yad Vashem/Jerusalem wurden fünf aus Burgebrach stammende Juden Opfer der „Endlösung(namentliche Nennung der betroffenen Personen siehe: juden-in-baden.de/burgebrach_synagoge.htm).

 

 

In Grasmannsdorf – seit 1972 Ortsteil von Burgebrach – gab es bis gegen Mitte des 19.Jahrhunderts eine kleine israelitische Gemeinschaft, die der Grundherrschaft des Rittergutes derer von Heinrichen unterstand. Auf der Matrikellistung von 1813 waren für das kleine Dorf Großmannsdorf sieben jüdische Haushaltsvorstände verzeichnet, die ihre Familien vor allem als Viehhändler ernährten. Bis 1860/70 sollen alle Juden das Dorf verlassern haben.

 

 

Weitere Informationen:

Klaus Guth (Hrg.), Jüdische Landgemeinden in Oberfranken (1800 - 1942). Ein historisch-topographisches Handbuch, Bayrische Verlagsanstalt Bamberg, Bamberg 1988, S. 115 - 128

Israel Schwierz, Steinerne Zeugnisse jüdischen Lebens in Bayern - Eine Dokumentation, Hrg. Bayrische Landeszentrale für politische Bildungsarbeit, München 1992, S. 211

Markt Burgebrach, in: alemannia-judaica.de (mit Dokumenten zur jüdischen Ortsgeschichte)